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Kampfsportart für Autisten/ADS

Kampfsportart für Autisten/ADS

desire

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Mein 6jähriger ist Asperger Autist und hat ADS. ER ist ein sehr guter Schüler, jedoch hat er seine Agressionen zeitweise leider überhaupt nicht im Griff...er ist sehr impulsiv. Ich überlege nun....was für eine Sportart wäre geeignet? Für Fussball interessiert er sich nicht wirklich. Hat jemand Erfahrung damit?


krummenau

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Antwort auf Beitrag von desire

Direkte Erfahrungen habe ich damit nicht, aber vielleicht einige grundsätzliche Überlegungen dazu: Mein Sohn (fast 10) hat zumindest mal mehr, mal weniger ausgeprägte autistische Züge, was sich allerdings nicht darin äußert, daß er agressiv wird. Mit Fußball kann man ihn jagen, dazu würde ich ihn nie zwingen, auch wenn fast alle Jungs hier ganz selbstverständlich Fußball spielen und ich etliche Mütter kenne, die die Jungs sehr massiv dazu "überredet" haben, eben weil das hier zum guten Ton gehört. Wie sieht es denn bei Deinem autistischen Sohn generell mit Gruppenaktivitäten aus? Da muß ich bei meinem, egal, ob er nun tatsächlich autistisch ist oder nur gewisse Symptome zeigt, nämlich sehr vorsichtig sein. Schule als tägliche Zwangsgruppensituation reicht ihm als Gruppenerlebnis eigentlich schon, wird ihm schon manchmal zu viel. Er geht zwar in eine Kinderturngruppe, aber in derselben Gruppe ist auch sein größerer Bruder, die Gruppe ist klein und überschaubar, die meisten Kinder kennt er schon lange und mein Mann, also sein Papa, leitet diese Gruppe. Das ist für ihn also sozusagen ein "Heimspiel". Daß die gerade erst gegründete Gruppe so nach und nach größer wird, da eben neue KInder dazukommen, stört ihn wiederum nicht. Wichtig war der überschaubere, vertraute Start. In eine "fremde", schon länger bestehende Sportgruppe, in der sich vielleicht viele untereinander schon kennen, würde ich ihn nur geben, wenn er selber das auch 100prozentig wollte, und nicht etwa, weil ich meine, das täte ihm gut, sonst geht das so, wie er gestrickt ist, komplett schief. Es kann durchaus sein, daß für Deinen Sohn Kampfsport eine gute Möglichkeit wäre, seine Agressionen besser in den Griff zu bekommen, da er sie dort sizusagen geregelt und kanalisiert rauslassen kann. Aber das hängt davon ab, wie er auf fremde Gruppensituationen reagiert, denn Asperger sind da doch oft sehr speziell. Du kennst ihn am Besten. Ansonsten würde ich mal daheim Dinge einrichten, wie Boxsack oder Möglichkeiten, gefahrlos herumzutoben oder eine Kissenschlacht zu machen. Wir haben ein halbes Kinderzimmer als Tobebett eingerichtet, dort steht ein Hochbett, davor ist alles mit alten Polstern und Kissen, Matratzen, Decken etc. ausgelegt, an der Decke ist ein Gartenschlauch befestigt, an dem man hangeln kann. Das wird von unseren beiden Jungs und ihren Gästen von kleinauf und immer noch sehr gerne benutzt, gerade im Winter. Vielleicht fehlt so etwas bei Euch daheim und läßt sich einrichten. Also, achte genau auf die Bedürfnisse Deines Sohnes, bevor Du ihn, gut gemeint, irgendwo anmeldest und er möchte das vielleicht gar nicht. Viel Erfolg und lG von Silke


2auseinemholz

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Hallos! Beide ADS - Kinder hier haben sich gequält beim Kampfsport, da es einige Regeln gibt, die penibel einzuhalten sind, sonst gibt es Konsequenzen. Nachdem die trotz Mühe dann doch mehr ausgeschlossen wurden haben wir die Sportarten gewechselt. Nun machen Sie Schwimmen und Tennis. Kann mir vorstellen dass das auch zu Autisten passt. LG 2


IngeA

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Antwort auf Beitrag von desire

Insgesamt lernt man bei Kampfsport ja sich selbst einzuschätzen und seine Aggressionen zu lenken. In wie weit das bei einem Asperger-Autisten funktioniert kann ich nicht sagen, viell. hat ein Autismuszentrum da Erfahrungen. AiKiDo ist eine Verteidigungs-Kampfsportart, wo man den Gegner nicht verletzt. Das könnte ich mir jetzt gut vorstellen. Ving Tsun, Karate, Taek Won Do haben alle das Problem, dass es bei einem Ausraster ein gewisses Gefahrenpotential gibt, denn man lernt effektiv Treten und effektiv Schlagen und kann das u.U. schon bevor man sich selbst im Griff hat. Ich kenne allerdings auch keine Kampfsportart, die nicht sehr strenge Regeln hat. Es wird viel Wert auf Disziplin gelegt. In wie weit der Trainer da Rücksicht nimmt, müsste man ausprobieren/erfragen. LG Inge


Jana04

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Antwort auf Beitrag von IngeA

Zu viele Regeln, die penibelste eingehalten werden müssen... und das hat nichts mit Das-muss-er-lernen zu tun. mein ADHS Autist hat schnell abgeblockt und wir sind wieder weg. Er ist ein begeisterter Schwimmer, aber alleine nicht im Verein, da ist wieder zu viel Druck. Meiner tobt sich beim Keyboardunterricht und Musik allgemein aus. da hat er jetzt seinen Weg gefunden. nicht jeder ist ein Sportler... VG


desire

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Antwort auf Beitrag von Jana04

ich suche einfach einen Weg bei dem er lernt sich selbst zu kontrollieren. Danke euch!


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von desire

Meiner würde verrückt werden wenn Ihn andere anfassen:-( Alles was bei uns im Verein ist(Fußball, Handball) , klappt nicht sehr gut:-( Die "unkontrollierbaren " Reaktionen der anderen sind für Ihn einfach ein Problem! Tischtennis war mal eine Zeitlang , aber in einer großen Halle mit mehreren Platten ( das war vom Auditiven für Sohnemann wieder zu viel) Das was Ihn wirklich etwas geerdet hat ist Musikschule (blöderweise Schlagzeug) und 1x die Woche geht er zum Kegel!


Filu07

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würde hier überhaupt nicht funktionieren....Meine Asperger Tochter und mein HFA/Adhs Sohn gehen reiten...Meine Asperger Tochter ganz normal in der Gruppe..mein Sohn einzeln, weil er sich momentan noch in keiner Gruppe aufhalten kann


muddelkuddel

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Antwort auf Beitrag von Filu07

mein sohn (verdacht auf asperger, sind in testung) macht judo..eben weil körperwahrnehmung und einschätzung des gegenübers schon immer problematisch waren und mit einschulung aggressivität bei sozialer überforderung dazu kam, haben wir eltern das ausgesucht. er findet es super. gerade die klaren regeln, die vor allem auch aktiv ausgesprochen werden (judo-werte) kann er gut befolgen, weil es keine ungeschriebenen und somit nicht zu durchschauenden verhaltensregeln sind. er rangelt gezielt und merkt, wo grenzen sind (seine und die des anderen), es gibt deutliche stopp-signale und klare hierarchien (was für ihn schwer anzuerkennen ist) allerdings haben wir die problematik nach einiger zeit mit seinen trainern besprochen, so dass die ein vermehrtes auge drauf haben und regeln doppelt und dreifach für ihn klar machen...und sie manipulieren die wahl seiner kampfpartner etwas, so dass keine zwei "problemfälle" aufeinander treffen. LG


Holzkohle

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Antwort auf Beitrag von muddelkuddel

meiner (ADHS) hatte mal Judo gemacht - da musste ich ihn rasant schnell abmelden, weil in den Hofpausen auf einmal die Kinder durch die Luft flogen. Jetzt spielt er seit drei Jahren Baseball - und das macht ihm Spaß. Inzwischen ist er sogar Pitcher. Er ist einmal auf sich allein gestellt, gleichwoh ist es ein Mannschaftssport. Er kann rennen, er kann "schlagen", er kann werfen...


desire

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Antwort auf Beitrag von Holzkohle

nein er kann absolut nicht mit anderen in Bezug auf Körperkontakt. Deswegen haben wir in der Schule momentan auch Probleme weil er sich mit Boxen wehrt, das aber nicht darf. Ich weis grad keinen Rat mehr mit ihm...wir gehen jetzt in eine spezielle Therapie für Autisten...aber einen Sport machen würde er ja ganz gerne hab ich so das Gefühl...Reiten war er im Kindergarten...kann er auch zuhause....macht ihm leider nicht soviel Spass.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von desire

Ich weiß nicht mehr wer es war aber mein Lieblingssatz ist immer "ein Kind was Probleme macht, hat vorher welche"! wenn man meinen in Ruhe lässt und nicht piesakt ,ist er sehr umgänglich! Bei allen anderen die es nicht begreifen wollen und zum Spaß gerne den Aspi ärgern , haben bei mir kein Mitleid mehr! Klingt hart aber ist so! Bei Uns war Aufklärung durch die Lehrerin das A u.O , was auch nicht immer klappt (gestern z.b Tadel, weil er sich mal wieder versteckt hat auf der Toilette wegen der Hofpause ) Das hebt mich nicht mehr groß an! Genauso sieht es aus wenn er sich wehrt MIT Grund ! Aber bei allgemeiner Überforderung macht ein Sport ja dann auch nicht alles "Rama"!


desire

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ich weis es leider nicht so genau...er erzählt sehr wenig. In der Garderobe dürfte es wohl mal gewesen sein weil alle durcheinandergelaufen sind und es ihm zuviel geworden ist...trotdem darf er nicht jemand anders auf einmal boxen. Ein anderes Mal meinte die Lehrerin dass wohl Streit da war...aber dieses Boxen wird hier sehr streng genommen....auch gut irgendwie weil wenn man selbst betroffen wäre dann wäre man ja froh. Ich persönlich kann nicht so tun als wär mir das wurscht...meine Nerven liegen momentan eh etwas blank....ich warte förmlich drauf dass die Lehrerin wieder anruft und mir erzählt was vorgefallen ist. Im Kindergarten ist nie was vorgefallen...deshalb nagt das an mir. Er ist normal nicht agressiv. Er bekommt jetzt eine neue Therapie, die Autisten helfen soll, ihre Impulsivität etwas in den Griff zu bekommen.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von desire

Aber in gewisser Weise sind Autisten eben wie sie sind! Das sollte bei bekannter Diagnose eben berücksichtigt werden ! Natürlich sind solche impulsiven Reaktionen nicht schön, aber dass sie wahllos ohne Grund geschehen glaube ich weniger, deshalb finde ich es ungerecht immer die Fehler bei den Autisten zu suchen! Bestimmte Dinge kann man durchaus umschiffen und ja da bestehe ich auf ein Sonderrecht für meinen eben das es nicht erst zu so etwas kommt! Und da darf sich eine Lehrerin auch angesprochen fühlen mal ein Auge drauf zu haben, anstatt nur am Kind rumzunörgeln! Bin aber eh grad in Stimmung , weil ich meinen eben von der Schule holen durfte, das ganze dämliche Hofpausengetue hat ihn mal wieder völlig aus der Bahn geworfen und ich weiß nicht wie ers macht aber ich schwöre er kann innerhalb von Minuten 40°C Fieber bekommen!


desire

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bekam auch grade wieder die nächste Beschwerde....langsm mag ich nimmer.... ....meine Nerven sind gespannt bis zum Zerreissen....


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von desire

Tut mir leid! Ich bin auch froh wenn Ferien sind und vor allem Weinachten rum ist! "VORFREUDE" ist bei uns nicht , alles nur nervig und stressig, dabei weiß er was er bekommt, aber es könnt ja noch.......!


krummenau

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Antwort auf Beitrag von desire

Gerade Umkleiden sind doch in der Schule immer sehr voll und durcheinander und alle sind wie aus dem Häuschen. Daß das gerade einem Autisten rasch zu viel werden kann, wundert mich nicht. Mein Sohn, unabhängig davon, ob er nun autistisch ist oder nicht, mag sich generell vor anderen (außerhalb der Familie) nicht umziehen. Er zieht ja eh nur Jogginghosen an und ist daher immer in Sportsachen. Also zieht er in der Umkleide nur den Pullover aus, T-Shirt ist ja drunter, wechselt die Straßen- in Sportschuhe und fertig. Da das sehr schnell geht, muß er dann auch vor und nach der Sportstunde nur sehr kurz im Gewühl mit den anderen zusammensein. Die anderen finden das zwar sehr seltsam, aber er macht sein Ding und das geht so ganz gut. Vielleicht könnte man Deinen Sohn auch eine Erleichterung verschaffen, indem er sich vielleicht vor oder nach dem Pulk der anderen umzieht oder vielleicht irgendwie separat umziehen kann (Lehrerzimmer oder im Vorraum bei den Duschen, ich weiß nicht, ob das räumlich geht), um Konfliktpotential rauszunehmen. Natürlich wäre das wieder eien Sonderbehandlung, aber eine vielleicht doch recht leicht zu realisierende. Ich weiß nicht, wie bei Euch da die räumlichen Bedingungen sind. LG von Silke