Annebelles
Hallo, bin neu hier. Mein Patenkind, Junge, knapp 4 Jahre alt, hat nun die Diagnose des frühkindlichen Autismus (wenn ich das alles richtig verstanden habe) bekommen. Meine Schwester ist schwer dabei, das alles erstmal zu verarbeiten. Na, ich denke, die meisten hier werden nachvollziehen können, welche Gedankenflut das mit sich bringt. wir reden viel darüber, und gestern hatten wir das Thema: was tun, wenn er sich so "altersunentsprechend" verhält, wie er es nunmal tut? Letztens riss er sich von der Hand los um an ein parkendes Auto zu treten. Blöd, der Besitzer saß drinnen... :-/ oder im Biergarten, wo er mit seiner Limo in der Hand rumläuft und die Leute anrülpst.... Natürlich sieht das immer so aus, als wären wir völlig unfähig, ein Kind zu erziehen. Ich will ja auch keine langen Erklärungen abgeben, denn wir wissen ja, was los ist. Aber irgendwas, was die Situation kurz und knapp erklären könnte, wäre schon irgendwie gut. Meine Schwester wird schon galgenhumorig und sagt: am besten besorg ich ihm ein T-Shirt, auf dem steht - ich bin Autist, ich kann nicht anders... Naja, ich wäre froh, wenn mir jemand sagen könnte, wie man damit umgehen kann. Vielleicht ein lockerer Spruch, der dem ganzen die Schärfe nimmt, ohne jemanden zu verletzten. Wir sind gerade noch ziemlich ratlos mit der ganzen Situation. Danke für Eure Reaktionen, Anni
Hm... ich bin da etwas zwigespalten. Einerseits versucht man das Verhalten des Kinder zu erklären aber vor dem Kind entschuldigt man auch die "Ungehörigkeit" und stellt für weitere quasi den Freibrief aus. Ich würde das Thema mit dem behandelnden Arzt/Therapeuten bereden. Ob das Typisch Autist ist weiß ich gar nicht. Ich kenne nur 1 und dieser geht gar nicht erst auf Fremde zu geschweige würde er sie anrülpsen oder ansprechen.
Ich denke, der Junge geht auch in ein ATZ? Bekommt er schon Therapie oder wird eine solche angestrebt? Grundsätzlich sehe ich es so: NUR weil ein Kind autistisch ist bedeutet es noch lange nicht, dass es nicht "erzogen" werden muss. ABER: das bedeutet auch, es braucht länger und es benötigt viel Kraft und Geduld von euch als Familie. Mit Getränk herumlaufen und andere anrülpsen geht gar nicht - das wird unterbunden und wenn es bedeutet, dass der Junge dann eine Wur bekommt oder sonst etwas- Logische Konsequent wie bei allen anderen Kindern auch: es geht eben heim! Während das bei einem NT - Kind schneller ankommt im Kopf dauert es bei solchen Kindern u.U. einfach viel länger und geht auch nicht immer freidlich vonstatten! Meine Tochter musste auch gewisse Dinge erlernen, aber heute läuft es super! Ihr macht das schon!
Hallo, mein Sohn ist auch frühkindlicher Autist und ich verstehe Dich/Deine Schwester sehr gut. Auch ich wünsche mir oft dieses T-Shirt. Ich sage meistens: "Wir haben ein besonderes Kind" und solche Dinge wie "er versteht Sie nicht". Wir gehen aber auch offen damit um, ist in dieser Kleinstadt auch nicht anders möglich. Oft ertappe ich mich dabei, daß ich schon präventiv eingreifen. Mit der Zeit erkennt man Krisensituationen schon im Ansatz. Momentan mache ich einen Erziehungskurs im SPZ und dachte eigentlich nicht, daß ich als Mutter dreier Kinder noch was lernen kann. Aber ich wurde sehr überrascht. Hat Deine Schwester noch eine genauere Diagnose? Mein Sohn hat einen seltenen Gendefekt und zum Glück von allen damit verbundenen schlimmen Krankheiten usw. nur Autismus. Viel Kraft moon* PS: www.rehakids.de
xx
Hi Anni, Autist zu sein heißt nicht, dass man ungesühnt alles machen kann. Auch unter Autisten gibt es "ungezogene" Kinder. Auch Autisten sind keine Engel und testen mal Grenzen aus oder machen etwas absichtlich, was nicht ok ist. Wenn mein Autist jemanden anrülpsen würde oder gegen ein Auto tritt, dann bin ich der Meinung, dass dies nichts mit Autismus zu tun hat, sorry. Klar gibt es so Dinge: Wenn an einer Tür steht "Treten sie ein" dann kann es auch mal sein, dass ein Autist dagegentritt, weil er es wörtlich nimmt. Aber das dürfte er in der Regel auch nur einmal machen und dann erklärt man es eben. Natürlich bleibt es schwierig, denn oft braucht es wesentlich länger, bis bestimmte Verhaltensregeln beim Autisten ankommen und fruchten. Aber auf keinen Fall würde ich für schlechtes Benehmen Autismus vorschieben. Mein Sohn schüttelt einem die Hand, weil er niemanden anfassen will. Ist für mich ok (ist ja auch eigentlich viel hygienischer). Auch schaut er nur wenigen in die Augen. Aber es gibt eben im gesellschaftlichen Leben bestimmte Regeln. Wenn er nicht die Hand schütteln will, dann muss er eben auf andere Weise zeigen, dass er jemanden begrüßt oder zurück grüßt. Mein Sohn winkt dann eben und schaut auf die Nase oder zumindest in die Richtung des Gesichts. Solche Möglichkeiten muss man dann mit dem Kind zusammen erarbeiten. Liebe Grüße