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Kollegenbesuch und Zukunftentscheidung...laaaang

Kollegenbesuch und Zukunftentscheidung...laaaang

vomGlückgefunden

Hallo zusammen, nachdem ich nun schon mehr als 10 Wochen krank bin (späte Fehlgeburt und unabhängig davon noch größere OP im Anschluss) und vorher wochenlang im Beschäftigungsverbot war hatte ich heute Besuch einer sehr lieben Kollegin. Wir verstehen uns fachlich blind und privat sehr gut. Nun ist es ja - ich hatte davon schon mehrfach geschrieben - in meiner Arbeit sehr schwierig. Ich bin Ärztin und bin vor meinem Wechsel in diese Klinik immer mit allen Kollegen meiner alten Klinik und anderen Kollegen fachlich im Großen und Ganzen auf einer Linie gewesen. Nach meinem Wechsel änderte sich dies um 180°, und das betrifft fast ausschließlich meinen Chef. Am schlimmsten sind seine fachlichen Defizite, die zu ernsthaften medizinischen Fehlentscheidungen führen. Ganz abgesehen von unsinnigen, aus finanziellen Aspekten für die Klinik durchgeführten stationären Einweisungen etc. Es war schon immer schwierig. Ich bin jetzt seit 2,5 Jahren dort und kämpfe gegen Windmühlen. Die anderen Kollegen und auch die Kollegen aus der Umgebung sehen das exakt genau so. Da sprechen schon die niedergelassenen Kollegen von "Unwissenheit!" meines Chefs. Patienten werden gezielt 60km weiter geschickt. Einiges konnte ich erreichen, aber es passieren immer wieder grundlegende, fahrlässige Dinge, die ich zwar immer angesprochen habe, aber immer ohne das er in irgendeiner Weise Einsicht zeigt. Und zwar egal, ob es hierfür Leitlinien gibt oder nicht. Es rückt es sich dann irgendwie zurecht und gibt absurde Erklärungen ab und windet sich raus Nun kam die Kollegin zu Besuch und hat neben vielen anderen Dingen natürlich auch von der Arbeit erzählt, u.a. von einigen Fällen, die .... mir fehlen da eigentlich die Worte.... die so ganz und gar fachlich daneben waren und bei denen es Glück und das Drängen der (fachlich versierteren!) Assisenzärztin war, dass Schaden vom Patienten abgewendet werden konnte. Aber auf Weisung des Chefs wurde die Behandlung des Patienten mit dem korrekten indizierten und unbedingt notwendigem Medikament (da gab es nur EINS, das in Frage kam und das umgehend zur Symptomfreiheit führt) unnötig um 2,5 Stunden !!! hinausgezögert wurde, und zwar bei einem ernsthaften Krankheitsbild. Grob fahrlässig! Zum Glück ist nichts passiert. Leider KEIN Einzelfall. Zudem hat mein Chef mich ordentlich auf dem Kieker. Ich denke, er macht das deshalb, weil ich ja ständig Kritik anbringe und "alles besser weiß". Lange und oft habe ich darüber nachgedacht, aber ich werde meine Klappe nicht halten, wenn dadurch Patienten eine inadäquate Behandlung bekommen oder drohen zu Schaden zu kommen. Das kann und will ich nicht. Um keinen Preis. Ich habe ja nun in den letzten Wochen viel nachgedacht, über das Leben, meine berufliche Zukunft etc. und hatte eigentlich den Plan gefasst, aufgrund unseres Kinderwunsches und des viel besseren Verdienstes in der Klinik (+1500 EUR Netto je nach Bereitschaftseinsätzen im Gegensatz zur Anstellung in Praxis) zunächst in der Klinik zu bleiben (bin Teilzeit) und entweder für "die Seele" ;-) nebenher in der Praxis mitzuarbeiten (das macht mir wahnsinnig viel Spaß), oder etwas zu reduzieren und dafür mehr in der Praxis zu arbeiten. Der Verdienst ist eben deutlich besser, was sich ja auch im Beschäftigungsverbot auswirken würde und was wir dann teilweise für eine längere Elternzeit ansparen könnten. So der eigentliche Plan. Nun zweifle ich. Ich will eigentlich nicht zu einem System gehören, wo Kollegen Patienten derart fachlich falsch und entgegen jegliche Leitlinien behandeln und dies teilweise von mir erwarten (hab ich nie gemacht und werde ich nie mitmachen). Außerdem hab ich wahnsinnige Angst, dass mal etwas Ernsthaftes durch solche Fehlbehandlungen passiert und ein Patient zu irreversiblem Schaden kommt. Dieser ständige Gedanke daran und dieses ständige Schweben in Gefahr, das ich ja nicht abwenden kann, ist äußerst anstrengend und stresst mich sehr. Wie gesagt, es kommt regelmäßig vor, immer und immer wieder. Ich habe vorher in zwei sehr großen Kliniken gearbeitet, hab mehrfach in verschiedenen Kliniken hospitiert, verschiedene Abteilungen, und habe so etwas noch bei keine Kollegen erlebt. Leider ist es aussichtslos, etwas zu ändern, da die einzigen, die etwas ändern könnten (Ärztlicher Direktor und KAufmännischer Direktor) uns nicht glauben. Wir haben es schon versucht und wurden ziemlich dumm hingestellt. Die können das aber fachlich überhaupt nicht einschätzen. Es ist zum Verzweifeln. Tja, was tun? Aushalten und hoffen, bald schwanger zu sein? Oder wechseln? Stellenangebote habe ich, allerdings alle mit viel mehr Fahrtweg und teilweise dort notwendigen Übernachtungen mehrfach monatlich, was für mein Kind gerade der Supergau wäre, das es mich gerade sehr braucht. Alternativ könnte ich in die Praxis wechseln, oder mehr Praxis und bisschen in der Klinik bleiben zum Geldverdienen. Letztendlich ändert sich, egal wie ich mich entscheide, nichts für die Patienten der Klinik. Mhh, was würdet ihr tun? Danke und VG, V


Mitglied inaktiv

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Ich bin nicht vom Fach, aber so wie sich das liest, wirst du dort, wo du jetzt bist, langfristig kein Glück mehr empfinden. Also auf zu neuen Ufern, und überlegen, ob du dich an die Ärztekammer wenden solltest. Geht das anonym, damit da mal ein Auditor oder ähnliches da vorbeischaut?


vomGlückgefunden

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Schwierig, da man da tage- und wochenlang einen FACHkollegen zur Kontrolle schicken müsste, was natürlich nicht gemacht wird. Die Ärztekammer unternimmt nichts, schon gar nicht anonym.


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von vomGlückgefunden

Wäre die Klinikleitung eine Idee, oder ist dein Chef gleichzeitig der Leiter? Ansonsten bin ich bei KKM. Falls fatale Fehler passieren sollten, wird es auf die gesamte Klinik zurückfallen. Man sagt ja immer, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, aber vielleicht sollte man dies ab und zu eben doch, um Patienten vor Schäden an Leib und Leben zu bewahren. Dieser eine Pfleger in Norddeutschland, der Dutzende Menschen auf dem Gewissen hat, weil er ABSICHTLICH Notsituationen herbeiführte, um sich als Retter zu profilieren, wurde auch voneinet Klinik zur anderen weggelobt und trotz offensichtlicher Statistikführung nicht vom zuständigen Oberarzt mit seinem Tun konfrontiert - der hat jetzt auch ein Verfahren am Hals. Ich finde es nicht gut, einfach nur den Kopf in den Sand zu stecken und darauf zu hoffen, dass ein Baby die Lösung für DICH sein wird.


vomGlückgefunden

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Meine Kollegin und ich waren bei Klinikleitung und ärztlichem Direktor. Das hat, außer, dass wir jetzt wie die Deppen dastehen, weil wir den brillianten Chef kritisieren und angreifen, nichts, aber auch gar nichts gebracht. Sie schätzen seine Arbeit und verstehen sich super mit ihm. Punktum.


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von vomGlückgefunden

Es muss doch irgendeine Anlaufstelle für solche Fälle geben. Ich finde das schrecklich, falls die Zustände tatsächlich so sind wie beschrieben, und zwar nicht nur für dich, sondern gerade für die Patienten! Und dieses wegschauen auf Seiten der Verantwortlichen ist mir unverständlich. Wenigstens gilt seit einigen Jahren die Beweislastumkehr, und der Arzt muss bei gravierenden Problemen nachweisen, dass er keinen Fehler begangen hat. Man kann trotzdem nur hoffen, niemals bei euch zu landen!


KKM

Antwort auf Beitrag von vomGlückgefunden

Hast du mal darüber nachgedacht, wie sich das Bleiben in der Klinik auf Deine Vita und Deinen Ruf auswirkt??? NOCH ist nichts passiert, niedergelassene Ärzte empfehlen andere Krankenhäuser. WENN etwas passiert, bist DU die Ärztin, die doch in DIESEM Krankenhaus war - ob am Vorfall beteiligt oder nicht.... Moralisch und für meine eigene Perspektive wäre mir der Weg recht klar, wenn es finanziell möglich ist... Geld ist nicht alles - als Arzt mit verdorbenem Ruf hast Du noch viel weniger davon....


vomGlückgefunden

Antwort auf Beitrag von KKM

Letztendlich wissen ALLE relevanten Kollegen in der Umgebung, wie es in dieser Klinik mit dem Chef läuft und auch wie meine Situation/ Position dort ist. Der Ruf eilt dem Chef voraus. Ich war eher das goldene Huhn, auf das alle Hoffnungen gesetzt wurden/werden. ICH habe mir meinen beruflichen Stand schon vorher erarbeitet und alle relevanten Kollegen in meinem Fachbereich und Großraum wissen um meine Fähigkeiten und schätzen diese. Gewechselt bin ich ausschließlich aus familiären Gründen. Ich habe lange Zeit bei relativ renommierten Fachkollegen gelernt und mehrere Qualifikationen erworben, u.a. eine ziemlich gefragte Nischenqualifikation, da kennt jeder jeden. Ich bin da eher die, die aus XY (da wo ich vorher war) kommt und bei Z. ihre Ausbildung gemacht hat, was umgehend ein Pluspunkt ist, da man weiß, das die Expertise dort top ist und dort keiner jahrelang bestehen kann, der nicht zu 150% geeignet ist. Das ist also kein Problem. Vielleicht ist es ein Weg noch ein bissel auszuharren, in der Hoffnung auf baldigen Kindersegen. Lange wird das eh nicht gehen.


vomGlückgefunden

Antwort auf Beitrag von KKM

Zumindest für einige Patienten könnte das auf den ersten Blick so sein. Aber letztendlich kennen mich sehr viele und wissen und schätzen meine Fähigkeiten. Viele Patienten wollen auch lieber zu mir, und auch in der Praxistötigkeit, die ich nebenher mache, komme ich bei den Patienten gut an. Aber unwissende könnten das auf jeden Fall denken.


KKM

Antwort auf Beitrag von vomGlückgefunden

Ich wünsche Dir, dass Du mit der Einschätzung zu Deiner Person Recht hast! Hier ist es so, dass im Fall eines Crashs das GANZE Schiff untergeht, nicht nur der Kapitän....


Anja+Calvin

Antwort auf Beitrag von vomGlückgefunden

Ich bin mal ehrlich, im Grunde läuft es da von Anfang nicht gut, du schriebst von Anfang an im Aktuell darüber. Du warst dort nie Glücklich, im Gegenteil, so wie es sich las hat sich diese Stelle krank gemacht. Du sagst, es ändert sich nichts egal wie du entscheidest. Dir geht es nicht gut, deinem Kind geht es nicht gut, du möchtest noch ein Kind. Ist das Geld so nötig, dass es das alles Wert ist ? Warum nicht für die Gesundheit und für die Kinder mal finanziell zurück stecken? Geh doch für 2 Jahre oder so in die Praxis und suche dann, vielleicht wenn es allen auch wieder besser geht von dort eine neue Klinikstelle. Dass Geld nich Glücklich macht und deine Seele und die deines Kindes nicht gesund macht siehst du doch. Seit so langer Zeit sagst du, dass es nicht mehr geht, änderst aber nichts.


vomGlückgefunden

Antwort auf Beitrag von Anja+Calvin

Doch, ich hab was geändert, indem ich erzwungen habe, dass ich nebenher in einer Praxis bei einem Kollegen arbeite. Das ist super. Fachlich eine Wellenlänge, Team bestens. Aber weniger Verdienst möglich, was rein realistisch auch nicht abänderbar ist, da der Kollege durch mich zwar weniger Arbeit, aber nicht mehr Geld hat (darf nicht mehr Patienten behandeln mit mir - KV- Gesetze) Die Arbeit dort ist mein Ausgleich, mein Hobby sozusagen. :-)


Alhambra

Antwort auf Beitrag von vomGlückgefunden

Ich bin ziemlich entsetzt, wenn ich das lese. Da ist offenbar ein schwer Unfähiger am Werk und man lässt ihn tatsächlich weitermachen??? Kann man nicht die Klinikleitung mit den Fakten konfrontieren? Und darauf hinweisen, dass man eh schon einen schlechten Ruf hat und schlimmstenfalls jemand zu schweren Schaden kommt. Ich glaube keine Klinik ist begeistert, wenn so einer mal Klagen wegen Behandlungsfehler am Bein hat. Sorry, sowas kapiere ich überhaupt nicht, besonders wenn auch weitere Kollegen da bescheid wissen. Kann man da nichts machen, Protokoll führen und an betreffende Stellen weitergeben? Ist der überhaupt Arzt? Wäre ja nicht der erste Briefträger der auf wundersame Art und Weise plötzlich Arzt geworden ist, wenn der so offensichtliche Fehler begeht. Mit diesem Hintergrund würde ich tatsächlich sagen, bleib da und halt den Typen von Patienten fern, bevor noch einer sein Leben lassen muss. Hilft dir nicht weiter bei deiner Entscheidung, aber solche Infos machen mich immer fertig. Wenn jemand ins Krankenhaus muss, legt er sein Leben in die Hände von Ärzten und so einer sollte tunlichst die Finger von lebenden Menschen lassen.


vomGlückgefunden

Antwort auf Beitrag von Alhambra

Ja, der ist wirklich Arzt. Ich kenne ihn schon lange (wie man eben so Kollegen aus anderen Kliniken kennt) und kenne auch Leute, die mit ihm jahrelang gearbeitet haben. Erschreckend finde ich das auch. Ich habe auch schon mehrfach hintenrum Patienten zu Zweitmeinungen überredet o.ä. - und hatte immer Recht mit meinem Zweifeln. Wie ich oben schrieb waren wir schon beim Direktorium, die finden ihn toll und sind froh, dass sie ihn haben.


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von vomGlückgefunden

Ärztekammer, kassenärztliche Vereinigung informieren. Druck machen. Irgendwen muss es ja interessieren und eine neue Stelle suchen.


Mutti69

Antwort auf Beitrag von vomGlückgefunden

Eigentlich wollte ich auf den Händen sitzen bleiben...Mist... Ich würde dir raten, ihm den LINK hier ins RUB zuzuspielen und dann entlässt er dich fristlos und dann brauchst du nicht länger großherrlich darüber grübeln, ob du es aushältst oder nicht.