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stationär wegen Essstörung

stationär wegen Essstörung

Carini0101

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Hallo, Wir waren gestern bei einer Ernährungsberatung, weil unser Sohnemann nie Hunger hat und dementsprechend wenig isst. Er kam als SGA- Baby in der 28 SSW mit nur 400g. Jetzt haben die im KH gesagt, wir könnten eine Woche stationär gehen oder zu Hause nur mehr das füttern was er wirklich mag!! Denke schon dass ich das daheim hinkriege, das geht aber dann ziemlich aufs Gewicht und ich hab auch Angst vorm austrocknen oder so ähnlich! Muss ehrlich dein, wur gaben wirklich fast immer mit Zwang gefüttert dass er annähernd auf seine Menge kommt. Das soll ma hald hetzt nimmer tun... Da trinkt er viel zu wenig Ca 400ml... Er ist jetzt korrigiert fast 6 Monate und hat 6600g. Hat wer das auch gemacht?? Ich meine mit Hilfe einer Ernährungsberatung oder stationär?? Glg Carini


Lichterlola

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Unsere Tochter bzw. wir :-) hatten im selben Alter(korrigiert 6 Monate) auch ähnliche Probleme, sie hat plötzlich die Nahrung total verweigert. Wir waren einen Tag stationär und die wesentliche Hilfe bestand darin, dass es alle gar nicht so schlimm fanden, dass sie einen Tag nichts gegessen hatte. Wir sind am nächsten Tag auf eigenen Wunsch gegangen und ich habe einfach ausgehalten, dass sie nur ganz wenig gegessen hat - und prompt lief es wieder prima. Aber noch heute (1 Jahr korrigiert) achte ich drauf, dass sie quasi das Zeichen fürs Trinken gibt, indem sie z.B. ganz deutlich den Mund aufmacht. Eine Freundin hatte tolle Erfolge mit einer auf Fütterstörung spezialisierten Psychotherapeutin, dass scheint mir das beste zu sein.


Sternchen-2007

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Also mein sohn wurde mit 485 gr. geboren und wog zu seinem ersten Geburtstag 6000 gr. Bei uns hat NIE ein Arzt Stress wegen dem Gewicht gemacht. Mein Sohn ist jetzt 6 Jahre alt und hat immer noch kein echtes Hungergefühl. Er bekommt nur schlechte Laune und dann bekommt er eben was zu essen. Essen war bei uns immer ein Problem, aber im nachhinein denke ich dass das teilweise deshalb so war, weil wir uns zu sehr unter Druck gesetzt haben. Das merken die kleinen!


christine1974

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Antwort auf Beitrag von Sternchen-2007

Bei uns hat der Druck den Kindern nichts ausgemacht im Gegenteil. Ich habe lange nach Plan 'Zwangsgefüttert' .meine kleinen hatten dann mit einem Jahr alle über 8,5 kg und sind heute sehr gute Esser! Regelmäßig füttern versuchen hat bei uns dem Hunger auf die Sprünge geholfen


Carini0101

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Hast du immer mit Zwang gefüttert?? Wie hat das ausgeschaut?? Wie viel haben sie dann getrunken?? Haben sie sich nie gewehrt? Ich meine ja die werden ja stärker oder?? JEDER sagt zu mit nicht mit Zwang füttern, aber bevor sie gar nix Essen?? Und jetzt Essen deine Kids gut?? Ich will dass mein kleiner Freude am Essen hat, will aber aich nicht dass er abnimmt usw... Also mich beschäftigt dass volle und ich könnte heulen dabei


Maria1976

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Liebe Carine, das "Problem" mit dem Essen hatten wir auch. Unser Sohn war auch ein small for date Kind, 29. SSW. Ich hab mich damals über füttern und "Fütterungsstörungen" sehr informiert und das alle wichtigste ist k e i n e n Zwang auszuüben. Ein Kind trinkt immer soviel dass es überlebt, das ist ein natürlicher Reflex den alle Kinder, auch extreme Frühchen haben. Dieses Wissen hat mir unglaublich viel Druck genommen. Wichtig ist ausschließlich - wurde mir ärztlicherseits mitgeteilt - dass er zunimmt. Ich habe ihn dann sehr lange auch in der Nacht 2 Mal gefüttert (einmal so gegen 23 h und einmal so gegen 4 h in der Früh). Jedenfalls wurde mir massiv von einer Sondenernährung abgeraten. Dies sei der direkte Weg in eine Fütterungsstörugn, da Kinder kein Sättigungsgefühl mehr entwicklen können und meist - um rasch zuzunehmen - viel zu viel sodiert bekommen.. Ausgehend vom Geburtsgewicht ist doch das derzeitiges Gewicht deines Sohnes spitze. Dir und deinem Sohn alles Gute!


Mma kerstin

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Hallo, ich war mit meiner Tochter wegen Essstörung 1 Woche stationär. Wir hatten eine Psychologin und Ernährungsberaterin die uns beim Essen zuschaute. Mein Kind damals 8 Monate. Man soll Kinder nicht mit Zwang füttern, wurde uns gesagt, da sie sonst gar nichts mehr Essen, und das Essen mit etwas negativen verbinden. Essen soll Spass machen und nicht ein MUSS.Und so haben wir es gemacht, und ich habe viele Fehler die mir nicht bewusst waren gemacht. Wir musstem lernen ohne Stress zu Essen, das heißt ich habe mich schon unter druck gesetzt und hatte schon Angst ihr das Essen zu geben. Fakt ist, das Kind merkt das und schaltet auf stur, und isst gar nichts mehr. Das sind Machtkämpfe die die kleinen führen, die merken das sie uns in den Griff haben. Auch heute noch führt meine Tochter immer wieder Machtkämpfe beim Essen, und mein Kind wiegt mit 4 Jahren NUR 10 kg bei einer größe von 90 cm. Wir machen das immer so, sie darf mit kochen und wird miteinbezogen ( bei kleinen Kindern noch unmöglich) Aber schon damals sagte die Psychologin Konsequent sein. Isst meine Tochter nicht ( will nicht Essen) kommt der Teller weg, wenn wir anderen Fertig sind. Und es gibt nichts anderes mehr, keine Extrawurst oder sonstiges. Mittag dann das gleiche Spiel wieder. Irgendwann merkt sie, das mich das nicht Mehr ärgert und sie isst. Und wenn nicht dann muss sie wieder in die Klinik am Tropf, kommt aber nicht mehr vor :-) Ja das ist verdammt hart und schwierig in einer solchen Situation so Ruhig zu bleiben, und ich bin auch oft genug mit den Nerven am Ende, aber so das mein Kind es nicht mitbekommt. Zieht euch einen Psychologen und Ernährungsberaterin hinzu, das bringt etwas. Gruß Kerstin


Köhlerliesl

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Hallo, genau das gleiche Problem hier: Kind SGA-Frühchen, jetzt über ein Jahr alt und wiegt 6700gr. Ernährungsberatung im KH war nix, die reinste Werbeveranstaltung: "Abstillen, Gläschen füttern, besser als Selbstgekochtes, lieber Flaschenmilch usw...." denke, die Dame wurde von Hipp und Milupa bezahlt. Wir haben alles ausprobiert: Gläschen zig Sorten, von unserem Teller... Wir füttern mittlerweile was er will, zum Teil gibts drei-viermal täglich Milchbrei, hauptsache er ißt etwas. Mittlerweile gebe ich ihm auch hin- und wieder Kinderschokolade, leider ißt er auch davon höchsten einen halben Riegel. Er ißt alles (auch Apfel, Banane usw), aber viel zu wenig, meldet sich von sich aus nicht. Wen er ganz schlecht ißt, klappt es manchmal dass er einen Trinkbrei trinkt. Die ganzen üblichen Ernährungstipps sind mir mittlerweile egal, wichtig ist sicherlich nach der Schokolade Zähnchen putzen, aber sonst soll er essen was er mag. Die Zwangsfütterei ist so nervig und dramatisch, dass ich nie mehr als zwei-drei Löffel zusätzlich ins Kind hineinbekomme. Ich denke mittlerweile, da er organisch gesund ist, wird er sich schon holen was er braucht und ich kann einfach nicht mehr tun, als ihm alles anzubieten, wachsen und zunehmen ist seine Aufgabe. Viele Grüße Köhlerliesl


XXIndyXX

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Also dass jedes Kind ein natürliches Hungergefühl hat bzw. jedes Kind so viel isst, dass es nicht verhungert... dem stimme ich überhaupt nicht zu!! Vor allem (extreme) Frühchen, die im KH lange über die Sonde nach der Uhr gefüttert werden, entwickeln dieses natürliche Hungergefühl oft gar nicht. Meine Tochter (SSW 24+3, 590g) fand alles am Mund unangenehm, hätten wir sie nicht zum Essen "gezwungen" dann wären wir ja immer wieder im KH gelandet. Der Versuch, sie mal ganz alleine "entscheiden" zu lassen, endete am Tropf. Da war sie 6 Monate alt und hat 3 Tage lang nichts gegessen (bis auf 10-20ml) Heute ist meine Kleine 17 Monate alt (korr. fast 14 Monate) und wiegt 8400g. Schlecht essen tut sie immer noch. Aber ich würde alles wieder genauso machen!! Von daher finde ich die Aussage, dass man das Kind bloß nicht zum Essen zwingen soll, ehrlich gesagt etwas leichtfertig.


Carini0101

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Das ist alles so schwierig... Ich hab fast immer mit Zwang gefüttert, jetzt hab ich den Salat!! Ich denke irgendwannkann man nimmer mit Zwang füttern, weil dir Babys das gar nimmer zu lassen. Nunja jetzt "darf" mein schatz nur mehr Esen was er will. Mach das jetzt den zweiten Tag und ich seh zu wie wie er abnimmt!!! Es ist so verdammt schwierig... Man will ja alles richtig machen und ihn dann aushungern lassen?? Danke für dir vielen Antworten!!!


minkabilly

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Huhu! Wir kämpften auch um jedes Gramm, meine Tochter kam 24+4 SSW mit 340 g/26 cm auf die Welt und hatte zum 1.Geburtstag auch erst 5590 g. Aber: wir haben NIE Zwang zum Essen ausgeübt. Unserem KIA war nur wichtig, daß sie "stetig zunimmt" -egal wieviel Gramm. Sie sollte in ihrer eigenen Kurve weiter wachsen und zunehmen und solange Größe und Gewicht zusammenpassen ist alles top. Füttert ihr schon Beikost??? Das war bei uns die Zeit, wo sich das Eßverhalten besserte. Das Saugen war meiner einfach "zu anstrengend". Wir fingen mit 7 Monaten (korr. 3 1/2 Monate) mit Beikost an und dann verweigerte meine die Flasche sofort. Das war aber nicht schlimm. Als sie dann aktiver wurde und mehr Kalorien brauchte, um weiter zuzunehmen gingen wir zur Ernährungsberatung. Seit Nov. 2012 bekommt sie nun hochkalorische Drinks 1x täglich und sie nimmt langsam weiter zu. Mit 2 Jahren und 9 Monaten haben wir 9290 g /84 cm. P.S. Sie hat Freude am Essen und bis auf ein paar Dinge wie zu festes Fleisch klappt das Essen nun gut. Liebe Grüße


chahema

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Bei unserer Großen (SSW32, jetzt 13 Jahre) ) hab' ich fast ein JAhr mit Zwang gefüttert und sie war dann kurz vor der Essstörung. Wenn ich es ihr reingedrückt habe, kam es oft wieder raus...Wenn sie einen Löffel sah, fing sie an zu schreien, auch wenn sie gar nicht essen sollte. Ich hab' mich dann beraten lassen und dann auf einmal ging es. Heute isst sie wahnsinnig gern... Sie ist 1,79m groß und wiegt fast 70 kg.. :o) - und damit größer und schwerer als ich. Bei meine Zweiten und jetzt bei der ganz Kleinen hab' ich mich nicht verrückt gemacht. Die Zweite hab' ich 13 Monate vollgestillt und sie ist auch heute noch kein großer Esser. Lebt von Maiswaffeln und Obst und Joghurt.Die Kleine (SSW28) ist jetzt 21 Monate und isst kaum etwas., am liebsten Reis und rohe Möhren und Kohlrabi knabbert sie mal. Im Grunde stille ich sie noch fast voll, aber was soll's. Entgegen aller Meinung der Ärzte hat sie keinerlei Mangelerscheinungen, ist gut proportioniert und entwickelt sich auch gut. Ich hab' damals bei der Großen wirklich gelernt darauf zu vertrauen, dass sie sich nimmt, was sie braucht. Das hieß durchaus auch zu akzeptieren, dass sie mal eine Mahlzeit weggelassen hat. Sie ist auch ab und zu, ohne was zu essen ins Bett gegangen. Was man mit der Zwangsfüttereung oft erreicht, ist, dass die Kinder nicht mehr wissen, wann sie satt sind und das Essen etwas unangenehmes ist. Dabei sollte es doch ein Genuss sein... :o) Frohe Ostern!


Didama

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Hallo, ich weiß dein Beitrag ist schon extrem lange her. Wir stecken aber in der gleichen Situation wie ihr damals. Flasche Verweigerung mit 4 Monaten und kurz vor einer Fütterung SS. Brei nimmt er an- jedoch nicht in großen Mengen. Meine Frage- hast du dann komplett auf Brei umgestellt oder wie hast du dein Kind ernährt? ☺️


lenasonne77

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Antwort auf Beitrag von Carini0101

Hallo :-) ich finde das euer Gewicht sich super anhört. Wir hatten heute die U6 und mein Sohn geb. 26+0 mit 540 gr. wog heute (1jaht und 4 Tage) 6230gr. mit 68 cm. Mein KIA hat nie wegen dem Gewicht gemotzt solange er immer leicht zunimmt. Ich würde mich und das Kind auch nicht unter Druck setzen, die kleinen holen sich was sie brauchen.


Maria1976

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Antwort auf Beitrag von lenasonne77

Wir haben noch, als die Kinder korrigiert so gegen 13 Monate waren, eine "Essenslade" eingerichtet. Diese konnten sie selbst aufmachen und da waren immer leckere und gesunde Sachen darin: Karottenstückchen, geschälte Äpfelstückchen, Scheiben von einem Milchbrot, Reiswafferln,...(halt keine Nüsse wegen der Erstickungsgefahr). Wir bzw ich habe ständig geschaut, dass alles frisch ist und auch appetitlich ausschaut. Aber diese Lade war super, immer wenn sie Hunger hatten konnten sie zusätzlich zum "normalen" Essen an diese Lade und ihren Hunger nach Lust und Laune stillen. Übrigens: die haben wir auch jetzt noch ;-). Vielleicht hilft auch das.


Arstin

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Antwort auf Beitrag von lenasonne77

Hallo, das dachte ich mit auch. Bin jetzt total verunsichert was den zuuuu wenig ist. Meine, auch sga 29+3/950g, wiegt jetzt mit unkorr. 16 Monaten 7450g (korr 13) bei 72 cm. Mit korrigiert fast 7 Monaten wog sie damals 6100g bei 66 cm größe. Uns hat bisher kein Kinderartzt gesagt das das Gewicht ein Problem darstellt. Bei der letzten Neo-Nachsorge wurde nur gesagt sie könnte mehr wiegen (und mehr außer 'da' sprechen). Und das ist zwei Wochen her. Sie ißt alles, aber halt wenig. Trinken tut sie bestimmt auch nicht mehr als 500-600 ml. Bin da aber kein gutes Beispiel beim Essen und Trinken :-(. Bin oder war echt etwas Verunsichert. Mache mir aber nicht wirklich Sorgen. Die nächste Nachsorge ist ja wieder in 3 Monaten, da bekommen wir ja wieder die Augen geöffnet ;-) LG Arstin


ed

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Hallo, Entschuldigung das ich mich mal einmische in dem Alter schon von essstoerung zusprechen finde ich nicht so gut. Und ein Kind unter zwang zu füttern kann leicht in die falsche Richtung fuehren je mehr Druck umso mehr verweigern sie. Ich weiss von was ich rede mein 9 jähriger ist essgestoert und tragt ei e sonde. Die These das wenn man eine Sonde hat bekommt man das essen nicht mehr rictig zustande finde ich nicht gut weil es nicht stimmt man nimmt den druck aus dem essen. Julia


Tinchen81

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Hallo, meine kleine ist in der 24+3 Woche mit 745g geboren. Sie ist jetzt 1 Jahr, korregiert 8 Monate und wiegt 6950g. Mein Kinderarzt ist zufrieden. Hauptsache sie bleibt auf ihrer Perzentile. Mach dir keinen Stress. GLG tinchen


Ellert

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Wir haben das Ganze durch, mit 1 Jahr wieder Magensonde mit 3 Jahren Sondenentwöhnung NIE DRUCK MACHEN das macht das Ganze viel viel schlimmer... dagmar


Ellert

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etwas älter aber noch aktuell wie ich finde ------ Entwicklungspsychologische Aspekte frühkindlicher Gedeih- und Fütterungsstörungen 1.) „Nähren“ und „Genährt werden“ „Nähren“ und „Genährt werden“ ist immer kommunikatives Handeln. Da in der Kommunikation viele Signale gesendet werden, aber nicht alle gleich wichtig sind, erfordert die Fütter- Ess Regulation des Säuglings eine gemeinsame Abstimmung zwischen Eltern und Kind. Nur so kann die Nahrungsmenge vom Säugling selbst reguliert werden. Darüber hinaus müssen vom Säugling Sättigungssignale gesendet und diese von seiner Umwelt verstanden werden. Grundlegende Missverständnisse beim Zeigen und Interpretieren von Hungersignalen sind Ursache von Fütterungsstörungen. Diese Austauschprozesse bilden die Grundlagen einer „Feeding Relationship“. „Nähren“ und „Genährt werden“ sind die grundlegendsten Eltern-Kind-Beziehungserfahrungen. Diese Erfahrungen nicht machen zu können, bedeutet einen schweren Mangel in der Beziehung zwischen Eltern und Kind . 2.) Schritte zum Essen lernen Die erste Entwicklungsaufgabe des Neugeborenen ist die Anpassung an seine neue Umwelt. Dabei hat er die Aufgabe des Schluckens und Saugens bereits Wochen lang intrauterin geübt. Bei einer Geburt nach der 36. Schwangerschaftswoche liegt bei den meisten Säuglingen ein koordiniertes Saug- und Schluckmuster vor . Dennoch muss sich der Säugling erst an die Brust oder die Flasche gewöhnen und sein intrauterin eingeübtes Muster an die neuen Anforderungen anpassen. Hungersignale werden vom Säugling sehr klar geäußert. Er schürzt die Lippen, beginnt zu schmatzen und nach der Brust zu suchen und schließlich zu schreien. Ebenfalls sind seine Sättigungssignale gut zu interpretieren: er dreht sich von der Nahrungsquelle weg oder hört auf zu saugen. Der Säugling kann seine Nahrungsmenge selbst regulieren. Er bedarf allerdings der Unterstützung bei den Übergängen: von der intrauterinen Ernährung zur oralen Aufnahme, vom Stillen zur Breikost, von der Breikost zur festen Nahrung. Für die Eltern ist es so leicht, den Säugling und seine Signale zu verstehen und angemessen zu reagieren. Die angemessene Reaktion der Eltern erleichtert es dem Säugling, sich in seiner Umwelt zurecht zu finden. Angemessen bedeutet in unserem Kulturkreis: 1. Die Signale des Kindes wahrnehmen. 2. Die Signale richtig zu interpretieren. 3. Auf die Signale prompt und angemessen zu reagieren. Dies gilt in allen Situationen des Zusammenseins von Eltern und Säugling. In einer solchen sicheren Umgebung werden Kinder schneller selbständig und entwickeln stabile Beziehungen zu den Eltern. Es ist allerdings wichtig zu betonen, dass diese Fähigkeit unter bestimmten Umständen unterdrückt werden kann, wie z. B. schwere Erkrankung, psychosoziale Belastungen der Familie, Eltern – Kind Interaktionsproblematiken (s. u.). 3.) Warum isst Du denn nicht? Aus kleinen Störungen können große Probleme werden. Störungen des „Nährens“ und „Genährt werdens“ wirken immer auf die Eltern-Kind Beziehung zurück. Wenn der Säugling weniger isst oder an Gewicht verliert, erzeugt das bei Eltern Angst. Angst ist ein schlechter Begleiter für die Fütterung eines Kindes, da unter Angst die Signale des Kindes leichter falsch gedeutet werden können. Sättigungssignale werden wahrgenommen, aber oft nicht akzeptiert. Durch den daraus resultierenden Essenszwang zieht sich der Säugling aus der Interaktion zurück und reagiert mit Essverweigerung. So kann schnell ein Teufelskreis zwischen der Angst um das Kind und einer entstehenden Gedeihstörung geschaffen werden. Frühgeborene sind von solchen Störungen sehr häufig betroffen. Da das Überleben des Kindes in vielen Fällen mehr als einmal gefährdet war und auch nach der Neonatalperiode nicht immer gesichert ist, werden Eltern bereits mit Angst um das Leben ihres Kindes entlassen. Einige Kinder werden mit einer Sonde entlassen, die eine Fütterung nach Plan vorsieht. Andere Kinder werden erst dann entlassen, wenn Sie einen stabilen Gewichtszuwachs ohne Sonde haben. Die Sorge um das Gedeihen und eine Fixierung auf Essen und Körpergewicht sind so vorprogrammiert. Oft wird Eltern bei der Entlassung ihres Kindes eine Mindestmenge vorgegeben, die das Gedeihen des Kindes gewähren soll. Diese Vorgaben führen eher zu verstärktem Essenszwang als zum Gedeihen des Kindes. Kein Kind isst an allen Tagen gleich viel, es gibt normale Gewichtsschwankungen, die Eltern verunsichern können und dysfunktionales Zwangsverhalten zur Folge haben. Frühgeborene sind in der Lage, die Nahrungsaufnahme selbst zu regulieren, wenn sie das Saugen und Schlucken koordinieren können. Die Menge, die ein Säugling braucht um gut zu gedeihen, ist individuell sehr verschieden und kann nicht normiert werden. Mögliche Formen von Störungen der Selbstregulation des Hunger-Sättigungszyklus können durch folgende Erfahrungen ausgelöst werden: Traumatische Erfahrungen im Mundbereich: Viele Kinder haben traumatische Erfahrungen im oralen Bereich, durch Intubation, Operationen oder künstliche Beatmung. Die Erfahrungen, die ein Säugling dabei macht, sind: Alles, was mit dem Mund zu tun hat, ist kalt, unangenehm oder schmerzhaft. Positive Erfahrungen werden im oralen Bereich nicht gemacht. Diese Erfahrungen sind absichtslos und geschehen um das Überleben des Kindes zu sichern. Allerdings ist dieses dem Säugling nicht bewusst und eine häufige Reaktion ist die Verweigerung, etwas in den Mund zu nehmen. Reaktion auf Zwang: Viele sehr frühgeborene Säuglinge haben erhebliche Gedeihproblematiken. Da gut gedeihende Säuglinge eine höhere Überlebenschance haben, wird dem Kind nicht selten mit Zwang eine bestimmte Nahrungsmenge zugeführt. Einige Kinder gedeihen auf diese Weise sehr gut, einige Kinder gedeihen trotzdem nur mäßig. Die Erfahrung, die das Kind macht, sind: „Ich darf meine Nahrungsaufnahme nicht selbst regulieren und meine Sättigungssignale werden ignoriert.“ Viele Kinder verweigern sich aufgrund dieser Erfahrung der Nahrungsaufnahme oder lassen sich lustlos füttern. Dauerhaftes Sondieren: Da viele sehr frühgeborene Säuglinge bei der Geburt zu schwach oder aufgrund körperlicher Unreife nicht in der Lage sind, Nahrung selbständig aufzunehmen, werden Sie per Sonde ernährt. Diese lebenserhaltende Maßnahme bleibt in vielen Fällen auch dann noch bestehen, wenn keine medizinische Notwendigkeit mehr gegeben ist. Der Säugling hat nicht gelernt, seine Hunger-Sättigung selbst zu regulieren. Jeder Versuch, das Kind zum Essen zu bewegen schlägt fehl. Das Kind verweigert die Nahrungsaufnahme. Da die Erfahrung „Signale zeigen müssen“ um gefüttert zu werden nicht gemacht wird, brauchen die Kinder einige Tage Zeit, um dieses Verhalten zu entwickeln. 4.) Aussteigen aus dem Teufelskreis Neben der Möglichkeit, Störungen zu entwickeln, gibt es Wege, um aus entstandenen Problemen wieder auszusteigen. Der beschriebene Zyklus aus Essverweigerung und Gedeihstörung hängt eng zusammen, insofern kann eine Fütterungstherapie eine Maßnahme sein, das Gedeihen des Säuglings zu verbessern. Grundvoraussetzung ist ein nicht akut lebensbedrohlicher Zustand des Säuglings und der Wunsch der Eltern, ihrem Kind die orale Ernährung zu ermöglichen. 1.) Beendigung von Zwangsernährung: Die Therapie zur Beendigung von „Füttern mit Zwang“ beruht auf dem Vertrauen, dass ein Säugling lernen kann, sich selbst in seinen Bedürfnissen zu regulieren. Dafür brauchen Eltern und Kind neben Vertrauen viel Geduld. Säugling und Eltern haben über lange Zeit die Erfahrung gemacht, dass Selbstregulation nicht möglich ist. Gemeinsam wurde viel Frustration, Angst und Aggression ertragen, so dass sich der Eindruck, der Säugling sei unfähig zur Selbstregulation, verfestigt hat. Hier setzt die Therapie an. Dazu werden zwei Regeln für die Eltern eingeführt: 1. Regel: Gefüttert wird nur noch dann, wenn das Kind eindeutige Signale setzt. Eindeutige Signale sind beim Säugling: Schürzen der Lippen, Schmatzen, Hinwendung mit dem Kopf zur Brust. Auch Weinen kann ein Hungersignal sein. 2. Regel: Sofort aufhören beim ersten Verweigerungssignal. Der Fütterungsversuch wird sofort abgebrochen, wenn das Kind signalisiert, nicht mehr gefüttert werden zu wollen. Verweigerungssignale sind: Wegdrehen des Kopfes, Ausspucken und ebenfalls weinen. Diese Regeln fordern vom Säugling seine Kompetenz, selbst zu signalisieren, wann er hungrig oder satt ist. Der Entwicklungsprozess dauert bis zu drei Wochen mit einer anschließenden Etablierungsphase. Die Therapie wird erschwert durch den hohen Aufwand an psychischer Energie, den Eltern und Kind aufbringen müssen. Die meisten Kinder, die aufgrund von Fütterungsproblematiken behandelt werden, sind gedeihschwach. Der Prozess der Umstellung kostet in der Regel 5- 12% des Körpergewichtes, vom Beginn der Therapie an. Diese enorme Belastung macht eine psychologische oder psychotherapeutische Begleitung unabdingbar. Dem Therapeut kommt es zu, in dieser Phase die Eltern zu stützen und als sichere Basis zu fungieren, die die Möglichkeit schafft, ein Experiment zu wagen. Gleichzeitig kann die Krisenzeit der Fütterungstherapie ein Zeitpunkt der Veränderung sein. Es brechen mit der Therapie oft alte Wunden und Verletzungen auf. Die Angst, ihr Neugeborenes könnte sterben gibt den Eltern das Gefühl, machtlos zu sein. Schuldgefühle können an die Oberfläche kommen, aufgrund des akuten, aber auch vergangenen Leidens des Kindes. Evtl. eigene negative Kindheitserinnerungen können sich reorganisieren. Diese Themen, die in der Interaktion mit dem Kind auftauchen, können im Schutzraum der Therapie bearbeitet werden. Eine Fütterungstherapie ist eine interaktive Therapie zwischen Eltern und Kind, in der Interaktion liegt der Schlüssel zur erfolgreichen Therapie. 2.)Therapieverlauf und Therapieplan: Der Therapieplan ist in der Entwicklung der Therapie aus der Erfahrung mit individuellen Therapieverläufen entstanden. In der Behandlung von Kindern mit Fütterungsstörungen und dauerhafter Sondierung hat sich das folgende Vorgehen als besonders hilfreich herausgestellt. Der Verlauf wird hier anhand der Sondenentwöhnung dargestellt, als besondere und häufige Form der Fütterungstherapie. Eine Therapie ohne Sonde verläuft nahezu identisch. 1.) Eingewöhnungsphase ca. 2- 4 Tage: Die Familie kommt zur Therapie in ein stationäres Setting. Dort lernt sie die Therapeuten kennen. Das therapeutische Team besteht sowohl aus Pädiatern, Psychologen oder Psychotherapeuten, PflegerInnen als auch Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten. Jede therapeutische Person hat spezielle Aufgaben. Der Pädiater ist zuständig für den körperlichen Allgemeinzustand des Kindes, damit eingeschlossen das Flüssigkeits- und Gewichtsmonitoring. Der Psychologe gibt Raum für Gespräche und stützende Angebote. Das Pflegeteam übernimmt die Rolle des direkten Ansprechpartners bei Belastung. Die adjuvanten Therapien sollen das Augenmerk auf die Entwicklungsbereiche lenken, die mit dem Füttern nichts zu tun haben. Die Eltern und das Kind sollen in dieser Phase experimentieren, wie es ihnen mit der neuen Umgebung geht und welche Schwierigkeiten die beiden aufgestellten Regeln machen. Bei Sondenernährung: Etablierung einer Tag/Nacht Rhythmik durch Reduzierung des Tagesvolumens auf 50% der oralen Gesamteinfuhr. Nächtliches Nachsondieren nur bei Gewichtsabnahme über 5%. Ziel: Tagsüber Entstehung von Hunger! Parallel dazu, je nach Alter und Entwicklungsstand, Förderung jeglicher Beschäftigung mit dem Thema "Essen", ohne real zu essen, im Bereich des symbolischen Spiels (Rollenspiel, Puppensondierung, Puppenküche, Kochspielsachen) und im interaktionellen Bereich ( Mama füttern, Dabeisitzen bei der Mahlzeit anderer). Ziel: Förderung eines dem Entwicklungsalter angepassten Interesse für den ehemals traumatischen Themenbereich ohne Essensdruck. 2.) „Sondenex-Operation„: Das Kind wird nicht mehr gefüttert ohne Signal. Das Kind muss seine Nahrungsaufnahme selbst regulieren. Nun kommt es innerhalb von 12-72 Stunden zu einer deutlichen stetigen Gewichtsreduktion von insgesamt 5-12 % des ursprünglichen Körpergewichts. Das Kind wird deutlich misslaunig, evt. Durstfieber, etwas dehydriert. Die pflegerische, ärztliche und psychotherapeutische Unterstützung von Mutter und Kind ist in dieser Phase entscheidend, die verantwortlichen Helfer müssen verfügbar sein (kein Urlaubsbeginn planen!). Nach 12 bis 72 Stunden fängt das Kind i. d. R. an, die ersten Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Die meisten Kinder beginnen erst zu trinken und dann erst zu essen. 3.) Plateau - Phase ca. 1-2 Wochen: Bei stabilem AZ: Gewichtsverlust bis 10-12% tolerierbar. Das Kind darf in dieser Phase autonom steuern, wann, was und wie es essen und trinken möchte, allmählicher Gewichtsanstieg danach über 1-3 Wochen bis zum Ausgangsgewicht vor der Entwöhnung. Ziel: Das Kind lernt sein Hunger-Sättigungs- Zyklus wieder selbst zu regulieren. 4.) Erziehungs- und Readaptationsphase: Reetablierung der altersangemessenen Nahrung im kulturell und familiär definierten strukturierten Umfeld mit klaren Regeln: Kein Angebot ohne kindliches Signal und Beendigung der Fütterung bei erstem Verweigern. Tendenz: Kleineres Angebot stimuliert größere Nachfrage. Ziel: Die Übertragung des entwickleten, adaptiven Fütter- Esszyklusses in der gewohnten häuslichen Umgebung. In der Regel etabliert sich ein adaptiver Fütter- Eßzyklus innerhalb von 3 Monaten. Wie bei jedem Kind unterliegt die tägliche Nahrungsmenge individuellen Schwankungen, die weder dramatisch noch ungewöhnlich sind. Dennoch versetzen sie Eltern oft in Schrecken, da die Angst, es könnte wieder von vorne los gehen, auftaucht. Wir empfehlen im Anschluss an eine stationäre Sondenentwöhnung eine ambulante psychologische Begleitung, um das Leid und die Ängste aufzuarbeiten, die die Eltern erlebt haben. 5.) Was bringt uns eine Therapie? In einer Studie von Dunitz und Mitarbeitern an 63 Kindern verschiedenen Alters, die eine Sondenentwöhnungstherapie in Anspruch genommen haben, hat sich herausgestellt, dass eine Fütterungstherapie zur Verbesserung auf verschiedenen Ebenen geführt hat. Eltern-Kind Interaktion: Fütterungssituationen bei Kindern mit Fütterungsschwierigkeiten stellen Stresssituationen für die Eltern dar. Dieser Stress führt zu schwierigen Interaktionen, die sich letztlich auch auf die Eltern-Kind Beziehung negativ auswirken . Aus Angst kann Wut auf das Kind entstehen. Bei der Entwöhnung der Sonde oder Behebung der Fütterungsproblematik verbessert sich die Interaktionsqualität enorm. Meist wird die Beendigung der Fütterungsproblematik als Befreiung erlebt. Die Eltern-Kind Beziehung normalisiert sich. Gedeihentwicklung: Der Beginn der meisten Fütterungsproblematiken ist das schlechte Gedeihen des Kindes. Viele Pädiater empfehlen noch heute Zwangsfütterungen und als letzte Maßnahme der Zwangsfütterung die Ernährung per Sonde. Mit einer Sondenentwöhnung sollte demnach eine Verschlechterung des Gedeihens einhergehen. Das Gegenteil ist der Fall. Das Gedeihen des Kindes kann im Verlauf von drei Monaten verbessert werden . Deshalb kann die Entwöhnung von der Sonde oder das Beendigen von Zwangsfütterung als Maßnahme zur Verbesserung des Gedeihens angesehen werden. Entwicklung des Kindes: Die Fixierung auf das Gedeihen und die damit verbundenen stressreichen Interaktionen können ein Entwicklungshemmnis darstellen. Die Vermeidung oraler Erfahrungen nimmt dem Säugling die Möglichkeit, lustvoll seine Umwelt zu untersuchen. Bei Beendigung einer stressreichen Fütterungssituation kann das Kind seine Energien für die anstehenden Entwicklungsaufgaben nutzen. Fazit: Die Ernährung mit Zwang kann eine lebenserhaltende Maßnahme für einen Säugling sein. Ist die akute Lebensbedrohung beendet, sollten Zwangsmaßnahmen ebenfalls beendet werden. Nur so kann eine entwicklungs- und gedeihförderliche Selbstregulation des Säuglings wieder anstelle von Fremdregulation treten. Ist die Umstellung aufgrund psychischer oder körperlicher Faktoren kritisch, sollte ein auf Fütterungsprobleme in der frühen Kindheit spezialisierter Experte hinzugezogen werden. Unsere Erfahrungen sind, dass kein Kind bei physisch stabilem Zustand eine Sonde braucht, und dass die Entwöhnung der Sonde mit schwierigen Phasen, aber guten Entwicklungsverläufen verbunden ist. Markus Wilken Arbeitsgruppe: Entwicklungspsychologie Universität Osnabrück Bestimmt lässt dieser Beitrag noch Fragen offen. http://markus-wilken.de Auf meiner Homepage finden Sie weitere Informationen , Veröffentlichungen und einige Termine von Vorträgen zu diesem Thema. Und natürlich auch meine Adresse, falls Sie Fragen an mich haben !