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Methylphenidat - Sommerpause

Methylphenidat - Sommerpause

emmababy

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Hallo! Mein Sohn hat ADHS und nimmt Ritalin. Wir machen seit ca. einer Woche Pause und was soll ich sagen, ich verzweifel schon leicht. Er kann sich plötzlich die Socken nicht mehr selbständig anziehen. Mit den Geschwistern gibt es ständig Zoff und er sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht. Und das sind nur ein paar Beispiele. Wie ist das bei euch? Wer macht Ritalinpause? Wie geht es euch dabei? Ich glaube eher nicht, dass wir das lange durchhalten. Würde mich über Erfahrungen, Meinungen und Anregungen sehr freuen! Ach ja, er ist 8 Jahre alt LG


Osterhase246

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Antwort auf Beitrag von emmababy

ich versteh das mit der pause eh nicht. was erwartet man? ist doch klar, dass das passiert....die umstellung ist hardcore für das kind, bzw das gehirn. ich könnte mir auch vorstellen, dass das kind nach dem absetzen von ritalin "schlimmer" ist, als wenn es gar kein ritalin genommen hätte. ich denke, in der "ritalin-zeit" verlernt das gehirn mit dem mangel zu leben.


emmababy

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Antwort auf Beitrag von Osterhase246

Hallo Osterhase! Danke für deine Antwort! Ich glaube, dass du ganz recht hast! Mein Sohn ist eher zart gebaut und ich dachte, dass er in der Pause dann vllt. mehr isst und auch "vermehrt" wächst. Ansonsten seh ich auch nicht viel Sinn, den Wirkstoff zu pausieren. LG


Strudelteigteilchen

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Antwort auf Beitrag von emmababy

Meine Kinder pausieren immer in allen Ferien, wobei wir uns vorbehalten, situationsbedingt doch unretardiertes (und daher schnell und kurz wirkendes) MPH zu geben - zum Beispiel, wenn wir ins Museum gehen, wenn es eine Veranstaltung mit vielen unbekannten Personen gibt (vor allem KindKlein tut sich schwer mit solchen Situationen) oder wenn doch mal ausnahmsweise die Schulbücher ausgepackt werden müssen. Ich halte die Aussage, daß das Gehirn sich umgewöhnen muß, für nicht stichhaltig, da es bei MPH erwiesenermaßen keinen Gewöhnungseffekt gibt. Ich glaube eher, daß alle Beteiligten sich an die "ruhige" Zeit gewöhnt haben und den Umgang mit einem unkonzentrierten Kind (und einem unkonzentrierten Selbst) nicht mehr gewöhnt sind. Aber gerade deshalb halte ich diese Phasen für wichtig. Vor allem KindGroß (17, weiblich) benutzt diese Zeit bewußt, um "un-chemische" Strategien im Umgang mit sich selber auszuprobieren und zu vertiefen. Sie kommt inzwischen auch außerhalb der Ferien wochenlang ohne MPH aus, zum Beispiel in den Praktikumsphasen ihrer Schule. KindKlein (12, männlich) braucht in den Phasen ohne MPH deutlich mehr Bewegung, was ja gerade in den Sommerferien wirklich kein Problem ist. Ich bestehe darauf, daß er sich an jedem MPH-freien Tag einmal richtig auspowert. Wenn das, zum Beispiel wetterbedingt, nicht geht, dann nehmen wir uns aber auch gerne mal etwas vor, das dann doch nur mit MPH klappt, zum Beispiel einen Besuch im Museum oder so. Nebenbei versuche ich, mit ihm Strategien einzuüben, sich selber auch ohne MPH Struktur zu geben. Ich wünsche mir, daß meine Kinder nicht lebenslang MPH nehmen müssen. Dafür müssen sie aber eben auch den Umgang mit einem MPH-freien Selbst lernen und üben. Dazu bekommen/bekamen beide eine Verhaltenstherapie und entsprechende Hinweise/Strategien/Übungen. Die Ferien sind der ideale Rahmen, um das dann auszuprobieren - und sich zu freuen, wenn es klappt. Auch wenn es für alle Beteiligten anstrengend ist.


Osterhase246

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Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

deine beispiele bestätigen meine vermutung. mir geht es wirklich darum, dass kinder mit ritalin in stresssituationen nicht lernen damit umzugehen. (da ja in genau dieser zeit das gehirn "richtig" funktioniert) so lernt es doch gar nicht mit dem defizit zu leben.


emmababy

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Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

STT, Danke auch für deine Antwort! Ja, die Strategien sind so eine Sache. Grössere Kinder können sich ja selber welche zurechtlegen, noch dazu, wenn sie das gelernt haben. Bei uns ist es so, dass ich mir Strategien zurechtgelegt habe um mir den Alltag zu erleichtern. Lg


Strudelteigteilchen

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Antwort auf Beitrag von Osterhase246

Und was schlägst Du vor? Soll man die Kinder drei Jahre aus der Schule nehmen, damit sie es lernen können, und dann mit drei Jahren Verspätung wieder ins Schulsystem "einphasen". Außerdem kann das Üben und "Ritualisieren" des Umgangs mit den Besonderheiten (Warum eigentlich Defizite?) ohne MPH gut klappen - das eigentliche Lernen und Ausprobieren eher nicht. Ich vergleiche es für die Kinder gerne mit Krücken. Ganz ohne kann man gar nicht aufstehen, wenn man nicht laufen kann, und für die ersten Schritte sind sie notwendig. Idealerweise kann man sie aber irgendwann wegtun - und da hilft es, wenn man mal kleine Strecken ohne läuft, um zu testen, wie sich die Beine ohne Krücken anfühlen. Wobei es - ganz genauso wie bei Krücken - Leute gibt, die es ohne nie schaffen.


Strudelteigteilchen

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Antwort auf Beitrag von emmababy

Bring sie Deinem Kind bei. Du wirst ja nicht immer neben ihm stehen. Hat er bzw. habt Ihr neben der chemischen auch therapeutische Hilfen? Wir arbeiten mit extrem vielen Hilfsmitteln. Man sieht unsrer Wohnung an, daß hier drei ADS'ler wohnen *lach*. KindGroß tut sich sehr leicht damit, selber Ideen zu entwickeln und Methoden einzuüben. KindKlein fällt das sehr schwer - was es mir um so schwerer macht, ihn auch mal machen zu lassen. (Wobei da noch anderes dazukommt, was vielleicht, vielleicht aber auch nicht, mit der ADS zusammenhängt, wie eine Sozialphobie und andere seelische Störungen. Da weiß ich immer nicht, was ihm gerade im Wege steht.)


mama von joshua am tab

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Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

Welche Hilfsmittel meinst du ? Kanmst du das etwas genauer beschreiben (gerne auch per pn)? Wir haben kein ADS, nur Wahrnehmungsstoerungen mit Konzentrationsprobleme, wohl aber vom den Symptomen aehnlich und keine Behandlung mit Medis. Vll erleichtert mir aber das eim oder andere Hilfsmittel das Leben :-)


Strudelteigteilchen

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Antwort auf Beitrag von mama von joshua am tab

Schau mal nach Büchern zum Thema OptiMind. Das ist ein Trainingsprogramm. Es gibt recht viele Bücher dazu, mit verschiedenen Schwerpunkten. Das Prinzip ist aber immer das gleiche: Strukturen schaffen und sich penibel daran halten. Einen Überblick gibt es da: www.opti-mind.de


Christina mit Flo

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Mein Sohn hat auch Pause in den Ferien ( er ist 10 und bekommt MPH nun seit rund nem dreiviertel Jahr) Ich find es bislang auch recht anstrengend, so lange es ihn nicht stört oder es hier irgendwie eskaliert bleibt auch Pause Er konnte die Wirkung der Medikamente schon gut für sich nutzen und Strategien erlernen die er auch anwenden kann (nur nach nem Hinweis aber das is mir wurst). Es ist echt anstrengend aber ich hoffe dass es ohne Schuldruck nich zu schlimm wird Man vergisst so schnell wie es war.... Anfangs wächst man ja herein und nun fühl ich mich gerade wie ins klate Wasser geworfen


mf4

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Antwort auf Beitrag von emmababy

Ich war mir anfangs nicht sicher, Pause ja oder nein aber da meine Tochter an entspannten freien Tagen sehr easy ist handhaben wir es seit 3 Jahren so, dass sie am WE und in dern Ferien mehr Mph. bekommt. Keine Schule heißt es gibt keinen Zeitdruck, kein sich-konzentrieren-müssen und deshalb klappt es hier. Ich habe früher immer gemerkt, wenn sie unter sich und allem litt und andere ggf. unter ihr, weil sie gereizt ist und dann würde ich Mph. geben. Die Ferien haben hier erst begonnen aber ich erlebe ein Mädchen (10,5), dem es gut geht und somit geht es mir und ihrem Bruder auch gut.


emmababy

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Antwort auf Beitrag von mf4

Danke euch für die Antworten! Ich weiß noch nicht genau, ob wir das durchziehen können, zumal mein Sohn in den Ferien auch ein bißchen lesen üben soll, wäre sehr wichtig. Eure Meinungen haben mir sehr geholfen, nochmal Danke an alle! LG


Jo64

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Antwort auf Beitrag von emmababy

Hallo, mein Sohn wird jetzt 13 (Autismus und ADS), er nimmt seit 6 Jahren MPH, seit ca. 3 Jahren Concerta. Jetzt haben wir erstmals eine Pause versucht. Unsere Kinderärztin hat uns schon lange immer wieder empfohlen, mal eine Pause zu machen, vor allem auch dazu, dass er zu Kräften kommt. Er wiegt bei 152 cm nur 32 kg. Bisher konnten wir keine Pausen machen, es war einfach nicht zu ertragen. Es ging nicht. Wir liefen auf dem Zahnfleisch, z.B. auch noch kleinerer Bruder und in diesem Zusammenhang echt schwierig. Nun hat er seit fast 4 Wochen Pause. Begonnen hat sein leiblicher Vater, der ihn mit in den Urlaub nahm und da dort kein weiteres Kind war, haben wir beschlossen es mal zu versuchen. Leider wurde er dort etwas krank und konnte nicht so essen wie erwünscht. Aber jetzt zu Hause haben wir Urlaub und haben das Medik. weiter weggelassen. Wir können ja auch aufpassen u.s.w. In den nur 2 Wochen hat er jetzt tatsächlich 3,5 kg schon zgenommen. Bin gespannt wie es weitergeht. Also nur deshalb lassen wir auch jetzt bis Ende der Ferien weg. Abere es ist überaus anstrengend. Muss man schon sagen. LG Jo.


emmababy

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Antwort auf Beitrag von Jo64

Hallo Jo! Danke für deine Antwort! Ich muß auch sagen, dass mir die zierliche "Bauweise" meines Sohnes schon ein wenig Sorgen macht. Noch dazu ist er ausgesprochen heikel was das Essen anbelangt. Ohne Ritalin ist die Gesamtsituation schon schwierig, für alle von uns. Hast mir wieder Mut gemacht! Es ist doch gut zu sehen, dass es anderen ähnlich geht! LG emmababy