Elternforum Rund um die Erziehung

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Hi, ich verfolge mit grossem Interesse deine Beiträge. Im Moment bin ich mir sehr unsicher, was die Erziehung meiner fast dreijährigen Tochter anbelangt. Sie wird im Herbst in einen Montessori Kindergarten gehen und ich möchte mein Kind möglichst selbständig erziehen. Fällt da die Nichterziehung darunter? Ich möchte ihr keine unsinnigen Dinge mehr verbieten, nicht mehr schimpfen und mit ihr so harmonisch wie möglich zusammenleben. Nur lese ich viel, kann es aber dann doch nicht in die Praxis umsetzen. Wie fängt man am besten an? LG Birgit


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Sorry dass ich mal kurz mitsenfe. Wollte nur sagen, dass es mir sehr ähnlich geht, Didda - habe ähnliche "gute Vorsätze", lese Verschiedenes, darunter eben auch hier, aber in der Praxis weiss ich dann doch nicht so recht... Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, ständig ALLES mit den Kindern auszudiskutieren und nicht auch mal zu sagen, "so und so jetzt, hier gehts lang"... Montessori hat mich auch interessiert (vor einem Jahr, als unser Grosser, jetzt 3,5, in den KIGA sollte), aber was sie zu Phantasie, Spielen, Sich-was-ausdenken usw. schreibt (das sei "Flucht vor der Realität" und im Prinzip ein pathologisches Phänomen bei Kindern - brrr...) hat mich dann doch abgeschreckt - heute wird die Mont.Pädogogik vielleicht schon etwas "moderner" gehandhabt (d.h. angereichert mit anderen päd. Methoden), aber trotzdem... :-( Naja, aber sonst überleg ich schon ähnlich wie Du. Was liest Du so? Bringen Dir die Bücher was? Hab jetzt gerade T.Gordon und J.Juul, aber erst am Anfang, mal sehen...


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...in der Unerzogen-Mailinglist ein: http://www.unerzogen.de/mailingliste/ Dort sind viele Gleichgesinnte, die etliche praktische Tips austauschen. LG


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Hallo ihr beiden, ich stimme Susanne zu – wenn ihr "anfangen" wollt und praktische Tipps braucht, kann ich euch nur die Mailingliste empfehlen. Am besten ist es, man fängt bei Sachen an, die einem leicht fallen, und sich nicht gleich Sorgen über die Dinge zu machen, die schon bei traditioneller Erziehung Sorgen bereiten. Also wenn ihr eh schon Probleme bei Schlafangelegenheiten habt, und du dir nun GAR nicht vorstellen kannst, wie um Himmels willen das "nichterzieherisch" ablaufen sollte – dann lass das erst Mal. Fangt irgendwo an, wo ihr euch wohl fühlt, wo ihr auch die Ruhe ausstrahlen könnt. In der Mailingliste werden oft konkrete Situationen gepostet "Gestern ist folgendes passiert... xxx wie hättet ihr das gelöst?" – so könnt ihr nach und nach ein (Selbst)Verständnis dafür erlangen, von welche Seite aus man Probleme betrachtet. Keine/r von uns ein "perfekter" Nichterzieher. Wir haben da alle unsere Schwächen, weil wir ja meist selbst erzogen wurden. Jede/r hat so seine Bereiche, wo er/sie schlechter loslassen kann. Wenn man dann gute Erfahrungen mit Loslassen gemacht hat, kann man sich eher an die schwierigeren Themen wagen. Ein anderer Ansatz wäre, von heute auf morgen alles zu ändern – geht auch :-) Man muss sich nur bewusst werden, dass man stolpern wird, und zwar bestimmt noch die nächsten 15 Jahre :-) Dann kann man das auch locker sehen :-) Der Kontakt mit anderen Gleichgesinnten finde ich unheimlich wichtig, weil man auf dem Weg zu Freiheit und Gleichberechtigung in der Familie immer wieder verunsichert wird, wenn man sich auf normale Spielplätze begibt und an normalen Elterngesprächen teilnimmt, sich von normalen Fernsehprogrammen und Berichten berieseln lässt. Es dauert einige Zeit, bis dies Panikmache einen kalt lässt und man komplett auf seinem Bauch vertrauen kann. Von daher finde ich es unheimlich wichtig, viel zu lesen zum Thema und wenigstens per E-Mail oder Internet Kontakt zu anderen zu haben und sich ständig auszutauschen und zu hinterfragen. ***ich verfolge mit grossem Interesse deine Beiträge.*** Vielen Danke :-) ***Im Moment bin ich mir sehr unsicher, was die Erziehung meiner fast dreijährigen Tochter anbelangt.*** Umsomehr lege ich dir die Mailingliste oder privaten Kontakt mit mir ans Herz. Kinder brauchen vor allem Sicherheit. Denk an den Fahrer, der unsicher über sein Fahrverhalten ist – dessen Fahrgast möchtest du nur ungern sein, und wenn wärest du sehr gestresst. Meistens kommt die Unsicherheit, weil man etwas im Bauch spürt, aber der Verstand anders "geschult" wurde. Bei Nichterziehung ist der Verstand besser dazu geeignet, das, was der Bauch sagt kreativ umzusetzen :-) Vielleicht kannst du versuchen, herauszuklamüsern, was dein Bauch sagt und was dein Verstand sagt. ***Sie wird im Herbst in einen Montessori Kindergarten gehen und ich möchte mein Kind möglichst selbständig erziehen.*** Du meinst, du möchtest sie so erziehen, dass sie möglichst selbständig wird? Wen Selbständigkeit ein Erziehungsziel von dir ist, dann müsste Nichterziehung die perfekte "Methode" für dich sein – schade nur, es ist keine ;-) Sie ist ja schon selbständig – immer soweit, wie sie es schon kann. Das sollte vielleicht erst Mal klar werden... Daher ist Erziehung (im manipulativen Menschen formenden Sinne) geradezu schädlich für Kinder, weil sie bei allen Dingen, die sie *nicht* selbständig können, sowieso schon nach Hilfe, Unterstützung und Führung fragen würden – und man bei den Dingen, die sie schon können, sich nicht einmischen sollte, will man deren Selbständigkeit fördern. Lassen wir sie da nicht in Ruhe, fanken sie an, an ihrem Urteil über sich selbst zu zweifeln, und werden immer unselbständiger! ***Fällt da die Nichterziehung darunter?*** Das kann ich nicht genau sagen. An sich ist Montessori jetzt nicht so schlecht, soweit ich informiert bin. Die meisten Kindergärten, wo "Montessori" drauf steht, sind gar keine echten – sie arbeiten nur mit Montessori-MATERIAL. Wichtiger als das Material ist der Umgang mit den Kindern. An deiner Stelle würde also weniger auf Methoden achten, die sie zum lernen verwenden, sondern ich würde mir Kindergärten anschauen und dort jedes Mal gezielt fragen, wie sie mit Konfliktsituationen umgehen. Frage ein paar Beispielsituationen: - was machen sie, wenn ein Kind dem anderen was wegnimmt? - was machen sie, wenn sich die Kinder gegenseitig hauen? - was machen sie, wenn sie der Erzieherin nicht gehorchen? - was machen sie, wenn sich Kinder untereinander oder Kinder und Erzieherin streiten? Fällt da die Methode "Stiller Stuhl" bei der Antwort, würde ich den Kindergarten, ob Montessori oder nicht, z.B. schon Mal gleich ausschließen. Die Kindergärten haben meistens einen Konsens darüber, wie sie in bestimmten Situationen umgehen, und ich würde darauf achten, dass sie möglichst die Kinder ihre Streitigkeiten selbst austragen lassen, soweit es geht wenn es nicht gefährlich wird. Außerdem sollen die Erzieherinnen die Kinder als Menschen achten und sie zu nichts zwingen, weder am Tisch sitzen bleiben, schlafen oder sonst was. Insofern, wie du siehst, wäre für MICH fast gar kein Kindergarten zufriedenstellend ;-) Deshalb engagiere ich mich gerade dafür, eine eigene kreative Kinderbetreuungsform zu gründen mit anderen Müttern ;-) Aber wenn ich auf ein Kindergarten angewiesen wäre, würde ich wohl schauen, dass der Kindergarten mit dem kleinsten Übel genommen wird, und vielleicht den, wo ich am meisten das Gefühl habe, dass ich mit den Erzieherinnen reden kann, z.B. besondere Umgangsformen mit meinem Kind vereinbaren kann (etwa bei ihm soll kein Stiller Stuhl verwendet werden oder so). ***Ich möchte ihr keine unsinnigen Dinge mehr verbieten, nicht mehr schimpfen und mit ihr so harmonisch wie möglich zusammenleben.*** Das ist wunderschön zu lesen :-) Das ist ein tolles Ziel! Vielleicht kannst du irgendwann auch dahin kommen, ihr auch keine sinnigen Sachen zu verbieten ;-) Das Zusammenleben ist unheimlich wichtig. Das wird nur dann harmonisch, wenn ihr gleichberechtigt seid – meiner Meinung nach. Ansonsten ist es nur "gut gedrillt". Für mich ist es ganz klar: Wenn Entscheidungen MICH betreffen, dann will ich an diesen Entscheidungen beteiligt werden. Das ist sowas von logisch für mich, dass ich mir gerade an den Kopf greife, wieso ich das so spät gecheckt habe ;-) Dieses Recht haben meine Kinder natürlich auch!!! Sind alle an Entscheidungen beteiligt, sind sie auch mit diesen und deren Konsequenzen ja auch einverstanden. In der Folge ist das die harmonischste Form des Zusammelebens, die es überhaupt geben kann, denn wenn nur einer entscheidet, wird es immer andere geben, die nicht einverstanden sind und dann widerwillig mitmachen. Frust und Ärger sind vorprogrammiert. ***Nur lese ich viel, kann es aber dann doch nicht in die Praxis umsetzen Wie fängt man am besten an?**** Das kommt schon. Lese weiter :-) Fange bei Kleinigkeiten an und lasse es auf die zukommen. Mein Angebot, dir per E-Mail zur Seite zu stehen, steht. Kontaktiere mich über die Webseite. ***Sorry dass ich mal kurz mitsenfe. Wollte nur sagen, dass es mir sehr ähnlich geht, Didda - habe ähnliche "gute Vorsätze", lese Verschiedenes, darunter eben auch hier, aber in der Praxis weiss ich dann doch nicht so recht... Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, ständig ALLES mit den Kindern auszudiskutieren und nicht auch mal zu sagen, "so und so jetzt, hier gehts lang"...*** Du wirst dich wundern, wie oft du trotzdem so was sagen kannst. Es ist doch so: Kinder WOLLEN "geführt" werden, wenn sie ihre Eltern als kompetent empfinden ;-) Wenn diese ihnen also nicht ständig unsinnige Sachen verbieten und sie ständig verbiegen wollen, sind sie dankbar, einen Orientierungspunkt zu haben. Je älter sie werden, desto mehr wollen sie mitentscheiden, klar. Mit einem Baby diskutier ich natürlich auch nicht alles aus: Ich mache einfach. Wird es größer, mache ich auch einfach und irgendwann signalisiert es, hier möchte ich mitentscheiden "Nee, Mama, ich will X nicht, ich will Y". Da ist es dann wichtig, dass man das wahrnimmt und drauf reagiert. Du musst also nicht ALLES ausdiskutieren, schon gar nicht Dinge, die sie gar nicht betreffen :-) Du musst halt nur sehen, wie ich oben schon erwähnte, dass sie natürlich, wenn sie von Entscheidungen betroffen sind, auch mitreden wollen und dürfen. Und zwar richtig, nicht so ein pseudo-mitreden (eigentlich überreden seitens der Eltern, danach widerwillig zustimmen zu einer bereits entschiedenen Sache). Je öfter man das macht, desto einfacher wird es auch. Dann reichen auch nur ganz kurze Absprachen, es wird nicht groß rumdiskutiert: "Wollen wir es so und so machen?" - "Ok" ***Naja, aber sonst überleg ich schon ähnlich wie Du. Was liest Du so? Bringen Dir die Bücher was? Hab jetzt gerade T.Gordon und J.Juul, aber erst am Anfang, mal sehen...*** Für den Anfang finde ich das ganz gut, aber mit Vorsicht zu genießen. Ich finde, beide stellen ganz gute Ansätze dar, aber für mich sieht es immer aus wie eine Methode. Es ist mir nicht klar, ob die das nur machen, damit sie mehr Leute erreichen. Aber ich will als Mensch nicht mittels einer "Methode" behandelt werden, ich will einfach eine Beziehung zu meinen Mitmenschen aufbauen, wenn. Keiner Soll eine Methode mit mir anwenden! Ich glaube, Kinder wollen das auch nicht, schon gar nicht unfrewillig, und daher – Juul und Gordon, da kann man sich gute Sachen rauspicken, aber vorsicht :-) Besser finde ich Jean Liedloff, "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück", oder zur Zeit mein absolutes Lieblings-Einsteiger-Buch: "Mensch Kind" von Jan Hunt. Total zu empfehlen, liest sich total leicht und ist schlüssig von vorne bis hinten. Ich glaube, damit kann man auch seine Eltern, Großeltern und Freunde beruhigen ;-) Auch du, MM, herzlich eingeladen in die Mailingliste beizutreten! Grüße Johanna www.unerzogen.de


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Hi, vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich werde mal bei euch reinschnuppern und mir alles durchlesen... Ui, das wird ganz schön viel, oder:-))) ABer mich hier durchs Forum zu lesen bringt mich ehrlich gesagt nicht viel weiter, denn es sind hier zuviele Leute mit zu verschiedenen Ansichten der Nichterziehung. LG Birgit