Elternforum Rund um die Erziehung

Sog. "Nichterziehung" und andere Fragen ...

Sog. "Nichterziehung" und andere Fragen ...

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Betreff: Sog. "Nichterziehung" und andere Fragen ... Hallo zusammen! "Nichterziehung" -- brr, rein sprachästhetisch stellt sich da bei mir Unbehagen ein -- Kann mir mal einer erklären, wie dieser - aus meiner Sicht dekonstruktivistische - Ansatz auf die Welt kam? Ich fände es im übrigen ungeheuer hilfreich und anregend, wenn hier einmal ein Kind zu Wort käme, das "nichterzogen" lebt. Ist das möglich? Vielleicht leben manche Familien diese Idee ja schon länger, könnte dann nicht mal deren sprachreifes Kind an den PC und uns seine Sicht der Dinge schildern ...? Das meine ich keinesfalls sarkastisch, sondern soll einfach als höfliche Anfrage verstanden werden :-) Denn ich frage mich oft, ob das Problem beim Austausch unterschiedlichster (Nicht-)erziehungskonzepte - meines Erachtens liegt auch dem Leben und Handeln als "NE" (wieder brr! ;-) der Standpunkt eines "Wissenden", ein "Plan", ein "Konzept" zugrunde, wenn auch ex negativo - nicht zuletzt die "Beweisführung" ist. Ihr kennt meine Kinder nicht, ich kenne Eure Kinder nicht. Und ich meine, redlicherweise kann man eigentlich nur von ihnen aus beurteilen, ob ein Erziehungsstandpunkt eine gelungene Anwendung fand oder nicht. Erst wenn ich sehe, wie vertrauensvoll und selbstbewußt ein Kind sich in dieser Welt bewegt, ob aus seinem anfänglichen "Drang" oder "Beharren" im Laufe des weiteren Entwicklungsgangs ein gerichteter "Wille" wird, (Begriffe, die der Kinderpsychologe Rüdiger Posth meines Erachtens sehr trefflich eingeführt hat) ob es Bindungen eingehen kann, weil es selbst "sicher gebunden" ist etc. ... erlaube ich mir im "normalen Leben" ;-) Rückschlüsse auf die Erziehungsideale der Eltern. Nun, in Erziehungsforen kommen naturgemäß nur die Mütter - mehr oder weniger dogmatisch, oft mit kruden Verdächtigungen und manchmal sogar ohne Rücksicht auf niedrigste Höflichkeitsstandards - zu Wort, das macht diese Diskussionen immer ein wenig zu Phantomdiskussionen. Aber sei's drum: wichtig ist der Austausch trotzdem, denn eigentlich ringen wir alle um dasselbe! Das hoffe ich doch :-) Liebe Grüße, Feelix


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

owt


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Hallo, der Begriff Nichterziehung ist wohl einfach Deutsch für das Fremdwort "Antipädagogik", dessen Begründer Ekkehard von Braunmühl war. Ich selbst wusste allerdings nichts von ihm, als ich "Nichterziehung" auf meiner Webseite schrieb, ich suchte nach einem passenden Begriff für "Unschooling", aus den USA, begründet auf John Holt, allerdings ging es mir da eher um die "Erziehungsseite" dieses Ansatzes, als um die Nicht-Beschulung der Kinder, da dies ja in Deutschland nicht möglich ist. Erst später habe ich gemerkt, dass es den Begriff schon gab. Ich selbst mag den Begriff aber auch schon lange nicht mehr, aber sämtliche Brainstormings um ein anderes, besseres und gesellschaftsfähigeres Wort zu finden sind schon immer gescheitert. Natürlich bezieht sich das Wort "Erziehung" im Begriff "Nichterziehung" nur auf die Manipulation, auf bewusste Menschenformung mittels gewisser Methoden und Maßnahmen, etwa Strafen, Belohnungen, manipulativer Lob, Sticker verteilen, Gewalt, Liebesentzug, eben alles, was auf die bewusste Veränderung des *Verhaltens* abzielt, quasi durch "Training". Das ist es lediglich, was wir "nicht" machen wollen. Ansonsten bleiben natürlich andere Aspekte unberührt, die oft unter dem Begriff "Erziehung" fallen wie Fürsorge, Liebe, Pflege, Begleitung, Ermutigung, Trösten, zusammen sein etc. etc. Es gibt aber keinen Begriff, der eindeutig nur für diesen Teil steht, den wir "nicht" machen wollen, daher ist die Begriffsfindung sehr schwieirig. Tatsache ist, dass Erziehung auf jeden Fall auch so definiert werden kann, wie das "Nichterzieher" tun. Wie auch immer, es geht ja sowieso nur darum, wie's im Endeffekt aussieht. Schade ist es allemal, dass der Begriff so "nichtansprechend" ist ;-) Was deine Frage betrifft, ob nicht Mal die Kinder zu Wort kommen könnten – ja, das finde ich auch gut. Meine Tochter findet das auch sehr gut, sie hatte sogar Mal den Wunsch, sich der ganzen Welt zu äußern, so kamen wir auf die Idee eines Interviews, dass ich auf meiner Webseite veröffentlichen würde. Wir haben hier sogar in diesem Forum und in der Mailingliste Fragen gesammelt. Das Interview habe ich dann auch durchgeführt und liegt als Datei bei mir auf dem Rechner. Leider ist es nicht Veröffentlichungsfähig, weil... tja, weil sie so "musterhaft" für Nichterziehung spricht, dass man bald das Gefühl hat, ich hätte ihr genau gesagt, was sie sagen soll, damit Nichterziehung im guten Licht da steht. Es ist irgendwie zu vorbildlich ;-) Wenn du magst, kann ich dir das per Telefon abspielen, du müsstest meine Telefonnummer per E-Mail Mal abfragen. Ansonsten setzen wir es ungern auf die Seite, weil wir nicht mit Vorwürfen konfrontiert werden möchten, wir hätten das ge-fake-t. Schade eigentlich, ihre Antworten sind wirklich aufschlussreich, sofern man an ihrer Ehrlichkeit nicht zweifelt.... Ansonsten kann ich noch anbieten, dass du ein paar Fragen stellst, ich lasse mir ihre Antwort diktieren. Hast du denn konkrete Fragen? Selbst tippen würde sie wohl nicht, das geht noch zu langsam. Miebop wurde übrigens nach eigenen Angaben nicht erzogen. Im Herbst kommt die Zeitschrift "unerzogen" in den Handel, in dieser werden sicherlich öfter Mal nicht erzogene nun erwachsene "Kinder" zu Wort kommen, eventuell auch jüngere Kinder. Grüße Johanna www.unerzogen.de www.unerzogen-magazin.de


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Liebe solelo! Aus Zeitgründen kopiere ich einstweilen mein Posting aus dem "Sandmännchen"-Forum. Ich möchte aber auf jeden Fall noch "persönlicher" auf Deine Antwort eingehen und danke schon jetzt für Dein Angebot, weitere Fragen stellen zu dürfen -- die habe ich nämlich zuhauf :-)) Liebe Grüße, Feelix "Oh, schön, daß es erste "Antworten" auf meine Fragen gibt :-) Du hast recht, miebop, Euer "NE"-Konzept läßt sich theoretisch wohl nicht sehr griffig vermitteln. Was ich wohl merke - und das erkenne ich IMMER an!!! Egal, ob die Ideenwelt dahinter mit meiner übereinstimmt - ist Euer Bemühen, Euren Kindern im wortwörtlichsten Sinne gerecht zu werden. Es gibt für für mich da nur eine Menge unaufgelöster Widersprüche, die einerseits - sagen wir - struktureller oder methodologischer Natur sind und andererseits im Praxisbezug liegen. In einem Eurer Postings (ich weiß, es ist ein wenig schlampert, in einem solchen Diskurs nicht wirklich Quellen zu nennen. Wenn Du darauf bestehst, suche ich später ;-) schreibt ihr: man müsse nur auf seinen Bauch hören, dann käme man auf die richtigen Antworten oder ich glaube, es ging sogar noch weiter: dann würde man früher oder später sowieso Befürworter des "NE"-Konezpt. Andererseits wird empfohlen, sich in einem Mailinglist einzutragen, um im der konkreten Alltagssituation Hilfestellungen zu finden, denn die - so im selben Posting - brauche man unbedingt immer wieder. Da werde ich stutzig: ein (Nicht-)Erziehungskonzept, das sich quasi aus dem Bauch heraus "richtig" anfühlt, bedarf dann doch wieder eines theoretischen Überbaus, dessen ich mich dann in der konkreten Alltagssituation mit meinen Kindern bedienen soll. Da entsteht bei mir - auch aus dem Bauch heraus ;-) - das Bild einer ungeheuren Entfremdung ... Besser kann ich das im Moment leider nicht ausdrücken :-( Oh, ich habe noch soo viele Fragen, aber im Moment leider nicht die Zeit, diese zu formulieren, weil - Ihr könnt's Euch denken - zwei ziemlich bedürfnisaufschubintolerante Kinder nach mir rufen :-) Aber ich denke, ich bleibe dran! Danke erst mal für Eurer Bemühen, mir Euren Standpunkt näher zu bringen. Liebe Grüße, Feelix"


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

HallO! Der Begriff stört auch mich, da er einfach zu viele widersprüchliche Aspekte aufwirft. Zu Deiner Erläuterung hier in Deinem Posting fällt mir nur die Konditionierung ein, die ihr ablehnt. Jedoch alle anderen Dinge, wie Pflege, Fürsorge, Vorbild u.s.w. sind in meinen Augen auch Erziehung. Was mich dann aber abschreckt ist nicht unbedingt der Begriff NE sondern aussagen "...lass das Kind SEINE Erfahrung machen..." z.B. mit Sandalen im Schnee (2J)oder über die Straße gehen ohne Anfassen, weil es das nicht möchte (2,5 J), sind Beispiele aus Postings. Das gehört für mich auch zu Fürsorge und in dem Alter in MEINEN Verantwortungsbereich. Gruß Claudia


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Was meinst du denn, was passiert, wenn das Kind ohne Schuhe im Schnee herum läuft? Meinst du wirklich, das Kind merkt nicht, dass es kalt ist? Ich würde auf jeden Fall immer die Hand anbieten bzw. mein Kind über die Straße tragen oder in den Kinderwagen setzen – die Sicherheit in solchen Situationen liegt in meinen "Verantwortungsbereich". Wenn es nicht unter diesen Bedingungen über die Straße gehen möchte, sondern alleine, werde ich ihm sicherlich schon diverse Informationen bezüglich der Gefahr gegeben haben. Wenn ich es nicht verantworten könnte, weil ich meinte, mein Kind rennt in jedem Moment los, dann würde ich natürlich NICHT das Kind ohne Hand über die Straße gehen lassen. Hätte ich das GEfühl, dass das Kind es ernst meint, und wirklcih vorsichtig gehen WILL, würde ich lediglich meine Hand in seiner Nähe halten. Hätte ich solche Angst, dass ich es einfach nicht könnte, dann würde ich sagen: "Tut mir Leid, ich sehe, dass du wirklich gerne alleine rüber willst, aber ich kann es einfach nicht, es macht mir viel zu viel Angst. Ich will nciht, dass dir was passiert. Ich kann dich aber verstehen, und wenn du willst, können wir an eine leichter befahrene Straße üben gehen, damit ICH mich sicherer fühle". Ein bisschen hast du es auch aus dem Zusammenhang gerissen – ich habe gleich danach auch geschrieben, dass ich auch ein strampelndes sich wehrendes Kind über dei Straße tragen würde, wenn es partout nicht an die Hand will und es mir zu gefährlich ist. Natürlich sollst du es auch nicht machen, wenn du dir unsicher bist – das Kind braucht doch Sicherheit. An Nichterziehung interessierte sollen sich ja nicht verbiegen. Wir "eingefleischten" NE stellen zwar viele "Gefahren" in Frage, gerade im Hinblick darauf, ob Erziehung bzw. Eingriffe überhaupt notwendig sind, aber wenn du von einer Gefahr sehr überzeugt bist, dann wirst du sie ja auch selbst meiden. Wenn du Cola total schlimm findest, wird es das kaum bei euch im Haus geben. Wenn du Straßen sehr gefährlich findest, wirst du vorsichtig damit umgehen. Kein Kind kann "ausprobieren" und die "Erfahrung selbst machen", ob es von einem fahrenden Auto überfahren wird oder nicht ;-) Ausprobieren geht nicht. Wir helfen den Kindern nur, ihre Erfahrungen auf SICHERE Art und Weise zu machen. Wir stellen in Frage, dass Kinder bestimmte Dinge erst ab einem gewissen Alter können. Wir ermutigen jeden dazu, seine Grenzen zu überdenken und andere kreative Wege zu gehen, um Erziehung möglichst zu vermeiden, wo immer es geht. Gruß Johanna www.unerzogen.de


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

...so würde ich mein "Erziehungskonzept" (schon wieder so ein komisches Wort...) in Worte fassen. Naja, ich hab' gut reden, meine Tochter ist gerade einmal 12 Wochen alt ;-) Ob ich in der Praxis in den nächsten Jahren tatsächlich alles so umsetzen kann, wie ich es mir jetzt vorstelle - ich kann es nur hoffen! Nichterziehung klingt für mich irgendwie nach laisser-faire, ein Konzept dem ich sehr skeptisch gegenüber stehe. Meiner Meinung nach brauchen Kinder gewisse Grenzen, und diese zu vermitteln ist eben das, was ich unter Erziehung verstehe. "Bedürfnisorientiert" deshalb, weil ich mich dabei nicht als das Maß aller Dinge sehe und meinen Kindern meinen Willen aufzwingen möchte, sondern ihre Entwicklung als Ausgangspunkt für die erwähnten Grenzen sehe. Hier im Erziehungsforum gab es doch vor kurzem das Beispiel des siebenjährigen Kindes, das an einem Supermarktregal herumklettern wollte. In so einem Fall ist es meiner Meinung nach meine Aufgabe, eine Grenze zu ziehen und das Kind zu bitten, dies zu unterlassen. Nicht, weil ich es nicht möchte, nicht (nur), weil es für das Kind gefährlich sein könnte, sondern weil es auch andere gefährden könnte... Klingt irgendwie ein wenig konfus, was ich hier so von mir gebe... Ich hoffe, ihr versteht mich trotzdem?! Hier ein paar weniger konfuse Sätze, geklaut auf "eltern.de", die in etwa meine Gedankengänge widerspiegeln: Jedes Kind braucht Freiheit und Freiraum. Aber es muss auch wissen, wie weit es gehen kann. Grenzen sind notwendig - * um das Kind vor Gefahren zu schützen. Es muss Schranken möglichst frühzeitig kennenlernen - ob es sich um die Bordsteinkante handelt oder um die Herdplatte; * um ihm die legitimen Bedürfnisse der Eltern klarzumachen - mag dies das halbes Stündchen Ruhe sein, das die Mutter am Tag braucht oder die Unversehrtheit von Vaters Hifi-Rack; * um ihm zu erleichtern, sich in einer unübersichtlichen Welt zu orientieren. Kinder wollen sogar Grenzen. Zu viel Freiheit macht auch Angst. Von Natur aus lebhafte, quecksilbrige Kinder brauchen mehr Grenzen als ruhige und beobachtende. Manche Kinder sind Worten nur schwer zugänglich, andere reagieren schon auf die leiseste Warnung. Nur wer sein Kind genau beobachtet, kann angemessene Grenzen ziehen. Kinder, denen alles erlaubt ist, haben oft zu Recht das Gefühl, sie seien ihren Eltern gleichgültig. Sie können sich auf den Kopf stellen oder provozieren und bekommen von ihnen keine oder unberechenbare Reaktionen. Aus einem Kind wird kein glücklicher Mensch, wenn er nie gegen äußere Widerstände ankämpfen muss. Viele Studien haben belegt, dass Kinder, deren Eltern von Anfang an klare Grenzen setzen, ein stärkeres Selbstwertgefühl und mehr Zufriedenheit entwickeln, als Kinder, bei denen das nicht der Fall ist. Die Erzieherkunst liegt darin, Kindern mit Wärme und Festigkeit Regeln des Zusammenlebens zu vermitteln und gleichzeitig das Gefühl zu geben, dass nicht ständig über ihren Kopf hinweg entschieden wird, sondern dass sie an vielen Punkten mitreden und oft mitentscheiden dürfen.


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

anderen beginnt. das ist -so meine ich- auch bei ne s so. damit hätte sich auch das beispiel des supermarktjungen erledigt (das ist einfach gewähren lassen und sich nicht kümmern,keine ne wie sie hier vorgestellt wurde..) laissez-faire und ne sind definitiv nicht!! dasselbe. lg pitti


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

In dem Moment, in dem ich Grenzen aufzeige, ERZIEHE ich doch... ???! Ob das jetzt mein Kind, mein Partner, oder der Nachbarsjunge ist! Das ihr euch an dem Wort ERZIEHUNG stört, kann ich nachvollziehen, es deutet zu sehr auf ein "Am-Kind-HerumZIEHEN" hin, aber im deutschen Sprachgebrauch ist das "Leben mit Kindern und ihnen ihre Grenzen sowie auch ihre Freiheiten zeigen" nunmal als Erziehung definiert. Für mich wird das langsam zur Wortklauberei, nix für ungut :-) LG Aurore


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Die Grenze des einen beginnt dort wo die Freiheit des anderen beginnt. Sprich es werden die Bedürfnisse ALLER Beteiligten in das Zusammenleben integriert. Integriert, aber nicht durch Festlegung einer Person, sondern durch die Beteiligung ALLER - sprich echte Kompromisse finden. Natürlich werden die Kinder bei direkten Gefahren geschützt, dazu würde ich aber eine Bordsteinkante nun ehrlich nicht drunter zählen und bei einer Herdplatte reicht es, wenn man die Hand des Kind so weit drüber hält, dass es merkt, dass das wirklich sehr warm ist. Ein Mensch lernt nur abzuschätzen, wenn er die Erfahrung selbst machen darf. Natürlich so, dass er nachher noch in der Lage ist, Schlüsse daraus zu ziehen. Wenn er dann tot ist, weil das Auto ihn erwischt hat oder oder oder dann wäre das zu viel an gegebener Freiheit - da wäre wohl die Freiheit des Autos und somit die eigene Grenze begonnen. Der bessere Kompromis wäre wohl gewesen, erst das Auto vorbei zu lassen. Sorry, klingt bescheuert, aber vielleicht weißt du trotzdem was ich verdeutlichen will? Und Freiheit heißt nicht Laissez-Faire: Freiheit meint Freiheit in der Persönlichkeitsenfaltung. Wie Johanna schon schrieb, meint Erziehung das gezielte! Ändern des Verhaltens eines Menschens. Auch wenn dich etwas absolut stört (deine Grenze), hast du nicht das Recht vorzuschreiben, wie der andere sich zu verhalten hat (seine Grenze). Du hast ein Recht zu äußern, dass es dich stört (Unordentlichkeit im WoZi) = Mitteilung deiner Grenze. Der andere hat aber das Recht, sein Verhalten woanders fortzuführen (bspw. im KiZi) = Berücksichtigung seiner Freiheit. Und du kannst und sollst dein Kind informieren, aber ihm keine Entscheidung aufdrängen/ aufsetzen. Es ist meiner Meinung nach kein Laissez-Faire, es ist schauen nach den hinter einem Verhalten steckenden Bedürfnissen, es ist informieren und es ist unterstützen des Kindes in seinem Wollen/ Bedürfnisbefriedigung. Es wird nicht kontrolliert, eingeschränkt oder zurechtgestutzt, weil die Eltern MEINEN, dass das nicht gut fürs Kind sei oder das Kind so nicht richtig für die Gesellschaft. Nein, Eltern schauen, ob es ihrem Kind allgemein gut geht und wenn sie MEINEN dass nicht, DANN bieten sie Alternativen an oder (wenn das Kind sich bereits schon gut mit Worten artikulieren kann) sprechen sie mit dem Kind direkt darüber. ABER auch hier entscheidet das Kind, ob sich die Alternativen wirklich gut anfühlen oder ob es doch nicht das richtige für sein Individuum ist. Nicht zu vergessen, bedeutet 4 Wochen tägliches Fernsehen oder Spaghetti-Essen nicht gleich Sucht ;-) - jeder Mensch lebt in Phasen. (Sucht bedeutet Kompensation eines Mangels.) Auch wenn die Medien uns immer wieder etwas anderes verklickern, denken wir doch mal besser darüber nach, merken wir, dass wir auch nicht jeden Tag ne halbe Stunde Fernsehen, sondern mal mehr mal wengier - auch je nach Angebot im und um den Fernseher. Jeder Mensch hat im Gespür, was ihm gut tut, was er sich zutraut,... und das kommuniziert er...solange ihm nicht der Eindruck entsteht er ist falsch und die Welt um ihn macht ihm klar, dass er so nicht der Akzeptanz würdig ist. Das ist Gift für die gesamte Zukunft: angefangen beim inneren Selbstbewusstsein bis hin zum Verhalten. So entstehen Menschen, die später immer auffallen wollen - sie kämpfen um Akzeptanz. Was macht ein Mensch, der ständig in seiner Freiheit bzw. auch seiner Bedüfnisbefriedigung beschnitten wird? Er kämpft darum wie ein Löwe - ist schnell zickig und aggressiv und will immer wieder unter Beweis stellen, dass der andere (der Aufdrücker) im Unrecht ist. Das Resultat stellt letztlich meistens dem Aufdrücker ins Recht, wobei es wieder zum Machtkreislauf kommt. Beispiel von unten: Mutter will mit ihrem Kind in die Schneelandschaft. Kind will mit Sandalen in Schnee. Mutter erklärt, dass es draußen kalt ist und man ansonsten krank wird. Kind wehrt sich - schließlich will es Erfahrungen selbst machen und das zu recht, denn alles andere sind keine Erfahrungen sondern hören-sagen. Mutter verbietet letztlich, weil sie inzwischen sicher ist, dass ihr Kind draußen kalt bekommt und krank werden wird. Sie will dem Kind sofort festes Schuhwerk anziehen, wobei das Kind weiter um seine Freiheit kämpft. Mutter holt ihr "Trick"repertoire heraus: "Wenn du nicht willst, dann können wir eben keine Schneeballschlacht machen." und ähnliche Aussagen = (Erpressung). Letztlich: Mutter gibt auf und sagt "Nagut, wenn du keine Sandalen anziehst, dann wirst du schon sehen, dass du frierst und krank wirst." (= Aufweisen der Konsequenz) Mutter und Kind sind draußen. Kind in Sandalen, schon eiskalte Füße, aber behauptet imm er noch felsenfest, dass ihm nicht kalt ist. Resultat: Kind wird krankt. Schlussfolgerung der Mutter: mein Kind kann das nicht selbst abschätzen. Ich MUSS ihm das vorschreiben. Nur ist die Schlussfolgerung unter falschen Bedingungen gezogen wurden: Es ist ein Machtkampf voraus gegangen! Wäre die Entscheidung von vornherein beim Kind gewesen und die Mutter hätte wirklich nur informiert: draußen liegt aber Schnee, da wird dir sicher kalt in Sandalen - ohne irgendeine Erwartungshaltung! - dann wäre das Kind 1. viel eher bereit gewesen der Aussage Glauben zu schenken oder 2. die eigene Erfahrung wäre ihm doch wichtig gewesen und es hätte draußen sofort sein Bedürfnis nach etwas warmen an den Füßen kundgetan. Eben weil es nicht das Gefühl hatte, um seine Freiheit zur Erfahrungssammlung kämpfen zu müssen. Wenn das Kind also möchte kann es jederzeit der Aussage der Mutter Glauben schenken, ohne ein Ziehen zu einem Ziel der Mutter dahinter zu vermuten....das gibt echte Orientierungssicherheit. Es kann auch jederzeit dem Rat der Mutter folgen....das gibt ebenfalls echte Orientierungssicherheit. Das Kind weiß, dass die Eltern es unterstützen, auch wenn die Konsequenz eintreten sollte....das gibt ebenfalls echte Sicherheit. (Es gibt hinterher also kein "siehst, hab ich dir doch gesagt. Hättest du doch auf mich gehört. Nun sieh mal zu wie du mit der Konsequenz klar kommst. Ich hoffe du lernst daraus!" Anmerkung: es reagieren natürlich nicht alle Erzieher hier so extrem, es gilt nur der Veranschaulichung). Wenn im Menschen das Gefühl entsteht: Wenn ich nicht so bin, wie von mir erwartet, bin ich nicht akzeptiert....gibt das in meinen Augen ein extrem unsicheres Gefühl bei den weiteren Schritten im Leben. Und wenn man das schon von klein auf in der engsten Umgebung zu Spüren bekommt, dann heißt das nicht wie vielfach angenommen: wer früh abgehärtet wird, lernt am ehesten damit umzugehen! Nein, es bedeutet, dass schon das Grundgerüst dieses Menschens auf wackeligen Boden (wenn schon im Babyalter angewandt, durch Schreienlassen) bzw. instabilen Material (im Kleinkindalter) gestellt wurde. Emotionen aushalten kann man nicht lernen, dafür brauch man innere Stabilität. Stell dir vor, du bist eine Burg auf Sand gebaut und mit wenig halt verschaffenden Material. Nun blase ich dir mit kalten unangenehmen Wind entgegen. Wann hält dies die Burg besser ab: wenn sie instabil gebaut? Zudem: Was tut ein Mensch noch, der ständig in seiner Persönlichkeit nicht akzeptiert wurde bzw. ständiger in seiner Freiheit beschnitten wurde? Er beschneidet andere ebenso in seiner Freiheit und tut sich schwer andere zu akzeptieren wie sie sind. Das Resultat der Sozialisierung. Andere kann man wesentlich besser akzeptieren, wenn man sich nicht ständig angegriffen fühlt. Bspw. Mann raucht schon wieder im Wohnzimmer statt auf dem Balkon, obwohl du ihm das schon tausendmal gesagt hast, dass du das nicht ab kannst. Du wirst aggressiv und zickig, nicht nur weil es dich stört, sondern weil es dir so vorkommt als macht er das mit Absicht um dich zu ärgern oder weil er keinen Wert auf deine Bedürfnisse legt. Dabei ist er vielleicht einfach nur ein bissel dusselig und die Gewohnheit hat ihn wieder besiegt. Ein liebes "Schatz, kannst du bitte rausgehen. Es stört mich wirklich." würde wahrscheinlich 1. viel besser ankommen und 2. langfristig wirken, eben weil der Partner sich nicht in seiner Freiheit zu rauchen beschränkt fühlt und gleich falls akzeptiert wie er ist. Ich kann mich bei weitem nicht so gut verständlich machen wie Johanna, aber vielleicht ist ja doch ein wenig angekommen. LG


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

...du hast doch mit dieser Wortklauberei angefangen, oder lieg ich jetzt falsch? Es gibt keine! einheitlich festgelegte Definition von Erziehung. Aus diesem Grund wurde hier schon mehrfach erklärt, was bei NE unter Erziehung fällt. Das hat nichts damit zu tun, dass jemand belehrt werden soll, was Erziehung nun ist, sondern einfach damit man sich hier verständlich machen kann. Das geht nunmal nur, wenn alle wissen, was bei NE unter Erziehung fällt. Ansonsten reden wir ganz klarerweise aneinander vorbei. LG


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

um meine grenzen zu wahren oder um jemand anderen zu bestrafen,eine lektion zu erteilen etc. wenn ich meinem kind mein wertvolles tagebuch wegnehme,dann nciht,um ihm zu zeigen,dass er vorher fragen muss und ich es ihm zur strafe wegnehme oder das er es(einfach so) nicht haben darf,sondern um meinen besitz zu schützen. dieses wahren der eigenen grenzen dient einem selber und nciht! der formung(erziehung) des kindes... wäre das wertvolle eine alte zeitung gewesen,hätte man es ihm nicht weggenommen,weil die eigenen grenzen nicht verletzt worden sind. ich glaube,du hast das mit dem absichtlichen! formen/verändern bzw in die vorgestellte richtung schubsen des kindes noch nicht ganz verstanden... lg pitti