Nachtengel
Hallo, unser Sohn (im Juli 5 geworden) hat evtl. ADHS. Wir haben die Diagnose noch nicht, aber die Überweisung vom Kinderarzt für einen Kinderpsychologen. Wir waren in den letzten Monaten oft beim Kinderarzt, da unser Sohn leichte Probleme mit der Motorik hatte (ist sehr oft gestolpert und gefallen), eine sehr niedrige Frustrationstoleranz hat als auch Schwierigkeiten mit der Konzentration und sehr sehr lebhaft (mittlerweile extrem zappelig) ist. Wir haben immer versch. Übungen bekommen, die wir zu Hause durchgeführt haben, was zwar für die Motorik wirklich von Vorteil war, für die übrigen Punkte jedoch nicht. Nun wird es immer heftiger mit ihm. In der Kita wird er auch schon mal vom Morgenkreis ausgeschlossen bzw. muss neben der Erzieherin sitzen, weil er Blödsinn macht. Er fühlt sich oft gestört durch die anderen Kinder in der Gruppe, ist dann schnell frustriert, haut, weint. Er will immer gewinnen und bestimmen, hat arge Probleme damit, auch mal anderen den Vortritt zu lassen. Freunde hat er, sogar zwei schon seit vier Jahren (die waren von Anfang an in der Kita). Auch ist er nicht wirklich aggressiv, nur sehr wild, tut anderen dabei manchmal weh und kann seine Kräfte nicht einschätzen. Beim Essen steht er ständig auf, hampelt rum, kleckert viel, schmeisst auch oft seinen Becher um. Früher hat er auch mal lange gemalt oder gepuzzelt, aber all das macht er nun nur noch sporadisch bzw. nicht mehr so langatmig. Ich könnte noch etliche Dinge aufzählen. Mein Problem ist eigentlich erstmal folgendes, unabhängig von der Diagnose ADHS: Ich weiß nicht, wie ich auf sein Verhalten reagieren soll. Derzeit ermahne ich ihn ständig (sitz still, zappel nicht so, iss anständig, sei nicht so wild, pass auf etc.). Ich habe das Gefühl, dass ich sein Verhalten und ihn ständig kritisiere und kommentiere. Mittlerweile bin ich sehr genervt von ihm, mecker dann natürlich schnell. Alles was er tut, wird von mir quasi analysiert. Ich frage mich dann, ob dies oder jenes "normal" ist oder er doch ADHS haben könnte. Das macht mich total traurig, denn ich möchte ihm ja eigentlich helfen und ihn zu einem "anständigen" Kind erziehen, das nicht ständig unangenehm auffällt oder aneckt. Wir geht Ihr mit den Zappeleien um, mit der Ungeschicklichkeit, mit der mangelnden Konzentration etc.? Was haben Euch die Therapeuten geraten? Soll ich es ignorieren? Soll ich ihn drauf hinweisen? Dies alles sind wichtige Fragen, die ich auch mit dem Kinderpsychologen besprechen möchte, denn selbst wenn er kein ADHS hat, sind diese Faktoren ja trotzdem vorhanden. Aber da der Termin noch dauert, möchte ich vorab einfach ein paar Meinungen von Erfahrenen haben. Vielen vielen Dank im Voraus. N.
http://www.adhs.ch/?p=61 LG
www.kiss-kid.de
Hallo, wegen der motorischen Probleme: Versuchs mal mit Ergotherapie bzw. Kinderturnen. Bei uns gibt es z.B. auch therapeutisches Judo oder Reiten. Wegen der dauernden Ermahnungen: Immer nur eine Sache nehmen, die Dich gerade extrem stört und daran mit ihm arbeiten. Nicht vor Dritten zurechtweisen, sondern später noch mal mit ihm die Situation besprechen und ihm sagen, wie man das besser lösen kann. Statt reden Hand auflegen auf das wippende Bein, die Schulter oder was auch immer. Das ist diskreter und Du nutzt einen anderen "Kanal", er kann das besser annehmen, wenn er nicht gerade taktil überempfindlich ist. Sollte er das sein, musst Du herausfinden, was er wie spürt und was ihn nicht gerade kitzelt oder ihm wehtut. Noch ein Tipp: Kirschkernsäckchen nähen (kaufen) und auflegen, um die Körperwahrnehmung zu schulen. LG
Hallo! Hab einen Sohn mit ADHS und ich mache es so, dass ich seine positiven Eigenschaften hervorhebe. Ich sage ihm z.B. wie toll er mit den kleineren Kindern umgeht. Oder ich lasse ihn kochen, das gibt ihm Berge, wenn wir das Essen dann gemeinsam verspeisen. Such seine Staerken und lobe ihn dafuer und sieh ueber seine Schwaechen einfach mal hinweg. Mein Sohn wird bald 8 und macht beim Essen immer noch eine Sauerei, er ist noch dazu Linkshaender. Ich kommentiere das schon lange nicht mehr. Es ist ihm ja selber unangenehm, aber er kanns halt noch nicht besser. Wenn dein Sohn aufdreht, mach was Beruhigendes mit ihm. Mein sohn liebt Traumreisen. Hinlegen, Augen zu und ich erzaehle ihm wo wir jetzt in einer grossen Seifenblase hinfliegen. Kleine Geschichte, grosse Wirkung. Viel Liebe, gezieltes Lob und nicht staendig rumnoergeln. Damit faehrst du bestimmt schon mal ganz gut. Dein Sohn klingt sehr nach ADHS, aber fuenf Jahre ist noch zu jung fuer eine Diagnose. Viel Geduld und gute Nerven von einer teilweise ebenso geplagten Mama!
Das klingt für mich nicht unbedingt nach ADHS, kann auch so etwas sein wie mein Sohn hat, senso-motorische und Wahrnehmungsstörungen. Es äussert sich ähnlich wie bei ADHS, hat aber einen anderen Hintergrund. Man kann mit Ergotherapie sehr viel erreichen. Gerade weil Du schreibst, dass er oft stolpert etc. Das spricht sehr für Wahrnehmungsstörungen. Diese Kinder können sich im Raum schlecht wahrnehmen, haben kein Gefühl für ein adäquates Anwenden von Kraft, Regulierung von schnell und langsam - das ist absolut typisch!
sitz still, zappel nicht so, iss anständig, sei nicht so wild, pass auf etc. lach... wenn ich das alles anmahnen würde... wäre meine Tochter (9) unter Dauerstress aber so ist sie eben würde ich ihr immerzu das Gefühl geben falsch zu sein Ich lass sie wie sie ist, ermahne bei Dingen, die ich für gefährlich halte und die einfach nicht gehen aber ihr mit Essen beschmiertes Gesicht und das Gezappel... ist sie.
Hallo Nachtengel, mein Sohn ist jetzt gerade 6 Jahre geworden. Ich gehe mit ihm sein März diesen Jahres zu einer Psychologin weil auch mir gesagt wurde ich solle doch mal abprüfen lassen wegen ADHS. Anfangs hab ich mich echt verrückt gemacht, aber die Psychologin ist top. Sie hat mir erstmal alles genau erklärt - hat sich meinen Sohn in 5 Anfangssitzungen angeguckt. Dann hat sie gesagt das es bei ihm relativ grenzwertig ist. Er ist ein sehr mobiler Junge - immer in Action - aber wenn er sich für etwas interessiert kann er abr auch schon mal länger still sitzen und sich damit beschäftigen. Allerdings das "länger still sitzen" definiert jeder anders. Ich zbsp. habe durch die Psyschologin erstmal erfahren das ich viel zu hohe Erwartungen an meinen Sohn hatte!! Ein Kind in dem Alter kann noch keine 30 min. still sitzen und sich auf eine Sache konzentrieren! Er ist durch die Trennung von mir und seinem Vater allerdings auch ein wenig "seelisch angeknackst" - das kommt noch ein wenig erschwerend hinzu. Jedenfalls machen wir seit März eine Verhaltenstherapie - wo er lernt, was sind Regeln! Wie wende ich diese an, bzw. wie halte ich mich daran. Oder was sind zbsp. Konsequenzen - wenn er sich an gewissen Regeln nicht hält! Er lernt auch mal zu verlieren! Aber ich glaube das ist etwas was viele Kinder nicht können! Das hat nichts unbedingt mit ADHS zu tun. Auch ich habe gelernt meinen Sohn viel mehr in den Alltag mit einzubeziehen - mit ihm zu Kochen (Egal wie die Küche danach aussieht) oder er hilft mir allgemein mit im Haushalt. Da freut er sich total - und noch dazu wenn man ihn dann lobt wenn er was toll gemacht hat!! Lob und Motivation ist für solche Kinder das A und O. Ich bin glücklich an diese Therapeutin gelangt zu sein -denn viele verschreiben einfach nur Medikamente was die Kinder ruhig stellt - und davon bin ich kein Freund. Oftmals liegt vieles wirklich auch mit an den Eltern. Ich habe durch die Therapie auch viel gelernt im Umgang mit meinem Sohn. Wir Eltern sind nun mal auch nicht immer perfekt... ist leider so. Ich wünsche dir und deinem Kind alles gute. LG