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Totale Ausraster, anhänglich und schüchtern

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Totale Ausraster, anhänglich und schüchtern

Lilal

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Hallo, ich brauch mal wieder ein paar Ratschläge und liebe Worte. Mei sohnn ist 3 Jahre alt und schon immer eher ein anstrengendes Kind. In letzter Zeit fällt mir aber vermehrt auf dass er SEHR anstrengend ist. Ich hab ihn unfassbar lieb und kenne auch seine wunderbaren Seiten. Er kann schon super sprechen, ist sehr sensibel, einfühlsam und zeigt mir seine Liebe von ganzem Herzen. Aber er ist auch sehr anhänglich, quengelt und weint sehr viel, momentan haut und beißt er oft und rastet total aus. Ich weiß das sind "normale" wutanfälle aber es ist manchmal wirklich heftig. Er haut mich eytren und brüllt wie am spieß. Oft weiß ich garnicht wie ich reagieren soll. Wenn ich aufstehe und gehe rennt er hinterher. Festhalten oder irgendwo in ein zimmer sperren ist wirklich nicht meine art. Was macht man denn wenn ein drei Jahriger absolut nicht hört, schreit und haut? Drohungen funktionieren zwar manchmal aber sind auch keine gute Lösung. Er ist einfach total seltsam manchmal. Wenn ich irgendwo mit ihm hingehe hängt er nur an meinem Rockzipfel. Manchmal dreht er sich auch um und läuft einfach wieder raus oder legt sich auf den Boden und tut so als würde er schlafen. Ihm fällt es so schwer mit fremden Situationen umzugehen. Wenn ich andere Kinder sehe die dann in ihrem Kinderwagen sitzen und sich über andere Menschen freuen, oder einfach vor sich hin spielen, beneide ich es so einfach zu haben. Er will ständig meine Aufmerksamkeit und traut sich nichts alleine. Ich kann mit ihm nirgendwo hingehen weil er dann ständig nur bei mir rumhängt und will dass ich alles mit ihm mache. Ich versuch mit ihn über alles zu reden aber er sagt auch oft er kann das noch nicht oder er ist zu klein....kennt ihr das? Habt ihr Tipps? Ich fühle mich in manchen Situationen echt überfordert, weil ich einfach nicht weiß wie ich mit ihm umgehen soll. Liebe Grüße


seerose1979

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Hallo, meine Gedanken sind folgende: - versuche herauszufinden, welche Situationen ihn überfordern bzw. wann er genau anfängt mit dem Hauen und Beißen. Sollte es dazu kommen, ihm auf jeden Fall kurz und knapp sagen:" Aua, hör auf zu Beißen", oder "das tut mir weh, hör auf zu Hauen." Dann notfalls auch die Hand festhalten oder trotzdem versuchen aus der Situation zu gehen. - immer mal wieder ausprobieren, ihn schon vorzuschicken a la "geh schon mal in dein zimmer, trinke nur schnell noch meinen Kaffee aus (oder was auch immer gerade für einen mini Moment so tut). Schafft er dies, lobe ihn dafür. Mag er lieber bei dir bleiben und warten, dann ist das auch okay- also nicht dramatisieren. - schau mal (vielleicht auch gemeinsam mit deinem Mann) welche und wieviele Regeln gibt es in unserem Haushalt. Versucht wenige Regeln einzuführen, die dann aber auch konsequent durchgeführt werden sollten, z.B. an der Straße gehst du an meiner Hand. Klappt das nicht, gehst du mit ihm wieder nach Hause. Vielleicht könntet ihr auch ein Plakat gestalten, wo die Regeln bildlich festgehalten sind. So könntet ihr immer gemeinsam schauen und gegebenenfalls auf die entsprechende Regel zeigen/verweisen. - es gibt gar nicht so wenige Dreijährige, die sich noch nicht alleine zum Spielen trauen, besonders in einer fremden Umgebung. Genieße es, wenn er noch mit dir spielt. Räumt euch Spielzeiten ein, z.B. jetzt spiele ich 30 Minuten mit dir, dann muss ich kurz die Wäsche aufhängen. Entweder er spielt dann alleine weiter oder er hilft dir eben beim Wäsche aufhängen. - Bilderbücher (zum Thema) anschauen und vorlesen: a.) Das große Buch vom Mutigsein Löwe Verlag b.) Der kleine Bauchweh von Corinna Leibig c.) Wenn ich ängstlich bin von Nanna Neßhöver d.) Wieso? Weshalb? Warum? Ängstlich, wütend, fröhlich sein e.) Beissen darf nur das Krokodil von Carina Heer - kleine Sachen darf er mitentscheiden, z.B. rote Hose oder blaue Hose, Wasser oder Tee trinken, Spielplatz gehen oder durch den Park. Verstehst du, was ich damit meine? Viel Geduld, dann wird das schon. LG Seerose


Banu28

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Hallo, ich finde, das sind in diesem Alter keine "normalen Wutanfälle" mehr. Vielleicht setzt du deinem Sohn fast keine Grenzen, und das verunsichert Kinder sehr. Dieses starke Schwanken zwischen "extremem Hauen" und Anhänglichkeit, das du beschreibst, spricht dafür, dass dein Sohn unsicher ist und vielleicht zu wenig Halt bekommt. Wenn du die meiste Zeit eher lahm und passiv auf seine Kontrollverluste reagierst, kann er nicht lernen, dass sein Verhalten nicht angemessen ist. Die Alternative zum Laissez-faire (Das Kind darf alles ohne Folgen) ist nicht, ein Kind in ein Zimmer zu sperren, um Gottes willen. Sondern die Alternative ist, dass du klar und eindeutig auftrittst. Wenn ein Kind einen körperlich derart attackiert, wünscht es sich so dringend eine klare Reaktion. Manchmal erzwingen Kinder es förmlich, endlich mal eine eindeutige Reaktion von Mama zu bekommen, damit sie wissen, was geht, und was nicht geht. Wenn er das wieder macht, kannst du dich vor ihn hocken, ihm in die Augen schauen, ihn an den Schultern fassen und ihn daran hindern, dich anzugreifen. Gleichzeitig sagst du: "Nein! In unserer Familie schlagen wir uns nicht!" Wenn er weitertobt, wiederholst du das leierkastenartig. Einfache Sätze zu wiederholen, anstatt dem Kind Vorträge zu halten ist wichtig. Denn ein dreijähriges Kind kann über die Ursachen seines Verhaltens noch nicht reflektieren. Über die Gründe seines Verhaltens mit ihm selbst zu reden, bringt daher nichts. Es ist wichtig, dass du einfache und eindeutige Botschaften vermittelst. Labere nicht auf ihn ein, versuche nicht, sein Mitleid zu erregen, das überfordert ihn alles. Stelle lieber die sonnenklare, leicht verständliche Regel auf, dass in eurer Familie niemand schlägt. Du schreibst, dass sein Verhalten dich manchmal überfordert. Manchmal ist es aber eher so, dass Mütter damit überfordert sind, ihre Führungsrolle zu übernehmen. Aber das ist dein Job. Kleine Kinder wünschen sich Orientierung von Mama, und wenn die nicht kommt, wird das Kind immer anstrengender. Weil es sich noch nicht selbst erziehen kann und das auch nicht will. Sei klar und energisch, setze dich bei wichtigen Dingen durch und erlaube deinem Sohn auf gar keinen Fall, dich zu schlagen oder zu treten. Es ist wichtig, dass man sein Kind respektiert, aber es ist auch wichtig, dass das Kind Mama und Papa respektiert. Jeder in der Familie verdient Respekt, auch du. Oder? Ergreife jetzt Position, sei ruhig auch mal energisch. Mit einer schwammigen Mama, die sich nicht traut, Regeln aufzustellen oder sich auch mal durchzusetzen, können impulsive Jungs nicht viel anfangen. Hilf ihm durch deine Klarheit und auch durch deine Abgrenzung. LG


Polarfüchsin

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Hallo Lilal, folgende Faktoren können sich in verstärktem Trotz und intensiver Anhänglichkeit äußern: - Ein eher wenig präsenter Vater (ohne alternatives Loslösungsvorbild) - frühe Fremdbetreuung ohne sanfte Ablösung - mangelndes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen des Kindes - Strenges/autoritäres erzieherisches Handeln der Eltern Ich kann dir wärmstens das Buch "Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen" von Dr. Posth empfehlen, danach wirst du deinen Sohn besser verstehen. Ich zitiere mal eine Passage aus dem Abschnitt "Die Rolle der Aggression bei verstärkten Trotz gegenüber der Elternmacht (S. 286ff..): "Ziel solcher affektiven Entladungen [Trotzanfälle] ist es, sich die Fähigkeit zur Selbstbehauptung zu beweisen. [...] Wie stark und wie oft solche Ausbrüche überhaupt auftreten, hängt in der Hauptsache von zwei Dingen ab: erstens von der inneren Befindlichkeit des Kindes und zweitens vom äußeren Druck, der auf das Kind ausgeübt wird. Im ersten Fall spielen die zwei (weiter oben besprochenen) Kerngefühle dieses Alters die ausschlaggebende Rolle, nämlich Stolz und Scham. Geradezu logisch erscheint es, dass ein von Stolz erfülltes Kind (reichlich und gut attributiert, s.o.) eher weniger Anlass zu aggressiver Selbstbehauptung hat, wohingegen ein stark schambesetztes, schlecht attributiertes Kind viel häufiger explodieren müsste. Aber dieser Logik wird nur zum Teil gefolgt. Das Verhängnis der Scham bringt es mit sich zugleich auch mutlos und verzagt zu machen und es damit zu vereiteln, dass sich das Kind stark trotzend aus seiner empfundenen Minderwertigkeit befreit. Im Gegenteil, die Scham, wenn sie stark genug ist, leitet eine gewisse Regression ein, das heißt einen Rückschritt im altersgemäßen Verhalten. Diese macht das Kind wieder ängstlicher, rockzipfelig und "unterwürfig, wie in den besten Zeiten seiner Anhänglichkeit. [...] Ein hoher Druck elterlicher Macht erzeugt auch einen hohen Gegendruck beim Kind in Form von Widerstand und Trotz. [...] Ich will diese bekannte Tatsache hier nur deshalb noch einmal zur Sprache bringen, um allgemeines Verständnis für die Einstellung zu wecken, dass es sinnlos, ja kontraproduktiv ist, in der Gesellschaft eine Empfehlung dafür auszusprechen, dem Trotz mit größerer Härte und dem "Setzen von Grenzen" zu begegnen. Denn dies würde einen bumerangartigen Effekt auf die im Trotz entspringende Widerstandshaltung ausüben und das trotzig aggressive Element nur immer weiter verschärfen." Auch wenn er leider nicht mehr selbst antworten kann findest du in Dr. Posths Forenarchiv eine Fülle wertvoller Tipps und Informationen, die dir helfen könnten. Suche in seinem Forum doch mal gezielt nach "Erschwerte Loslösung", "Trotz" und "Aggression", wenn du möchtest. Hier mal drei Beispiele mit einer zumindest partiell ähnlich gelagerten Problematik: https://m.rund-ums-baby.de/entwicklung/Aggression-besonders-gegen-Mama_49809.htm https://m.rund-ums-baby.de/entwicklung/Aggression-durch-harte-Abloesung_49621.htm https://m.rund-ums-baby.de/entwicklung/Anhaenglich_51535.htm Viele Grüße und alles Gute!! Polarfüchsin