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ADS bei Erwachsenen

ADS bei Erwachsenen

Mitglied inaktiv

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Nie hätte in Betracht gezogen, dass ich ADS haben könnte. Doch heute habe ich zufällig in einer Zeitung über ADS bei Erwachsenen gelesen. Ich dachte die Autorin schreibt von mir. Schon als Kind hatte ich Konzentrationsprobleme. Meine Eltern müssten immer viel mit mir lernen. Sehr viel, ich schaffte es nicht aufzupassen. Nach 10x erklären begriff ich es und war eine gute Schülerin. In der Pubertät besserte es sich. Ich hab Abi gemacht und studiert. Das Konzentrationsproblem hätte ich zu dieser Zeit eher nicht. Mit 35 bekam ich mein erstes Kind. Danach ging es irgendwann wieder los. Es ist nicht nur die Konzentration allein. Ich habe fast alle beschriebenen Symptome. Ist es denn möglich, dass ADS auch bessert und später wieder kommt?


Strudelteigteilchen

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Nein, ADS kommt und geht nicht "einfach so". Aber es gibt natürlich Lebenssituationen, in denen man sie mehr "spürt" und andere, in denen sie einfach nicht so plagt. Letztlich ist es eine Stoffwechselstörung im Gehirn. Ich vergleiche gerne mit Diabetes, was ja auch eine Stoffwechselstörung ist. Wenn man nicht weiß, daß man Diabetes hat, aber aus ganz anderen Gründen seine Ernährung umstellt, dann wirkt sich das unter Umständen auch auf die Diabetes aus. Eine Lebenssituation mit vielen Unregelmäßigkeiten und parallel laufenden Anforderungen - Kinder mit den daraus resultierenden Unwägbarkeiten, Job mit wechselnden Anforderungen, Haushalt - kann eine ADS verstärken. Ein gleichmäßiges Leben mit wenig wechselnden Anforderungen - Job mit regelmäßigen Arbeitszeiten und Aufgaben, kaum Haushalt, kein Kind - kann hingegen beruhigend wirken. Oder man hat unbewußt ein Ventil gefunden (Sport, Hobby, Abusus), und wenn das wegfällt kommt man plötzlich nicht mehr gut klar. Belastet es Dich denn? Dann suche Dir einen Neurologen - am besten einen mit entsprechender Erfahrung - und lasse Dich testen. Ich habe ADS und erzielte gute Erfolge mit einer Verhaltenstherapie, nehme aber dennoch unterstützend MPH.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

Vielen Dank für deine Antwort. Ja, es belastet mich. Ich bin immer in Aktion, aber eben so unstrukturiert. Ich bin innerlich immer unruhig. Ich kaufe Lebensmittel oft doppelt ein, habe keinen Überblick was da ist. Dann fällt mir dies ein, dann jenes. Ich verliere generell leicht den Überblick fürs Wesentliche und verzettelt mich.


Strudelteigteilchen

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Ja, das sind so die typischen Geschichten, die überhaupt kein Problem sind, wenn man nur für sich selber sorgen muß. Aber wenn man einen Haushalt mit mehreren Personen "wuppen" muß, evtl. noch mit Terminen nebenbei - das eine Kind hat Fußballtraining, das andere einen Termin beim Zahnarzt - dann wird es unübersichtlich. Gerade diese Dinge bekommt man mit einer VT aber meistens sehr gut in den Griff. Schau nur, daß Du eine/n Therapeut/in findest, der/die sich mit ADS auskennt. Ansonsten kann ich Dir dieses Buch ans Herz legen: ADS - das Erwachsenenbuch von Elisabeth Aust-Claus (Und ganz generell Materialien über das OptiMind-Konzept, das fand ich als Training für mich und meine Kinder sehr hilfreich.) Allerdings: Sei Dir bewußt, daß es keinen einfachen Weg gibt, um die Probleme in den Griff zu bekommen - kein *plopp* und alles flutscht. Ich fand die Diagnose hilfreich, weil ich gezielter nach Methoden suchen konnte, um mein Leben zu organisieren. Außerdem kann ich jetzt besser die guten Seiten meiner chaotischen Charaktereigenschaften sehen. Aber der Alltag bleibt, meistens, harte Arbeit.


Ellert

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huuh ich habe zwei ADS Kinder und damals auch diese Parallelen festgestellt. Ich behaupte auch ich habe ADS, kann mich nicht konzentrieren, fange 100 Sachen gleichzeitig an verliere den Überblick und ich habe auch echt Mühe meine 20 Stunden im Job vernünftig zu arbeiten, mein Schreibtisch sieht aus wie hinterm Handgranatenwurfstand, der Haushalt nicht ganz so aber tendenziell auch. Man fängt an zu bügeln, ups, Wäsche müsste man noch aufhängen, nach der Hälfte fällt einem ein der Müll muss raus dann geht man aber nicht zum Bügeleisen sondern erledigt wieder was anderes.... Ich bin auch besser durchs Studium gekommen als ich jetzt lebe bei mir wurde es nach Ellert schlimmer, dachte das länge an den vielen Medis damals. Da ich aber Ärzte als erklärtes Feindbild habe werde ich mir das nicht antun, so groß ist der Leidensdruck nicht. LG dagmar


Ellert

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huuh ich habe zwei ADS Kinder und damals auch diese Parallelen festgestellt. Ich behaupte auch ich habe ADS, kann mich nicht konzentrieren, fange 100 Sachen gleichzeitig an verliere den Überblick und ich habe auch echt Mühe meine 20 Stunden im Job vernünftig zu arbeiten, mein Schreibtisch sieht aus wie hinterm Handgranatenwurfstand, der Haushalt nicht ganz so aber tendenziell auch. Man fängt an zu bügeln, ups, Wäsche müsste man noch aufhängen, nach der Hälfte fällt einem ein der Müll muss raus dann geht man aber nicht zum Bügeleisen sondern erledigt wieder was anderes.... Ich bin auch besser durchs Studium gekommen als ich jetzt lebe bei mir wurde es nach Ellert schlimmer, dachte das länge an den vielen Medis damals. Da ich aber Ärzte als erklärtes Feindbild habe werde ich mir das nicht antun, so groß ist der Leidensdruck nicht. LG dagmar


Caot

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...also ich habe es nicht, musste trotzdem, ob deiner Aufzählungen, schmunzeln. Wenn ich weiß, ich muss Wäsche bügeln, Kind A dahin fahren, Kind B dorthin, weiß, es wird eng, sehe den nicht ausgeräumten GS, die verdreckte Wäsche die im Keller liegt, die Wollflusen unter meinem Bett und den generell viel zu kurzen Tag, dann komme auch ich ins schwitzen und haste unstrukturiert von A nach B. Konzentration ist futsch, da es so viele Dinge zu tun sind. Und ganz ohne ADS mach ich mir da eine To-Do-Liste, muss Ruhe bewahren und mache eins nach dem anderen. Nützt ja nix, egal ob mit oder ohne ADS.


dana2228

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Antwort auf Beitrag von Caot

Nein, muss es nicht. So wie nicht jeder wilde Junge ADHS hat. ABER wenn ein Leidensdruck da ist, lohnt es sich genauer hinzuschauen! Und es ist ein Unterschied ob ich viel um die Ohren habe und deshalb mal was verschwitze oder so so mein leben ist. ADS Betroffene schaffen es oft garnicht eine liste zu schreiben. Oder scheiben vor den einkaufen alles sauber auf um dann verstzustellen das die liste daheim liegt. Und so was leider mehrfach am tag.


Strudelteigteilchen

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Das Problem ist, daß man die Struktur - hinsetzen, To-Do-Liste machen, hintereinander abarbeiten, Prioritäten setzen - mit ADS nur sehr schwer bis gar nicht hinbekommt. Und daß die "jetzt ist es zu viel und Chaos bricht aus"-Schwelle niedriger ist. Ich will keinem irgendwas andichten, was er nicht hat. Aber wenn man wirklich leidet und der Alltag nicht nur schwierig, sondern kaum zu bewältigen ist, dann sollte man mal genauer hinschauen. Hilfe ist einfach effektiver, wenn man die Ursache für das Problem kennt. Mir hat es jedenfalls immens geholfen, als ich endlich die Ursache für meine Probleme kannte. Und Leute, die mir sagen, daß sie es doch auch schwer haben und ihr Leben trotzdem im Griff haben, habe ich echt gefressen.


Ellert

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Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

die hab ich auch gefressen oder die mr erklären dass das alles nur am behinderten Kind liegt - die mag icha uch ganz gerne... Meine Kids sind getestet und da hiess es das auch gleich, die Tendenz wäre normal familiär und was er fragte passte auch. Ein normal schusseliger Mensch braucht diese Listen was wann wie hintereinander garnicht und wenn er sie hat geht er strikt danach und nicht halb von einem zum anderen ehe das fertig ist, ich glaube schwer zu beschreiben wie das ist. dagmar


Caot

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Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

...... unterstellst du mir, ich würde dir sagen, dass mein Leben auch stressig ist, ich es aber trotzdem im Angriff hätte. Irgendwie liest du meine Beiträge falsch. Das finde ich schade.


Caot

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Antwort auf Beitrag von Ellert

Ich glaub schon, dass ganz viele Menschen, ohne ADS, auch Planlos herum irren und Dinge halb anfangen und zum nächsten hasten. Aber es wird sich wohl, auf Tage beschränken, wo es dann eher stressiger ist, aufgrund der Masse von Dingen und nicht permanent auf das Leben Einfluss haben. Eigentlich wollte ich Dir Mut zusprechen, indem Sinne, das vieles durchaus "normal" ist, wie in vielen Familien.


Ellert

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Antwort auf Beitrag von Caot

Mein Mann sagt immer "normal ist langweilig" dazu hat er sich dann die Familie angelacht *ggg* Viele menschen gehen planlos durchs Leben das stelle ich auch immer wieder fest aber anders planlos, ziellos und das nicht nur die Jungen aber das ist ein ganz anderes Thema LG dagmar


Mitglied inaktiv

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Meine Schwester (Jahrgang 1966) war ganz sicher ein ADS Kind. Dummerweise gab es damals keine Diagnose, somit war meine Schwester eben einfach weniger intelligent, ein Schussel und schwer von Begriff. Meine Mutter konnte nicht verstehen, wie das eine Kind so sein konnte (mein Bruder und ich waren "normal"..) wurde dementsprechend von Lehrern und dem Umfeld unter Druck gesetzt und reagierte entsprechend genervt.Ein jahrelanger Leidensweg sowohl für meine Schwester als auch für meine Mutter in der Schulzeit. Wie erleichternd ist es doch heute, für Kinder UND Erwachsene, wenn sie als "Entschuldigung" für ihr abnormales Verhalten diese Diagnose nennen können und Hilfe in Form von Strategien, Förderung , Nachteilsausgleich etc. bekommen.