Elternforum Rund ums Kleinkind

Bockiges Kind körperlich überwältigen

Anzeige kindersitze von thule
Bockiges Kind körperlich überwältigen

Ein Muttertier

Beitrag melden

Ich habe meine Tochter (2 Jahre und zwei Monate) bereits mehrfach körperlich überwältigt und fühle mich dabei jedes Mal fürchterlich, habe hinterher ein ganz schlechtes Gewissen. Denn ich frage mich einerseits, was es mit ihr macht, was es mit ihrer Persönlichkeit und unserer Beziehung macht, einfach "gebrochen" zu werden. Ich komme mir schäbig dabei vor, meine körperliche Überlegenheit auszuspielen. Andererseits ist sie eben erst zwei und in ihrem Verstand leider noch nicht immer erreichbar. Ich habe eben die Verantwortung für sie und es gibt einige wenige Situationen, in denen ich das Gefühl habe, anders nicht weiter zu kommen. Ich frage mich dann, ob ich es zu hoch bewerte und ob sie es nicht vielleicht im Gegenteil sogar braucht, dass sie spürt, dass es irgendwo ganz zum Schluss eine Grenze gibt und dass ihre Eltern auch stark genug sind, diese gegen ihren Willen durchzusetzen. Ich könnte mir vorstellen, dass es für sie am Ende sogar Sicherheit geben kann, wenn Eltern wissen, was sie wollen und es eben auch durchsetzen - obwohl sie alles gibt, es zu verhindern. Meine Frage ist: Ist es so schlimm, wie es sich anfühlt, sein Kind in bestimmten Situationen zu überwältigen? Sollte ich es um jeden Preis lieber gut sein lassen, oder ist es meine verdammte Pflicht, das in bestimmten Situationen durchzuziehen, obwohl es weh tut? Ich werde ein paar Beispiele schildern: Beispiel Übermüdung: Wir hatten neulich zu lange auf dem Spielplatz gespielt und meine Tochter hatte keinen Mittagsschlaf gemacht. Ich merkte deutlich, wie die Stimmung am Abend kippte. Auch nach mehrmaliger Aufforderung wollte sie die Schaukel nicht verlassen, riss sich bei meinem Mann auch mehrfach los und rannte zur Schaukel zurück. Es war aber ihr anzusehen, dass es DRINGEND Zeit war, nachhause zu gehen. Als mein Mann das plärrende Kind in den Fahrradanhänger setzen wollte, brüllte sie sich windend wie am Spieß. Ich schlug vor, dass er sie erstmal trägt, bis der Spielplatz außer Sichtweite ist, damit sie sich damit abgefunden hat, dass sie eh schon weg ist und dann vielleicht auch in den Fahrradanhänger geht. Es war aber nichts zu wollen, ein tierisches Theater, hysterisches Gebrüll und körperlich maximale Wehrhaftigkeit. Ich hätte sie nun eigentlich zwingen wollen, weil ich sicher war, dass diese Hysterie daher kommt, dass sie einfach eh total Reizüberflutet ist. Je länger wir dieses Spiel ziehen, um so schlimmer wird es eigentlich. Ich war sicher, sobald wir losfahren dauert es wenige Minuten, bis sie einfach einschläft. Da ich aber weiß, dass mein Mann es niemals fertig bringt, sie zu zwingen und ich nicht wieder alleine die "Böse" sein wollte und es sowieso auch sehr ungern tue, haben wir anderes versucht, obwohl es zum Laufen definitiv zu weit war: Kind selber gehen lassen. Vor Müdigkeit ist sie hingefallen, sofort wieder geschriehen. Auf eine Bank setzen und ihr sagen, dass wir so nicht nachhause kommen und einfach gelangweilt abwarten, in der Hoffnung, dass sie sich so langweilt, dass sie selber los will und in den Wagen stieg. Hat nichts genützt. Am Ende habe ich das Auto geholt, in das sie dann weniger wehrhaft auch nicht wollte, aber in das wir sie reinkriegten. Was hättet ihr gemacht? Anderes Biepsiel für Übermüdung: Ich wollte, dass sie unbedingt Zähneputzt, aber sie war total übermüdet. War schon beim Abendessen fast eingeschlafen, hatte aber Süßigkeiten gegessen. Sie wollte nicht mehr war zu müde und brüllte nur noch. Hier habe ich nicht insistiert: Dachte, die Verletzungsgefahr ist groß, mit der Zahnbürste im Mund/Gesicht und der erzieherische Nutzen gleich Null, weil sie gar nicht mehr Aufnahmefähig ist. Kann einfach nicht mehr. Da habe ich schweren Herzens die Zähne gelassen, sie in den Arm genommen und gesagt, dass ich verstehe, dass sie nicht mehr kann. Dass wir morgen um so gründlicher putzen. Beispiel Medikamente: Nachdem mehrere Infekte bei ihr drohten zu einer echten Bronchitis zu werden, ist es mir wichtig, bei Erkältungsanzeichen tätig zu werden. Ich wollte ihr deswegen Meersalznasentropfen geben vor dem Einschlafen. Wollte sie nicht. Ich habe alles versucht, sie durfte sogar zuerst MIR die Nasentropfen geben und dann sollte es umgekehrt gehen. Entgegen der Absprache hat sie sich weiter geweigert. Ich habe sie dann geschnappt und es tatsächlich "mit Gewalt" einfach gemacht, trotz Geschrei und Gegenwehr. Hinterher habe ich sie in den Arm genommen (was sie oft nicht akzeptiert, wenn sie wütend ist, da aber immerhin akzeptierte) und ihr gesagt, dass ich weiß, dass das blöd ist, aber dass sie sicher sein kann, dass wir nie etwas tun würden, was nicht gut für sie ist. Und dass die Nasentropfen eben wichtig waren für einen guten Schlaf, damit sie nicht kranker wird. Nach wenigen Momenten war sie wieder fröhlich und wir haben zusammen die Sterne angeguckt. Sie ist auch sofort eingeschlafen. Ich fühlte mich trotzdem mies. Die Nasentropfen hatte sie am morgen übrigens ganz firedlich sich geben lassen. Am Vorabend wollte sie auch nicht, da hatte ich es gut sein lassen. Beispiel völlige Bockigkeit: Wir kamen von der Tagesmutter und aus irgendeinem unerfindlichen Grund, den sie nicht benennen konnte, wollte sie nicht nach Hause. Ich habe es versucht, indem ich ihr versprach, das wir ihr lieblingsbuch lesen, sobald wir zuhause sind. Dass wir sofort etwas spielen, worauf sie Lust hat. Es war nichts zu gewinnen. Anfangs dachte ich noch, das gibt sich gleich, aber sie steigerte sich immer mehr rein. Im Treppenhaus wollte sie partout sie Schuhe nicht ausziehen, trommelte an der Tür, wusste aber auch nicht, wo sie eigentlich hingehen wollte. Ich versuchte ihr zu sagen, dass ich sehe, wie wütend sie ist, und dass sie das gut rauslassen kann, indem sie mit dem Fuß aufstampft... wollte mit ihr zusammen stampfen, dass es ein Spiel wird und sie da raus kommt. Hat kurz geklappt, ging dann aber wieder los. Ich hatte Zeit und wollte ihr den raum für ihr Theater geben, aber es wurde einfach immer, immer schlimmer bis sie nur noch hysterisch brüllend rumrannte. Irgendwann sagte mir mein Gefühl, dass ich das beenden muss. Ich habe sie dann einfach genommen, das kreischende Kind ins Wohnzimmer getragen und ihr, ebenfalls gegen ihren Willen, eine Nuckelflasche in den Mund geschoben. Da hat sie sich schlagartig im Arm entspannt, die Flasche getrunken, sich streicheln lassen und es war ok. Vielleicht musste sie in ihrem emotionalen Ausnahmezustand eine Grenze spüren. Vielleicht hat sie aber auch einfach aufgegeben? Alltagsnötigungen: Die genannten Beispiele sind die extremsten Situationen. Häufiger kommt es vor, dass sie einfach keine Jacke, keine Schuhe, keine neue Windel etc will, zum Beispiel, wenn wir los wollen. Ich wende dann übliche Tricks an... sie darf aussuchen, wo gewickelt wird, oder ggf. wer... ich lege mich schlafen, wenn sie eh nicht los will (das hasst sie). Oftmals zähle ich am Ende bis drei und kündige ihr dann, dass ich sie sonst einfach schnappe. Dann wehrt sie sich meistens mäßig, nicht mit letzter Überzeugung, denn ich glaube, sie weiß insgeheim, dass es irgendwann fällig war. Anzudrohen, sie alleine zuhause zu lassen versuche ich zu vermeiden. Erstens habe ich das schon versucht, und sie ist stur genug dann manchmal einfach dazusitzen und zu warten was passiert. Weiß wohl, dass ich es eh nicht durchziehe. Das klappt nur, wenn noch einer zuhause ist - dann weiß sie, dass ich es wirklich tun würde. Bei diesem "halbherzigen" wehren im Alltag habe ich weniger Probleme. Da denke ich, ist es auch von ihrer Seite ein kontrolliertes Spiel bis an die Grenze und sie guckt halt, wie lange sie das Geschehen beeinflussen und herauszögern kann. Mein Mann macht das endlos mit und lässt sich von wenig Gequengel schon abschrecken... dem tanzt sie nun auch überwiegend auf der Nase rum und schlägt in seiner Gegenwart schon einen nervigen Dauerquengelton an. Daher vermute ich, dass das in diesem Fall in Ordnung geht und eher zu mehr Seelenfrieden führt als diese endlose Debatten und Gebettel. Was meint ihr dazu? Was erlebt ihr diesbezüglich? ist es normal, dass es in einigen Situationen zu solch heftigen Nötigungen kommt?


sunnydani

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ein Muttertier

Es ist natürlich schwer nur über Geschriebenes zu beurteilen. Aber ich setze meine Grenzen schon auch durch. Ich mache es wie du, dass ich zuerst mit allen möglichen Tricks arbeite, mit Auswählen zwischen zwei Dingen, mit Singen, Spielchen, etc. Aber wenn alles nichts hilft, dann setze ich mich schon auch manchmal gegen den Willen der Kinder durch. Manchmal gibt es im Leben nun mal Situationen, in denen man nicht warten kann oder wohin muss oder etwas notwendig ist. Meinen Großen hab ich genauso schon mal brüllend und sich wehrend ins Auto gesetzt oder brüllend vom Spielplatz getragen. Er hat auch oft aus Übermüdung gebrüllt und da half einfach nichts mehr, als aus der Situation bringen und das Ganze abzubrechen, denn recht machen konnte man es ihm in solchen Situationen ohnehin nicht mehr. Ich habe dann eher versucht, es gar nicht so weit kommen zu lassen, aber immer ist das ja auch nicht möglich. Medikamente, die dringend notwendig sind, müssen auch ins Kind und da halte ich die Kinder dann auch kurz fest, wenn es nicht anders geht. Aber im Großen und Ganzen versuche ich es zu umgehen. Jedoch sehe ich es schon auch so, dass manche Dinge ich als Mutter entscheiden muss und ich Grenzen setze, innerhalb dieser die Kinder aber noch viel Entscheidungsfreiheiten haben und ich würde nichts machen, was ihnen jetzt wirklich wehtun würde.


Ein Muttertier

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von sunnydani

Hallo Sunnydani, ja das beruhigt mich etwas. Klar, die Situation im Voraus zu vermeiden, in der ein Kind so übermüdet ist, dass es regelrecht die Nerven verliert, wäre der Königsweg. Wie du schreibst, passiert es leider manchmal doch. Vielleicht verzeiht es ein Kind auch, wenn es die eigenen Eltern machen, weil trotz Äußerlicher Dramatik doch eigentlich innerlich ein Urvertrauen da ist.... oder schädigt es jetzt das Urvertrauen wieder eher? Schön wieder am grübeln :)


Monroe

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ein Muttertier

Die Sache auf den Spielplatz eher nicht. Der Rest schadet ihrem Vertrauen natürlich. Versetzt dich doch Mal in ihre Lage. Du willst keine Schuhe anziehen oder andere als die, die er dir hingestellt hat und er hält dich einfach fest und stülpt dir die Schuhe über.


Ruto

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ein Muttertier

Ich finde deine Wortwahl interessant (neutral, ohne Wertung). Bockig, überwältigen, auf der Nase herumtanzen, gebrochen werden. Die Beispiele selber finde ich dagegen recht normal und kennt wahrscheinlich jeder aus dem Familienalltag. Oft ist es ja eine Frage der Haltung und da würde ich wahrscheinlich tatsächlich an erster Stelle am Wortschatz dazu ansetzen. Ich sehe es auch so, dass Kinder Grenzen brauchen. Alles aber in einem altersangemessenen Rahmen. Es gibt bei uns Dinge, die nicht verhandelbar sind, und dazu zählt die körperliche Gesundheit (s. Medikamente in deinem Beispiel) und Hygiene (Windeln, Zähne putzen). Ich wäge dann wie du in der Situation ab (s. Dein Beispiel Zähne putzen - in seltenen Ausnahmefällen auch Mal weg lassen), ob ich es auf einen besseren Moment aufschieben soll oder mein Kind da jetzt durch muss. Und es gab bereits einige Phasen (btw schon als Säugling), in denen ich auch einem brüllenden Baby/Kleinkind die Windel wechseln musste, weil der Moment eben nicht mehr mit tausend Tricks (die bis dahin eben nicht gefruchtet haben) aufzuschieben war. Wie du schon geschrieben hast, spielt Übermüdung eine große Rolle in dem Alter. Und nicht immer kann man dem vorbeugen. Aber grundsätzlich versuchen wir, da vorausschauend zu handeln, Übermüdung (war hier aber auch im Babyjahr schon großes Thema, Stichwort Regulationsstörungen) zu vermeiden und somit die meisten dieser Situationen. Sprich: Hatte unsere Tochter keinen Mittagsschlaf, verlassen wir das Haus schon gar nicht erst, geschweige gehen wir auf einen Spielplatz. Und ja, wir gehören dann eben zu den unentspannten Eltern, die ein Treffen (nicht so wichtige Arzttermine, die werden immer wahrgenommen) verschieben oder absagen, wenn der Schlaf auf sich warten lässt. Mit rund 2 sind viele Kinder zudem bis zu einem gewissen Grad absprachefähig. Du kündigst ja Schritte an, und ja, am Ende steht, auch ein schreiendes Kind ins Auto zu setzen. Da das ja aber nicht die Regel sein sollte und auch bei euch nicht sein wird, ist das absolut ok, das in diesen Situationen auch so durchzusetzen. Am Ende handelt ihr eben auch dort vorausschauend und verhindert ein noch größeres Drama (noch mehr Übermüdung, Überreizung, etc). Wie gesagt, ich würde nach bestem Gewissen so vorausschauend wie möglich handeln, stets Alternativen und Hilfestellungen anbieten. Aber ein Kind, das zur befahrenen Straße läuft, muss ich auch festhalten (in deinen Worten "körperlich überwältigen"). Und auch in weniger akut lebensbedrohlichen (aber langfristig z.B. gesundheitsschädlichen) Situationen ist es legitim, das Kind hochzunehmen und/oder eben auch Mal festzuhalten (wie beim x-ten versuchten Zähneputzen). Allerdings zählt für mich auch das für dich als "auf der Nase Herumtanzen" und Gequengel Aushalten als Lernfeld und mitunter Teil der Erziehung. Ein Kleinkind kann eben seine Emotionen noch nicht steuern, aber Aufgabe von uns als Erziehenden ist es, dass wir im altersentsprechenden Rahmen die Erwartungen anpassen (Emotionen regulieren funktioniert frühestens ab 4, das hängt mit der Gehirnreife zu tun) und Hilfen anbieten (z.B. Trost spenden, in den Arm nehmen oder auch Mal "ausbocken" lassen, sowie Kind aus der Situation nehmen wie in deinem Spielplatz Beispiel). In deinem Beitrag klingt es fast so als wäre erst der Schritt des "Überwältigen" Erziehung und alles davor oder daneben (s. Mann) nicht. Aber das ist nicht der Fall. Und hier würde ich ansetzen. Kleinkinder funktionieren nicht wie wir es gerne hätten, und Kleinkinderziehung ist mühsam und furchtbar langsam. Aber das gehört dazu, dass wir das ein Stück weit mittragen und aushalten lernen. Ein Kind von 2 Jahren ist von der Gehirnreife her gar nicht fähig, bewusst zu manipulieren, und dein Kind hat sich zu 100%iger Sicherheit noch nie gedacht "Die Alte zieht das eh nicht durch (deshalb sitze ich das jetzt aus)". Ich weiß nicht ob das rüberkam was ich ausdrücken wollte. Wenn du beim letzten Schritt ("Überwältigen") konsequent ein schlechtes Gefühl hast, dann würde ich an dem Davor ansetzen. Damit du dir sicher sein kannst, dass das wirklich das letzte und einzige Mittel war, und entsprechend kein schlechtes Gewissen haben musst. Je nachdem (das können wir aus einem Forenbeitrag nicht beurteilen) reicht es, immer Mal wieder inne zu halten und die Handlungsschritte zu reflektieren. Oder aber könnte es sich lohnen, ein Buch zu moderner Erziehung zu lesen bis hin Unsicherheiten bei einem Termin in einer Erziehungsberatungsstelle nehmen zu lassen. Es ist ok, wenn ihr als Eltern anders erzieht, aber am Ende solltet ihr an einem Strang ziehen und dem Kind damit Sicherheit vermitteln.


Ein Muttertier

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ruto

Hallo Ruto, vielen Dank für Deine differenzierte Antwort. Zum Vokabular: Mich überrascht, dass es Dir aufstößt. Denn eigentlich sind das doch gängige Begriffe, sehr hart klingt nur überwältigen. Aber es ist genau das, was ich eben meine... ich meine nicht ein festhalten, wenn das Kind kurz unbedacht auf die Straße rennt. Das würde ich auch mit einer Freundin tun, die träumt, dann habe ich sie aber noch nicht überwältigt. Ich meine damit wirklich ein Kind, das mit all seiner Kranft, Wendigkeit und Stimme versucht, etwas zu verhindern und das ich in einer Art "Kampf" wirklich nötigen muss. Da müssen Arme festgehalten werden, Beine gegen Tritte und es muss aufgepasst werden, dass sie sich in ihrer Gegenwehr nicht weh tut. Dafür gibt es leider kein anderes Wort mehr als überwältigen, denn das ist es dann in dem Moment. Und deswegen mache ich mir Sorgen. Ein Kind mal kurz festzuhalten, mal kurz irgendwo wegzuziehen, wenn es nicht freiwillig kommt, ist nicht gemeint. Das ist eine Alltagssituation und die erlebt meine Tochter auch nicht als dramatisch und ich auch nicht. Aber diese Extreme, die machen mir Sorgen, auch wenn sie natürlich selten sind. Vorausschauend zu handeln ist wirklich das Entscheidende... Beim ersten Kind nicht immer einfach. Man sagt ja so schön "Leben ist wie ein Violinkonzert zu geben, ohne vorher geprobt zu haben"... :) Ich möchte noch richtig stellen, dass es natürlich nicht so ist, dass für mich die Erziehung anfängt, wenn es zu der letzten Eskalation kommt. Im Gegenteil. Die Erziehung hört da eigentlich eher auf, das ist praktisch ein Supergau, der pädagogisch kaum noch einen Nutzen hat... da bin ich schon froh, wenn er nicht schadet. Grenzen kann man ja auch anders setzen. Diese extreme körperliche Eskalation kommt erst dann, wenn sie ihrerseits vollkommen ausflippt und nicht mehr zur Kooperation bereit ist, bzw. wenn ich entsscheide, nun ist die Grenze erreicht, ich handele jetzt einfach (ggf. an ihr, Beispiel nasentropfen) und sie dann auf absolute Abwehr schaltet und ich eben nicht aufhöre (was ich manchmal auch mache, weil ich eben denke, es lohnt nicht. Und ich ihre auch eigentlich vermitteln will, dass es hilft, sich zu wehren. Sie soll nicht das Gefühl haben, sie ist machtlos. Dann lasse ich es eben und sage: "Ich wollte dir Nasentropfen geben, weil du dann besser schlafen und atmen kannst, aber wenn du wirklich nciht willst, dann musst du eben so zurecht kommen. Ich hätte es gut für dich gefunden." Es gibt eben manchmal aber diesen Moment, wo ich denke, nun muss es aber sein.... Die Erziehung findet immer statt - selbst im Vorleben, im Gespräch, im Zusammensein und in jeder kleinen Diskussion. Zum Begriff "auf der NAse herumtanzen" - natürlich gehört es für sie dazu, uns auf der Nase herumzutanzen. Sie entdeckt ihre Autonomie und spielt damit. Sie möchte guken, wiviel sie mitbestimmen kann. Und das tstet sie aus - natürlich ist das gesund, normal und höchst willkommen, wenn auch etwas anstrengend. Das ist uns willkommen und dafür gebe ich ihr gerne Raum. Sie darf auch gerne in Absprache mit uns Abläufe modifizieren, wie zum Beispiel Wickeln ja, aber auf dem Boden. Wenn sie etwas abgeben soll, was sie in der Hand hat, gibt sie es gerne einer anderen Person als der, die es haben wollte. Dadurch bewahrt sie sich ein bisschen Eintscheidungsfreiheit und das ist absolut gut. Mein Mann ist nur sehr inkonsequent und er kann es auch nicht ertragen, wenn sie nur mal kurz weint. Das hat sie, da kann man mir erzählen was man will, auch inzwischen verstanden und sie weiß, dass entrüstetes Aufschreiebn und zu Papa rennen meist zum Ziel führt. Sie weiß, dass sie ihren Vater mit leidenston zu fast allem bewegen kann, und das tut sie auch. Es ist wirklich manchmal frappierend, wenn ich zur Arbeit gehe und ein fröhliches Kind hinterlasse und kaum bin ich zur Tür raus höre ich in wimmerndem Tonfall "Papa, Fernsehen", "Papa, Würstchen" usw. Mein Mann kann schon nciht mehr an den Kühlschrank gehen, ohne, dass sie hinrast und sich irgendwas rausklaut (nein, sie kriegt genug zu essen, es geht ihr um die Euhorie der Beute). Bei meinem Mann macht sie keinen Mittagschlaf, weil er es nicht schafft, sie konsequent abprallen zu lassen wenn sie rumspielt, und dann kommt es am Ende zu Situationen wie der neulich auf dem Spielplatz. Mein mann kann zeitweise auch nicht mehr mit ihr Essen, weil sie nur rumnölt und ständig ein Spielzeug haben will, auf seinen Schoß will, aufstehen will... Probleme, die ich nicht habe, weil ich (ohne Überwältigung natürlich) einfach von Anfang an klare Strukturen etabliert habe (wir zünden zum Essen eine Kerze an, wir blasen sie am Ende aus und beenden so das Essen. Handy it für mich tabu (für sie natürlich sowieso), rumlaufen auch. Keiner muss alles aufessen oder essen, was er nicht mag. Aber wenn man sagt, man ist satt, dann wird das Essen offiziell beendet und danach gibt es erstmal nichts mehr. Und wenn man seinen Stuhl unbedingt verlassen will, um zu spielen oder auf den Schoß zu kommen, ist das Essen zu Ende. Es gibt wenige Ausnahmen, wenn man mit der Familie länger ist und sie hat ganz gut gegessen, möchte abschließend noch auf einen Schoß ist es auch ok. Sie muss nicht warten bis alle fertig sind (dazu ist sie ja viel zu klein), aber bis sie selbst fertig ist. Leider ist er eben auf tausend Bedürfnisse eingegangen, weil er Angst hatte, die Stimmung kippt (hält er ja nicht aus) und nun ist Essen für ihn allein oder nur in seiner Anwesenheit schwierig. Manchmal schicke ich ihn raus, und nach fünf Minuten kann sie zufrieden essen und dabei rumkaspern. Bin ich mit ihr alleine ist es richtig gemütlich. Wir essen zusammen, wir unterhalten uns, ich lese ihr dabei etwas vor - ohne stress, und das Kind isst viel ung gut. Man kann darüber philosophieren, ob sie das nun bewusst macht, oder ob es manipulieren ist. Vielleiht ist es einfach die Tatsache, dass ihre Bedürfnisse an der Erfüllungsverheißung durch ihn wachsen. Es stresst sie jedenfalls eher, als dass es ihr zu einem harmonischen und stressfreien Tag verhilft. In der Tat sind unsere völlig unterschiedlichen Herangehensweisen und Überzeugungen teilweise ein großes Problem und für unsere Tochter mit Sicherheit schwierig. Wir können unsere Erziehungskonflikte leider auch vor Lotta nicht immer verbergen. Auch wenn wir uns einig sind, dass wir das unbedingt müssen. Dennoch hat er als Vater auch ganz großartige Seiten - er kümmert sich sehr, er ist wahnsinnig präsent, er nimmt sie in ihrer Persönlichkeit ernst und lässt sie toll Anteilhaben, bindet sie überall mit ein - mit einer Eselsgeduld. Er kann ihr viel Geborgenheit geben. Sie liebt ihn abgöttisch. Also er sei hier nicht schlecht gemacht. Aber in Punkto "Erziehung" in dem Sinne, einen funktionierenden Alltag mit ihr hinzukriegen und ihr auch wirklich einige Regeln zu geben, damit es für alle Seiten etnspannt und auch pädagogisch etwas "wertvoll" zugeht, da ist es bei ihm etwas dürftig...


Ruto

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ein Muttertier

Ja, da merkt man, dass da jeder anders geprägt ist. Ich empfinde vor allem "brechen" als sehr extrem, das kenne ich so ausschließlich aus dem Trauma Bereich (Folter, usw). Dass du die Begriffe nicht in diesem Kontext meinst, ist mir natürlich klar. Dass Kleinkinder in Wutausbrüchen durchaus toben können, kenne ich. Wenn das Festhalten hilft, warum nicht? Manche Kinder brauchen da diesen begrenzenden Körperkontakt, andere genau das Gegenteil. Ich denke, du als Mutter kannst das bei deinem Kind am besten beurteilen. Und völlig richtig, egal wie vorausschauend man auch handeln will, es gibt immer (!) Situationen, die dann trotzdem aus dem Ruder laufen. Ich meinte das auch nicht als Vorwurf, sondern eher als ein "OK, letztes Mal ist das und das passiert, dann schau ich, dass sich die Situation das nächste Mal nicht wiederholt (ich z.B. nicht ohne Mittagsschlaf auf den Spielplatz gehe)". " Zum Begriff "auf der NAse herumtanzen" - natürlich gehört es für sie dazu, uns auf der Nase herumzutanzen. Sie entdeckt ihre Autonomie und spielt damit. " Das meinte ich, genau da widerspreche ich. Ja, sie entdeckt die Autonomie und möchte sich da erleben. Aber sie manipuliert dazu nicht bewusst, wie es von der älteren Generation noch oft eingeschätzt wird. "Das hat sie, da kann man mir erzählen was man will, auch inzwischen verstanden und sie weiß, dass entrüstetes Aufschreiebn und zu Papa rennen meist zum Ziel führt." Da widerspreche ich nicht. Das ist ein Erlernen von Gewohnheiten. Im Sinne von "Tue ich dies, passiert das". "Man kann darüber philosophieren, ob sie das nun bewusst macht, oder ob es manipulieren ist." Nein, muss man gar nicht, dafür gibt es Gehirnforschung. Beim Einen (Gewohnheiten, fehlende Struktur) kann man relativ "einfach" Verhaltensmuster ändern und damit das Verhalten des Kindes steuern. Unterstelle ich dem Kind (zu Unrecht) Manipulation, muss ich ja davon ausgehen, dass das Kind "schuld" ist und sich auch in Zukunft manipulativ verhalten wird. Das ist, finde ich, ein großer Unterschied. "In der Tat sind unsere völlig unterschiedlichen Herangehensweisen und Überzeugungen teilweise ein großes Problem und für unsere Tochter mit Sicherheit schwierig." Nicht nur für eure Tochter, sondern auch für euren Umgang miteinander. Du zählst danach viele positive Punkte auf, was ja eine tolle Basis ist. Trotzdem sollte es natürlich nicht so sein, dass beim einen der Tagesablauf funktioniert und beim anderen alles schief läuft. Das geht für mich weiter als die ursprüngliche Frage nach dem Überwältigen. Ich glaub, ihr macht euch beide sehr viele Gedanken und habt da jeder für sich gute Ansätze. Trotzdem würde ich es zumindest im Hinterkopf behalten, ob es euch als Familie gut tun würde, wenn ihr euch da gemeinsam beraten lässt. Damit eure Tochter verlässliche Strukturen hat, egal wer Zuhause ist.


IzzyP

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ruto

Keine Ahnung, ob hier noch mitgelesen wird, aber ich möchte Ruto danken und beipflichten. Sich selbst daran zu erinnern, dass die Formulierung, die Sprache bzw in diesem Fall wahrscheinlich eher Gedanken bzw der innere Monolog ganz viel ausmachen, aus welcher Perspektive man Situationen mit dem eigenen Kind einordnet, akut oder wie hier im Nachgang, kann gar nicht oft genug gesagt werden. Hier liegt so viel Potential für die Gestaltung jeglicher Art der zwischenmenschlichen Beziehung. Ich würde mich mit den Ausdrücken der Threaderstellerin nicht wohl fühlen ("bockiges Kind") und fände eine neutrale Formulierung (und damit auch Perspektive) der Tochter gegenüber fairer. Wenn überhaupt, dann könnte man vielleicht das Verhalten (!) der Tochter als bockig bezeichnen, aber nicht das Kind an sich. Das klingt vielleicht nach einer Kleinigkeit, aber genau deshalb ist es auch so einfach umzusetzen (wenn man sich das bewusst macht) und es macht so viel mit dir und deinem Gegenüber. Danke nochmal


MarcelineCH

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ein Muttertier

Hallo Ich finde, du machst es gar nicht schlecht. Ich mache vieles ähnlich. Man kann Dinge, die einem sehr wichtig sind, 1-2 mal kurz (minutenlange Erklärungen/Monologe werden in diesem Alter nicht verstanden) auf Augenhöhe erklären und allenfalls Konsequenzen erläutern. Wenn dann nicht gespurt wird, gehts leider manchmal nicht anders als das körperlich durchzusetzen. In der ersten Situation vom nicht wollen nach Hause gehen, hätte ich einfach von Anfang an durchgegriffen und das Kind in den Anhänger gesetzt. Wie du richtig gespürt hast, wurde es durch Zuwarten, 100 andere Möglichkeiten durchprobieren, etc. nur viel schlimmer. Das Kind wird nicht fitter, wenn man noch mehr Zeit verstreichen lässt. Du bist die Mutter und bist verantwortlich für einen möglichst reibungsarmen und stressfreien Alltag. Dies würde ich auch durchsetzen. Das ein Kleinkind öfters mal protestiert ist absolut normal. Liebe Grüsse


Ein Muttertier

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von MarcelineCH

Danke für deine Bestärkenden Worte! :)


Monroe

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ein Muttertier

Ein völlig übermüdetes Kind erreichst du nicht, mit gar nichts, meiner Meinung nach. Ich hätte das Kind also auch wie ihr geschnappt, ruhig auf es eingeredet oder beim Tragen gestreichelt, gesungen oder was auch immer sie beruhigt getan. Zähneputzen beim übermudeten Kind ist so als ob du versuchst einer Wildkatze ein Ohrloch zu stechen. Hätte ich nicht gemacht. Das Kind ist völlig hinüber und ohne Gewalt geht es dann auch nicht. Nope, da wäre ich raus und würde zusehen, dass ich das Kind ins Bett kriege. Alles andere ist wirklich eine Tortur, die man sich sparen kann. Wenn das Kind keine Jacke und keine Schuhe anziehen will, ist es bei den aktuellen Temperaturen doch ganz leicht das einfach mitzunehmen und anzuziehen, wenn das Kind es möchte. Learning by doing. Es wird schon merken, wenn es zu kalt ist und zu sehr an den Füßen piekst. Und wenn das nicht passiert, dann ist es für das Kind so okay und ich als Mutter muß dem Kind nicht erzählen, dass es eben doch friert und eben doch Schmerzen an den Füßen hat. Die Nasentropfen hätte ich auch nicht mit Gewalt eingetrichtert. Langfristig hat es dann nämlich keinen Nutzen und das Kind wird Nasentropfen mit Gewalt und unangenehmen Erfahrungen gleichsetzen und sich noch mehr sträuben. Ich hätte es Ausgesessen, alle Kuscheltiere und Puppen Wasser in die Nasen getropft usw. Deine Tochter hatte auch keine echte Erkältung, wenn ich das richtig verstanden habe. Wenn ihre Nase total verstopft ist, kannst du ihr erklären, dass es ihr mit Nasentropfen besser gehen wird. Du bist sehr strikt bei vielen Dingen, obwohl keine echte Notwendigkeit besteht. Von einmal ohne Zähneputzen ins Bett bekommt dein Kind keine Karies, ohne Schuhe raus hat nicht zur Folge, dass ihr die Füße abfallen und ohne Nasentropfen überleben Kinder auch (zumindest ein bisschen ). Bei Gefahr oder übermüdetem Kind sehe ich es auch als notwendig dem Kind zu helfen. Da sehen sie nichts mehr ein und nichts geht mehr. Bei allen anderen Beispielen... Lass Gnade walten.


Ein Muttertier

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Monroe

Also ganz so strikt, wie es Dir erschienen ist, bin ich glaube ich nicht. Solche Sachen wie mit den Schuhen mache ich schon auch, ich trichtere ihr auch nicht alles mit Gewalt ein. OFft sage ich auch einfach "Schade, ich wollte, dass du damit besser schlafen kannst. Aber wenn du wirklich nicht willst, dann ist es eben so." Das ging nur schon einige Tage so, und Salzwasser hilft halt den Schleimhäuten wirklich....... Ich erkläre viel und lange und ich lasse es auch wirklich öfter gut sein. Manchmal verhandeln wir. Und manchmal, wenn es nciht gefährlich ist, muss sie ihre eigenen Erfahrungen machen, da bin ich ganz bei Dir. Und bei Übermüdung bringt es nichts, etwas durchzusetzen, da sind wir uns einig... außer deben se Situation abzubrechen, und auch da ist manchmal dann aber eine körperliche Auseinandersetzung nötig, weil das Kind vor leuter Wut schon den Überblick verloren hat... Danke für deine ausführliche Antwort!


Monroe

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ein Muttertier

Ich vermute wir alle kamen schon in Situationen, in denen wir ein müdes Kind einfach schnappen und wegtragen mussten. Das lässt sich irgendwie kaum vermeiden, egal wie gut man versucht auf Schlafzeiten etc zu achten. Wichtige Medikamente würde ich erst Recht nicht Reinzwingen. Damit erreichst du nur, dass das Kind sich mehr sperrt. Und dann wird es richtig schwierig irgendwie Medikamente ins Kind zu kriegen ohne Gewalt anzuwenden. Das ist dann auch wirklich Gewalt, wenn du das Kind festhältst und ihr in irgendwelche Körperöffnungen was einflößt. Aber auch da kann ein müdes/krankes Kind eben auch manchmal einfach nicht kooperativ sein und dann muß es in lebensbedrohlichen Fällen eben sein, dass die Medikamente ins Kind kommen. DANN und nur dann heiligt der Zweck die Mittel. Bei Nasentropfen ist das eher nicht der Fall. Mach dir bitte deutlich öfter die Mühe und gehe auf dein Kind ein. Keine der von dir genannten Dinge abgesehen vom müden Kind auf dem Spielplatz rechtfertigen ein körperliches Überwältigen.


Muschelnudel

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ein Muttertier

Ich finde du machst es ganz gut indem du auch Versuchstiere die Situationen anders zu lösen bis es nicht mehr geht. Diese Situationen spielen sich bei uns ebenfalls so ab. ich habe bald 3 Kinder , alle klein , eines mit Autismus . natürlich wird da auch mal jemand weggetragen oder es halt zu von dir beschriebenen Situationen.


Regina87

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ein Muttertier

Also ein übermüdetes Kind weg tragen, musste ich auch schon. Da ist es halt wichtig ruhig zu bleiben und auf das Kind einzugehen. Dann schadet es dem Kind auch nicht in dem Ausmaß, wie du es evtl befürchtest. Bei Medikamenten bin ich anderer Meinung. Ich musste mein Kind noch nie nötigen. Egal was sie mal einnehmen musste. Dann hat sie es eben nicht sofort genommen. Aber ich Vertraue auf ihr Körpergefühl und auf ihr Vertrauen in mich, wenn ich sage, dass es ihr Hilft. Bis auf Impfung hatten wir aber auch noch keine Situationen, wo ein Medikament zwingend JETZT nötig war. Und selbst beim Impfen, was sie wirklich hasst und Angst davor hat, muss ich sie nicht mit Gewalt festhalten. Sie darf weinen und schreien dabei, sitzt aber ruhig auf meinem Schoß und ich begleite sie in ihren Gefühlen. Lediglich ihren Arm halte ich fest, erkläre aber auch warum ich dies tue. Ich selber bekam als Kind unter "Gewalt" Blut abgenommen. 3 Erwachsene haben mich festgehalten dafür. Bis ins Erwachsenenalter hatte ich Angst davor, wenn ich zur Blutentnahme musste. Aber nicht vor dem Picks, sondern einfach vor dem Gefühl ausgeliefert zu sein. Ich hätte mir gewünscht, dass man meine Unsicherheit damals ernst genommen hätte und nicht ala "da musste du jetzt durch" einfach gemacht hätte.


Lillimax

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Ein Muttertier

Hallo, die Frage ist hier gar nicht so sehr, ob das "normal" ist oder nicht. Sondern Du hast zu Recht ein schlechtes Bauchgefühl dabei. Ich denke, Du siehst solche schwierigen Situationen noch zu ernst und zu zweidimensional. Du glaubst, entweder würde Deine Tochter sich durchsetzen oder Du. Wie die meisten Erwachsenen übersiehst Du dabei die vielen weiteren Möglichkeiten, die es gibt, so eine Situation zu lösen. Mir halfen in diesem Alter der Kinder zwei Bücher unglaublich gut. Das eine ist: "Ein Löffelchen voll Zucker und was bitter ist wird süß - das Mary Poppins-Prinzip" von Sabine Bohlmann. Hier geht es darum, wie man die üblichen heftigen Alltagsprobleme (Zähneputzen, Spielplatz, Essen, Bockigkeit) ohne Machtkampf löst. Ein absolut schönes und sehr geniales Buch. Hinterher wundert man sich, wieso man immer so viel gekämpft hat mit dem Kind, obwohl alles viel einfacher gewesen wäre. Das zweite ist: "Mein kompetentes Kind" von Jesper Juul, das exakt für dieses Alter und Eure Probleme passt (die ja sehr typisch sind für dieses Alter). Auch das hat inh. weniger Tage geholfen. Es sind für mich unter all den vielen Ratgebern die einzigen zwei, die wirklich etwas gebracht haben - und vor allem die typischen Alltagskämpfe abgestellt und mich unglaublich entlastet haben. LG