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Rund um die Uhr vor dem Bildschirm…

Rund um die Uhr vor dem Bildschirm…

Soltom

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Ich bin mittlerweile echt sooo genervt… Also: mein Freund arbeitet als Programmierer. Klar, dass er dann den ganzen Tag während er arbeitet (Homeoffice) vor seinen Bildschirmen sitzt, ist schließlich sein Arbeitsplatz. Aber er sitzt auch den Rest des Tages und Abends immer vor irgendeinem verdammten Bildschirm… Offiziell arbeitet er von 8:30 bis 17:00Uhr. Meistens arbeitet er länger, aber so um 18:00 macht er häufig Feierabend. Dann spielt er eine halbe Stunde mit unserer Tochter (13 Monate), so dass ich mich mal duschen und ein paar Minuten ausruhen kann bzw. Essen kochen kann und übernimmt auch oft das Füttern am Abend (wenn ich ihn drum bitte). Er hat dann schon tausendfach sein Handy angestarrt und ihr nur alle zwanzig Sekunden mal einen Löffel Brei hingehalten oder geschaut ob sie isst. Sie ist davon natürlich irritiert. Mittlerweile war ich oft genug wütend deswegen und er lässt es…immerhin. Dann bringe ich die Kleine ins Bett und er geht wieder vor seinen Computer, um weiter zu programmieren oder YouTube zu schauen oder oder oder… Wenn die Kleine dann schläft würde ich sehr gerne mal wenigstens ein paar Minuten Zeit MIT ihm verbringen, wir haben auch so schon kaum noch Zeit miteinander. Und von ihm kommt dann immer was nach dem Motto: „Bin gleich fertig..ich möchte nur noch grad xy“ und er versinkt wieder. Manchmal warte ich dann…aber ich kann lange warten. Es war schon immer so, dass er beim Essen immer auf sein Handy starrt oder direkt am Computer isst. Selbst wenn ich ein Drei-Gänge-Menü koche stopft er es nur nebenher in sich rein und starrt auf sein Handy. Wenn wir mal spazieren gegangen sind und nach Hause kamen ist die Reihenfolge der Dinge die er tut: Schuhe aus, Jacke aus, Hände waschen, Laptop aufklappen oder wahlweise Computer anmachen. Bevor ich überhaupt meine Jacke aufgehängt hab, starrt er schon wieder auf einen Bildschirm. Und wenn er tatsächlich mal ganz in echt Zeit mit mir verbringen will, dann will er ausnahmslos NUR „Was schauen“. Ich hab keine Ahnung mehr wann er zuletzt mal MICH angeschaut hat. Wenn wir auf dem Sofa sitzen: starrt er auf sein Handy. Wenn wir kuscheln, starrt er auf sein Handy (japp..sex kann man völlig vergessen..) Wenn wir essen gehen, starrt er auf sein Handy. Wenn ich ihn deshalb anspreche, legt er es kurz weg, nur um es spätestens eine Minute später ganz gedankenverloren wieder vorzuholen und weiter draufzustarren. Das blödeste an der Sache ist dass er permanent jammert, er würde so gerne endlich mal wieder mehr lesen (er kauft ständig Bücher die er dann nicht liest) und er würde soo gerne mehr Zeit mit mir und seiner Tochter verbringen. Aber egal wann und wo: immer klebt er an einem Bildschirm. Und wenn ich ihm dann sage wie sehr mich das stört und ihm sage, er sei meiner Meinung nach Bildschirmsüchtig (denn zieht mal mal ca. Sieben Stunden Schlaf und eine halbe Stunde duschen und anziehen und ca. eine Stunde kümmern und spielen mit seiner Tochter bleiben täglich 15,5h Bildschirmzeit) dann wird er regelrecht aggressiv und sagt das sei völliger Blödsinn. Selbst im Urlaub ist es nicht viel besser. Er sagt, ihn würde das entspannen, er bräuchte eben auch mal Feierabend… Ich würde so gerne mal wo Urlaub machen, wo es kein Internet gibt… Gibt es solche Orte überhaupt?


LZSMama

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Mein Mann ist ebenfalls Informatiker und im Homeoffice. Ich verstehe deine Situation (teilweise): da er berufsbedingt viel Zeit vor dem PC verbringt und diesen auch in der Freizeit gerne nutzt ergeben sich pro Tag sehr lange "Bildschirmzeiten". ABER: Mein Mann hat ein eigenes Büro - es gibt eine klare räumliche Trennung von seinem Arbeitsbereich und unserem gemeinsamen Wohnbereich (bei Homeoffice manchmal schwierig). Wir haben, als unsere Kinder im Baby-/Kleinkindalter waren, auf Fernsehen / PC neben den Kindern verzichtet. Heute haben die Kinder jeweils eine festgelegte Bildschirmzeit die sie für (kindgerechte) PC Spiele oder TV nutzen dürfen. Wir achten jedoch sehr darauf, unsere gemeinsame Familienzeit möglichst nicht mit TV und PC zu verbringen. Bei uns verwendet niemand Handy etc. bei Tisch während der gemeinsamen Mahlzeiten. Ich würde an deiner Stelle vor allem nochmals eindringlich mit deinem Freund über die PC/TV/Handy Nutzung während des Essens oder Spielens mit der Tochter reden! Ihr könntet bei eurer gemeinsamen "Paarzeit" /beim Hobby/Freizeitaktivität/Essen gehen beide bewußt auf Handy und Co verzichtet. Bezüglich "internetfreier" Urlaubsorte hab ich spontan keinen Tipp (zumindest keinen der für Familienurlaub mit Kleinkind besonders geeignet wäre ;-)) Ich hoffe ihr findet eine Lösung! LG


Samira6

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Für mich klingt das schon danach, dass dein Freund irgendeine Sucht hat. Am besten redest du mal mit einer Suchtberatungsstelle oder vielleicht mit dem Hausarzt, was man da machen kann.


Astrid

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Ich denke, dass das vielen heute so geht. Handy und Co sind so irre verlockend, dass die meisten Menschen kaum davon loskommen. Das Gehirn will ständig Reize, Input, will abgelenkt werden usw. Früher war das kein Problem, man hat dann eben viel gelesen oder gern Brettspiele gemacht usw. Aber heute lässt man sich berieseln. Ja, ich denke auch, dass Dein Freund süchtig ist. Aber natürlich blockt er - wie alle Süchtigen - erstmal aggressiv ab, wenn man so etwas sagt. Ich würde zwei Schritte machen: Im ersten Schritt vereinbart Ihr, dass am Tisch kein Handy benutzt wird, weder zu Hause noch unterwegs. Es bleibt aus, fertig. Wichtig ist, dass Ihr das als feste Regel bestimmt. Dass Du also nicht bei jeder Mahlzeit leierst: „Kannst du das Handy nicht mal ausmachen?“, so wie jetzt. Sondern dass es von vornherein klar ist, dass es ausbleibt. Wenn das nicht funktioniert, würde ich eine Paarberatung empfehlen (das ist keine Paartherapie, es sind nur ein paar Beratungstermine). Weil das Ganze nämlich auch Dich sehr belastet. Und weil tatsächlich Beziehungen an der Computersucht von Männer zerbrechen, und zwar gar nicht mal so selten. Es ist heute ein häufiger Trennungsgrund, ich kenne auch so einen Fall. Und ja, es kann sein, dass Du dafür einen heftigen Konflikt aushalten und Dich sehr straight durchsetzen musst, damit Dein Freund mitkommt und Ihr Euch helfen lasst. Wenn sich rein gar nichts ändert oder er keine Bereitschaft zeigt, zu einer Beratung mitzukommen, musst Du überlegen, ob Du wirklich die nächsten Jahrzehnte mit einem Menschen verbringen möchtest, der innerlich nicht da ist. Der Dich nicht sieht, sein Kind nicht sieht, und ja, auch sich selbst nicht sieht. Der das richtige Leben komplett verpasst. Neben so einem Mann wirst Du verkümmern und vereinsamen. Deshalb lohnt es sich jetzt, ruhig sehr energisch zu kämpfen und Druck aufzubauen. Deute ihm vielleicht sogar an, dass Du auf Dauer so nicht mit ihm leben wirst. Denn das ist die Wahrheit, auch wenn Dir das jetzt selbst noch nicht so klar ist. LG


Mitglied inaktiv

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Heftig. Was soll man da machen? Eigentlich ein Fall für einen Entzug, aber wie macht man das, wenn die Sucht gleichzeitig seine Arbeit ist? Von außen betrachtet, sehe ich da einen Nerd, der keine Familie haben sollte. Aber jetzt seid Ihr nunmal da. Ich glaube, ich würde ihm ständig kurze Videos und Bilder schicken, vom Essen, vom Kind, von Dir, damit ihm auffällt, dass da noch was außerhalb seiner Blase ist.


Jumalowa

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Klingt für mich nach Handysucht. Ich würde ihm vorschlagen seine Bildschirmzeit mal zu protokollieren. Gibt ja genügend Apps etc. Dann hättent Ihr schwarz auf weiss wieviel Zeit er tatsächlich täglich am Bilschirm verbringt. Als nächstes würde ich klare Regeln aufstellen, kein Handy beim Essen und am Tisch. Feste Bildschirmzeit, vielleicht 2 Stunden am Abend. Wie bei einem kleinen Kind quasi. Traurig aber wahr.


Schniesenase

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Hallo Soltom, meine Devise ist immer: "Wenn die elektronischen Medien das Leben zu bestimmen anfangen, ist Zeit, ihnen einen kleineren Raum zuzuweisen." Ich hatte mal einen Partner mit einem ähnlichen Problem. Typisch ist dann die aggressive Umgangsweise mit der jeweiligen Partnerin im Alltag, wenn richtig intensiv Medien konsumiert werden. Dann werden sie sozusagen asozial. Alles nervt, was von ihm was will. Meine Reaktion, als ich die Intensität des Ganzen, also die Größe des Problems (also auch nachts und quasi immer konsumiert) herausfand: Therapie oder Trennung! Ich habe überhaupt keine Geduld mit Sucht und lebe damit absolut nicht. Das hatte ich als Kind und Jugendliche und hat sehr viel zerstört, das wird es in unserem Leben so nicht geben. Er wählte stationäre und ambulante Therapie und die Partnerschaft ging dann lange gut. Es war aber anfangs auch so, dass er die ambulante Therapeutin erst einmal komplett belogen hat, wie viel er da eigentlich im Netz ist und was er in welcher gewaltigen Menge an durchaus problematischem Material (Sucht braucht stetig größere Reize) konsumierte. Ich habe, weil ich das wusste, darauf bestanden, dass ich auch mal mitkomme. Dann kam alles heraus. Hätte er dann nicht so ernsthaft die Therapie gemacht, wäre ich sofort ausgezogen und weg gewesen. Es kann jedem und jeder passieren, in eine Sucht zu rutschen. Viele Süchte sind fließend im Übergang. Man muss aber dann was tun, um die Sucht zu beenden, damit alle normal mit einem leben können, im sozial verträglichen Rahmen, ohne ewige Kompensationen, Co-Sucht usw. Viele Süchte hören nie auf, aber man kann lernen, sie zu kontrollieren. Verantwortlich dafür ist immer die süchtige Person. Therapie ist meiner Meinung nach dafür unerlässlich. Alles Gute für Euch! Das ist echt ganz schöner Mist! VG Sileick