Elternforum Rund ums Baby

Intuition als Mutter?

Intuition als Mutter?

MamaTeaRex

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Hallo, Puh ich hoffe, ich mach kein Fass auf, aber etwas im Beitrag weiter unten mit der Bindungstheorie hat mich stutzig gemacht: "Viele Eltern haben noch längst überholte und widerlegte Glaubenssätze a la "Hör auf deine Intuition, Eltern wissen schon was gut ist für ihr Kind". Es ist nachgewiesen, dass wir Menschen als einziges Säugetier keine Intuition in Bezug auf Verhaltensweisen in der Erziehung haben." Hat da jemand die Quelle? Ich kann mir das iwie nicht vorstellen. Mir haben schon Mütter erzählt, dass sie Schlafprogramme durchgezogen haben und alle mit dem Satz "das tut zwar am Anfang weh, aber ist ja für nen guten Zweck". Also sie handeln in meinen Augen gegen ihre Intuition zum Kind zu gehen. Und bedeutet es dann unsere Erziehung ist angelernt? Wenn ja, dann würde ich ja vermuten, man erzieht wie seine Kernfamilie und da kenne ich echt nur die wenigsten die heute noch an den schlaflernprogrammen festhalten. Ich finde, wir haben eine Intuition. Was sagt ihr? Liebe Grüße


misssilence

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Antwort auf Beitrag von MamaTeaRex

Es gibt keine Intuition. Das ist auch an Primaten nachgewiesen. Es wurden zB isoliert aufgezogene Schimpansen befruchtet. Als sie dann das Kind bekamen wussten sie nicht, wie man es hält, füttert oder pflegt. Die Babys wären verhungert. Hat man dann die Affenmutter zB am Fenster menschliche Mütter beobachten lassen, wie sie mit ihrem Baby umgehen und es stillen, lernten sie es auch. Ergo: nix mit Instinkt, alles angelernt. In dieser Art gibt es natürlich keine Experimente mit Menschen, aber in kleinem Rahmen schon. Es gibt unzählige Bindungsforscher. Der erste und Begründer war John Bowlby (1940er !! Jahre). Du darfst bei deiner Argumentation nicht vergessen, dass Intuition nicht *nur* eigene Kindheitserfahrung ist. Sie speist sich aus all deinen Erfahrungen. Hier schnappst du was auf, da bist du in einer liebevollen Partnerschaft - all das vermengt sich zu diesem ominösen Bauchgefühl. Aber gerade im Umgang mit den eigenen Kindern schwappen in besonderem Maße die Erfahrungen der eigenen Kindheit hoch - sie werden getriggert und viele verfallen zumindest zum Teil in alte Muster (zB Strafen einsetzen, wie die stille Treppe). Quellen. Puh. Ich habe dieses Wissen aus sehr vielen verschiedenen Büchern und Artikeln zu dem Thema, bei denen ich deren wissenschaftliche Vaildität zumindest stichprobenartig überprüft habe. Vielleicht gucke ich gleich mal, ob ich Quellen finde.


MamaTeaRex

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Antwort auf Beitrag von misssilence

Stimmt, ja. Ich kenn dir Studio sogar. Iwie hab ich den Satz wahrscheinlich falsch aufgefasst. Vielen Dank!!


Fleurdelys

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Antwort auf Beitrag von MamaTeaRex

Vielleicht dieser Artikel als erster Anlaufpunkt: https://www.kidecology.com/maternal-instinct-myth.html Zitat daraus: “What does exist is a caregiving drive, or, as scientists call it, “parental care motivational system”. Neuroscience has shown that seeing babies’ faces and hearing babies cry activates two powerful desires in human adults: A desire to nurture which makes us tender, empathetic, selfless, and caring; A desire to protect which makes us alert, extra careful, and risk averse. Together, these form the caregiving drive. Caregiving drive is universal: it is present regardless of a parent’s gender, sexual orientation, or age. It is activated in both mothers and fathers.(1-7) What is more, adults who are not parents show similar brain activation patterns in response to babies. We are all made to care.“ Was genau zu tun ist, um für das Baby zu sorgen, das muss allerdings gelernt werden.


MamaTeaRex

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Antwort auf Beitrag von Fleurdelys

Vielen lieben dank, dass du das so schnell gefunden hast. Ich hab den Satz ganz anders aufgefasst.


Anke768

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Antwort auf Beitrag von MamaTeaRex

Ich glaube Familie ist ein Gefühl. Mischung aus Erfahrung und Erziehung gepaart mit dem Wissen was man sich aneignet. Ich denke schon, dass es Intuition gibt in dem Sinne, dass man ein Gefühl für sein Kind entwickelt. Ich weiß zB schon 3 Tage vorher wenn mein kleiner Großer krank wird, ohne dass es schon Anzeichen gäbe. Ob das jetzt einfach Erfahrung ist sei dahingestellt, ich finde das ist fast eine philosophische Frage. Ich glaube aber definitiv an Dinge zw Himmel und Erde wie zB Intuition. Aber an der Verlorenheit im Wochenbett mit dem ersten Kind merkt man eigentlich dass niemand geborene Mutter ist, das muss alles erlernt werden. Gibt da so jetzt keine definitive Antwort.


MamaTeaRex

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Antwort auf Beitrag von Anke768

Danke, denke du hast ganz gut geschildert was ich meine. Mit dem krankwerden kenne ich zu gut ^^. Mein Mann meint ich beschwöre da was herbei, aber es liegt einfach in der Luft.


Murmel-Mama

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Antwort auf Beitrag von MamaTeaRex

Es gibt sehr wohl eine Intuition. Per Definition ist Intuition "nicht durch Erfahrung oder Überlegung, sondern durch unmittelbares Erfassen des Wesens einer Wirklichkeit gewonnene, der Offenbarung ähnliche Einsicht" (Dorsch-Hogrefe). Innerhalb von Millisekunden greift dein Gehirn auf tausende von Informationen zu, die es in deinem Leben gesammelt hat und führt diese zusammen. Das ist ein Prozess, der unterbewusst abläuft und nicht gesteuert werden kann. Daraus entsteht dann das "Bauchgefühl". Diese Art der Informationsverarbeitung wäre als bewusster Prozess gar nicht möglich. Demnach müsste es auch Intuition im Umgang mit Kindern geben. Was ich komisch finde ist, dass hier von Intuition bei Säugetieren in Hinblick auf Erziehung die Rede ist. Was meinen die denn genau mit Erziehung? Die Erziehungsmuster- und Ansprüche sind bei Menschen ja mittlerweile viel komplexer als bei anderen Säugetieren. Als Welpe wirst du gekniffen oder angeknurrt, wenn du was tust, was nicht sein soll. Das würde man als Mensch ja auch noch hinkriegen, ist ja aber nicht der Anspruch. Sowas wie Schlafenlernen oder wickeln gibts bei den meisten Säugetieren ja gar nicht mehr. Von daher finde ich den Vergleich schwierig.


misssilence

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Antwort auf Beitrag von Murmel-Mama

Da ist bei den meisten wohl die Terminologie nicht ganz korrekt - mich eingeschlossen (Verwechslung Intuition mit Instinkt). Viele denken allerdings, Intuition wäre angeboren und immer richtig - dabei ist es genau das, was du beschreibst: eine Ansammlung von Erfahrungen. Und die Qualität der Intuition hängt somit maßgeblich von der Qualität der eigenen Erfahrungen ab. Siehe unten im Thread zum Bindungstypen. Da postulieren viele Userinnen, dass es immer ausreichend und richtig sei, beim Umgang und in der Erziehung mit Kindern ahf seine Intuition zu hören und wissenschaftliche Erkenntnisse nur Humbug und ganz sicher nicht nötig seien.


Ruto

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Antwort auf Beitrag von MamaTeaRex

Ohne (Fach-)Wissen macht man sehr viel falsch, bestes Beispiel: Ein dauerhaft schreiendes Baby würde man intuitiv schütteln (weshalb man noch vor der Geburt und danach ständig dazu aufgeklärt wird, genau das auf keinen Fall zu tun). Letztlich ist die Intuition eine Sammlung an verschiedenen Erfahrungen und Wissen. Da die Erziehung eines Menschen (dazu des eigenen Kindes!) wohl DIE Aufgabe seines Lebens ist, lohnt es sich doch absolut, möglichst viel Wissen anzueignen (vs "nur aufs Bauch-Gefühl zu hören"). Man fühlt sich sicherer, handelt "intuitiv" richtiger als ohne jedes Fachwissen, da die Intuition mit mehr Gehalt gefüllt ist. Nichts anderes ist Erziehung auch in professioneller Sicht. Ein Erzieher erzieht natürlich auch aus der Situation heraus, aber weil er/sie Mal was dazu gelernt hat, in der Regel "richtiger" (mit mehr fachlichem Hintergrund) als die Mama aus der Krabbelgruppe.


MamaTeaRex

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Antwort auf Beitrag von Ruto

Okay, da muss ich nachhaken. Ich bin total für das vorbereiten auf die Elternschaft und habe selbst mit Sicherheit 20 Bücher dazu gelesen. Heute ist es in den Köpfen der meisten angekommen, dass schreien lassen nicht die Lungen stärkt sondern das kind negativ beeinflussen. Oder das füttern nach Bedarf der weg zum Ziel ist. Aber wie war das denn dann vor 50 Jahren? Wo feste stillzeiten oder Jungs der Mutter wegnehmen der Standard war? Bowlby hat "a two year old goes to hospital" in dem 50er Jahren gedreht. Er ist einer der Bindungsforscher überhaupt. Haben die Eltern damals dann nicht das Bauchgefühl gehabt ihr Kind zu füttern wenn es hungrig ist, oder bei den Söhne zu sein? Ich hab das Buch "artgerecht" von Nicola Schmitt gelesen, sie schreibt ein schreienden Säugling wäre in der wildness sofort beruhigt worden, da er ja sonst wilde Tiere anlocken würde. Oder natürlich schlafen Kinder bei den Eltern, wegen der nestwärme usw. Entschuldige, falls ich das echt blöd frage, mir lässt das keine Ruhe. Liebe Grüße


Ruto

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Antwort auf Beitrag von MamaTeaRex

In den 70er Jahren waren diejenigen Eltern, die in der (Nach-) Kriegszeit geboren wurden. Deren Eltern wiederum wurden mit nationalsozialistischen Idealen groß, deren Hauptaufgabe die Erziehung zum strammen Soldaten war. Grob heruntergebrochen also eine Generation, die geprägt war von Traumatisierungen, im besten Fall fehlender Orientierung. Für Emotionen und Nähe war kein Platz. Trifft natürlich nicht auf jeden einzelnen zu, aber dürfte das allgemeine Gefühl dieser Generation gewesen sein. Und auch hier gilt: Intuition ist das Gesammelte an Erfahrungen.


Berlinka36

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Antwort auf Beitrag von Ruto

Schon rein intuitiv würde ich niemals mein Baby schütteln sondern sanft wiegen. Ich hatte keine Aufklärung darüber im KH. Die Neandertaler hatten auch keine Aufklärung, bei denen geschah alles rein intuitiv. Natürlich gibt es Intuition. Es ist eine Art Vorahnung mit dem Baby umzugehen. Ich muss nicht alles wissen, ich kann nicht alles wissen und wenn ich es nicht weiss handle ich nach meinem besten Willen rein intuitiv. Mein Baby trank den ersten Tag gar nicht, er hat mehrmals erbrochen. Ich war unerfahren und rein intuitiv sorgte ich mit Nachdruck dafür, dass ein Arzt mein Baby anguckte obwohl mir das Pflegepersonal sagte, es ist normal. Es war nicht normal. Es wurde Blut abgenommen und mir gesagt, je nachdem wie das Ergebnis ausfällt, Intensive Station oder es stabilisiert sich. Ich habe rein intuitiv gehandelt...meine Mutrer hatte den Fall , dass meine Schwester sich mit 2 so verschluckt hat, dass sie blau wurde.. meine Mutter hat rein intuitiv gehandelt und ihr das Leben gerettet.Es gibt Erfahrungswerte aber auch Intuition.


misssilence

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Antwort auf Beitrag von Berlinka36

Du stellst deine Anekdoten persönlicher Erfahrungen über den wissenschaftlichen Konsens. Kann man machen, wird dadurch aber nicht richtiger - es bleibt eine wissenschaftlich widerlegte Meinung. Ungefähr genauso valide wie Verschwörungstheoretiker.