Elternforum Rund ums Baby

Mut Ratschläge zu geben

Mut Ratschläge zu geben

Mitglied inaktiv

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Kennt ihr das eventuell auch und wie geht ihr damit um? Mir ist heute nach einem Telefonat aufgefallen, dass ich manchmal zögerte etwas zu sagen, auch wenn es auf der Zunge brennt. Danach hat man ein andauerndes unangenehmes Gefühl. Zur Situation: eine Freundin ist nicht all zu lange alleinerziehend. Sie hat einen neuen Job angefangen und kommt damit gut über die Runden. Im Job ist sie unglücklich und es belastet sie psychisch. Andererseits ist die Wohnung, die sie neu angemietet hat nicht gerade günstig. Dazu kommen einige Kredite für die Einrichtung und die Kosten für die Betreuung. Nach dem "Ich könnte heulen, wenn ich darüber nachdenke, dass ich morgen wieder dahin muss" würde ich am liebsten sagen "Tu es dir nicht länger an, kündige, such was neues!" Konnte ich nicht. Was ist wenn sie kündigt, nichts neues findet und ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen kann. Was sage ich dann? Unter Emotionen etwas zu sagen ist einfach, aber die Konsequenzen zu bedenken ist wichtiger. Ich habe geraten intensiver nach einer neuen Stelle zu suchen und bis dahin sich nicht so sehr niedermachen zu lassen. Aber naja, das sagt jeder, klappt nicht so gut und was neues ist seit Monaten nicht in Sicht, nicht mal eine positive Rückmeldung. Und wer weiß wie lange es gut geht, bis die Psyche nicht mehr mitmacht. Es geht jetzt nicht um diese konkrete Geschichte, es ist nur ein Beispiel dafür, dass es Situationen gibt, da hat man das Gefühl etwas sagen zu wollen, einen Menschen unterstützen zu wollen, aber man traut sich nicht, weil es sein könnte, dass es dem Menschen mehr schaden statt helfen könnte. So ist es auch bei unglücklichen Beziehungen. Nicht immer ist es nach der Trennung besser und man fühlt sich ein Stück weit verantwortlich.


Mitglied inaktiv

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Ich bin ein Mensch, der gerne Kummerkasten spielt, aber mit Ratschlägen halte ich mich gerne zurück. Vor allem bei Eheproblemen, da höre ich zu, rate aber zu nix. Ich habe nämlich sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht. Ein Beispiel kann ich nennen: Eine ehemalige Freundin fragte mich nach Verhütungsmethoden. Sie vertrug keine Pille, mochte keine Kondome ect. Hatte an allem was auszusetzen. Dann fragte sie nach meiner Methode und ich bin ehrlich gewesen und meinte, ich geh nach Kalender. Erwähnte aber, dass man dann seinen Körper schon genau kennen muß! ich hatte immer einen spürbaren Eisprung und das klappte sehr gut. Wir haben so 15 Jahre verhütet. Immer wieder habe ich erwähnt, das dies nicht bei jeder Frau funktioniert. Daraufhin dachte sie, das wäre auch was für sie und schwupps, war sie schwanger :-( Sie hat das Kind dann abgetrieben und gab MIR die schuld. Daraufhin habe ich die Freundschaft beendet! Seitdem halte ich mich da mehr als zurück. Wenn jemand Tipps möchte, sollen sie in ihrer Verwandtschaft rumfragen


Schniesenase

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Hallo LauraMarie, ich muss so drüber nachdenken - Rat-Schläge sind auch Schläge - heißt es. Ich lerne ja immer noch dazu. Was mir irgendwann mal klar geworden ist, ist, dass die Lebensentscheidungen doch jeder Mensch selbst treffen muss. Was die Eine tun würde, ist noch längst nicht das, was für den Anderen in derselben Situation richtig wäre. Wir sind ja irgendwie oft so auf Problemlösung gepolt, ich jedenfalls. Und ich musste lernen, dass es darum meistens nicht geht. Wichtig ist, die richtigen Fragen zu stellen oder Gedanken, die die Freundin äußert, zu Ende zu denken. Zu Deinem Beispiel fällt mir da ein: Was wäre denn, wenn sie jetzt kündigen würde? Und das dann mit Sachinformationen zu füllen, also solche Sachen wie "ab Wirksamkeit der Kündigung kein Geld zum Leben - Hartz 4, wenn Arbeitsamt drei Monate Leistungssperre verordnet. Oder vorher mal Gespräch mit dem Arzt suchen, Krankschreibung wegen Erschöpfung/aus psychischen Gründen, Bescheinigung für's Gespräch mit dem Arbeitsamt, dass diese Arbeit Deine psychische Gesundheit beeinträchtigt, Mutter-Kind-Kur usw. Es gibt nie nur entweder - oder. Es gibt 122 Wege zur Veränderung, wenn man genauer hinsieht. Und manchmal braucht man zum Genauerhinsehen ein paar hilfreiche Fragen. Was wäre, wenn sie eine günstigere Wohnung sucht? Woanders hinziehen, wo Wohnungen nicht so viel kosten? Nicht alle Wege sind begehbar (Umzug mit Kind braucht Zustimmung des Vaters usw.), aber genau hinzuschauen ist oft nützlich. Ich sehe es wie Du: Niemand kann die Verantwortung für das Leben anderer (außer Kinder etc.) übernehmen. Also sind Ratschläge immer schwierig. Aber den Blick auf die 122 anderen Möglichkeiten zu zeigen, das ist machbar. Immer mit der Fußnote: "Vielleicht kannst du dir das ... vorstellen?" und ggf. hilfreiche Sachinfos liefern. Interessante Überlegungen, die Du da anstellst! VG Sileick


Ruto

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Ich finde deinen Ratschlag, intensiver nach neuen Stellen zu suchen, super. Wie du sagst, ist nicht jeder Herzenswunsch immer der beste Weg. Was viele unterschätzen: Es geht Freunden in der Regel gar nicht so sehr darum, dass man ihnen "den" Ratschlag, die Lösung gibt. Es geht ums Zuhören, ums Ideen liefern. Bevor du dir auf die Zunge beißen musst, sprich ruhig aus was du denkst. Und diskutiere die Möglichkeit auch aus. Also, wenn du selbst merkst, dass das zwar dein spontaner erster Gedanke wäre, du da aber auch Bedenken siehst - sprecht darüber. Sie wird ja spüren, dass du was zurück hältst. Und trau ihr ruhig zu, eine eigene Entscheidung zu treffen. Sie muss deinen Ratschlag ja nicht annehmen. Aber sie kann ihn bedenken und eigene Rückschlüsse ziehen. So handhaben wir das in unserem Freundeskreis immer. Wir sind sehr ehrlich zueinander und kommunizieren offen.


ZweifelistderTeufel

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Mir fällt dazu ein, dass dieses "ich muss das unbedingt loswerden" tatsächlich oft dem ICH entspringt. Wenn eine Aussage tatsächlich wahr ist, für den anderen relevant ist und aus Wohlwollen zustande kommt, dann sollte man sie auch treffen. Wenn allerdings eines davon nicht zutrifft, dann ist es wohl eher das eigene Ego, das da unbedingt Gehör finden will. So wie bei dir: du wusstest nicht, ob sich tatsächlich ein neuer Job mal eben so aufgetan hätte, und hast dir den Rat daher verkniffen. Wenn es unbedingt raus wollte, weil es der eigenen Wahrheit entspricht, dann lohnt es sich zu prüfen, warum das so ist. Ich denke, dass solche unausgesprochenen Aussagen eigene Glaubenssätze spiegeln. Z.B. könnte hinter der Aussage "mach dich doch davon frei!" der Glaubenssatz stehen, dass du Mut und Initiative hoch schätzt. Ich würde mir also eher Gedanken machen, WARUM ich dieses eine eigentlich unbedingt noch loswerden wollte und welcher Glaubenssatz damit bestärkt werden sollte. Vielleicht leiten sich dadurch Dinge für die eigene Lebenswelt ab.