Mitglied inaktiv
Vor kurzem haben wir eine neue "Leihoma" bekommen. Die Stadt hat ein Projekt, bei dem sie Familien und Menschen mit Zeit und Liebe zu Kindern zueinander führt. Familien und Ehrenamtliche kommen in etwa einmal die Woche zusammen, was sie machen, können sie selbst entscheiden. Unsere letzte Leihoma wurde leider (für uns) selbst Oma und widmet sich selbstverständlich um ihr eigenes Enkelkind, was ich voll und ganz verstehe.
Nun haben wir nach längerem Warten wieder eine bekommen. Ich war eigentlich guter Dinge, dass das was wird. Doch nun wurde ich bitter enttäuscht. Nicht, dass wir nun doch nicht zueinander gekommen sind, sondern das Wie.
Da die Kinder nachmittags Termine haben und ich nicht gleichzeitig überall sein kann, dachte ich mir, es ist gut, wenn sie zwei von ihnen bei einem Termin abholt, während ich das Dritte zum Turnen bringe und gleichzeitig dort einkaufe. Bis wir zurückkommen, kann sie sich mit den Kindern beschäftigen, wie sie will.
Ich fand die Idee ganz gut, denn ich will ja auch nicht immer kontrollierend über die Schulter schauen und ihr so viel Gestaltungsfreiraum wie möglich geben.
Soweit so gut. Gestern kam dann telefonisch das Aus, weil der Mittlere "ihr nicht gefolgt hat, als sie über die Straße ging". Sie hätte ja schließlich keinen Erziehungsauftrag etc. Was da alles passieren könnte, sie kann sich nicht vorstellen, nochmals so etwas zu machen, sie sei ja ständig in Angst.
O.k., das was mein Sohn gemacht hat, war nicht in Ordnung. Keine Frage. Aber die Dramatisierung, die sie dann vorgenommen hat, hätte sie sich sparen können: Da das Ganze übers JA der Stadt läuft, hat sie gleich dort Kontakt aufgenommen und den "Vorfall" geschildert und dass sie das ja nicht mehr machen könne. Die Vermittlerin hat mich dann auch gleich angerufen und am Abend haben wir fast eine Dreiviertelstunde telefoniert. Ich war echt geschockt, wie mein Sohn von der Leihoma dargestellt wurde bzw. besser gesagt, was ich heraushören konnte. "Hat Ihr Sohn denn die Tendenz, dass er sich in gefährliche Situationen begibt?" (Weil er auch einmal, als ich nicht da war, auf den Küchenschrank stieg und an die Süssi-Vorräte wollte ). Es hat eigentlich nur noch gefehlt, dass das Wort ADHS kam und Ritalin empfohlen wurde... Zwar nicht explizit ausgesprochen, aber unterschwelig hörbar.
Wie gesagt, sein Verhalten war nicht richtig, aber ich glaube nicht, dass man es so hätte dramatisieren müssen.
Meine Tochter, die auch dabei war und die schon zur Schule geht, sagte, es sei nicht knapp gewesen. Ich glaube ihr. Laut Leihoma sei es sehr knapp gewesen. Mich wundert nur, dass sie mir 1. gar nichts gesagt hat, als ich wiederkam und 2. sogar noch beim Abschied vorgeschlagen hat, dass sie mit den Kindern mal ins Kindertheater gehen könnte und 3. ca. 4 Tage gebraucht hat, um das Ereignis zu schildern und gleich die Konsquenz zu ziehen.
Für mich sieht es eher danach aus, dass sie einen feinen Abgang gesucht hat und mein Sohn zum Schuldigen gemacht wird. Denn ich habe die Aufgabe bekommen, mit meinem Sohn daran zu arbeiten (was ich ja sowieso mache) und wenn es nochmals eine Nachfolgerin gäbe, wenn sich überhaupt was findet, man vorher nochmal darüber sprechen muss. Denn dieses Verhalten würde ja auch alle anderen potentiellen Leihomas und -opas in Gefahr bringen, die so eine Verantwortung nicht übernehmen können.
Ich bin sooooooo sauer.
Wie gesagt, ich weiß, dass er nicht richtig gehandelt hat und werde ihn ins Gebet nehmen. Was mich ärgert ist der Rattenschwanz und dass wir deshalb vielleicht niemand mehr bekommen. In meinen Augen muss eine erwachsene Frau in der Lage sein, einen 5 3/4 Jährigen in den Griff zu bekommen. Das hat nichts mit Erziehungsauftrag, den sie von sich wies, zu tun. Mein Sohn wollte wahrscheinlich testen, wie sie reagiert. Ausserdem muss man sich IMMER, wenn man mit Kindern zu tun hat, gewiss sein, dass etwas passieren kann. Kinder sind unberechenbar.
Mich ärgert es vor allem, dass wir in gewisser Weise in Mißkredit geraten sind oder unfähig, die Kinder zu erziehen. Klar, es ist eine Rasselbande und genau deshalb fand ich die Idee mit der Leihoma ja gut.
So, gut ist.
LG
Schlaflos
warum hat sie den Kleinen, auch wenn er der Mittlere ist, ist er noch ein Kleiner im Straßenverkehr denn nicht an die Hand genommen? Irgendwie stößt mir bei der Geschichte auf, wem sie die Schuld gibt, meiner Meinung nach hat sie in dieser Situation schuld. Vielleicht denkt sie Angriff ist die beste Verteidigung (hätte ja auch sein können, dass Deine Kinder Dir das aus ihrer Perspektive berichten) Und bei der JA-Dame musst Du bestimmt anders auftreten, vonwegen Ritalin, es sind Kinder und Kinder in dem Alter folgen nicht immer und überall, die alte Dame hatte zwar keinen Erziehungsauftrag aber doch Verantwortung für ein kleines Kind. Pardon, aber hier ist das Pferd von hinten aufgezäumt
Hallo Feuerpferdchen! Damit keine Mißverständnisse aufkommen: das mit dem Ritalin habe ich herausgehört bzw. das hatte mir noch gefehlt. Die Formulierung "neigt Ihr Sohn dazu, sich in gefährliche Situationen" zu begeben, kommt m. E. ja eindeutig aus dieser Richtung, denn das ist ja ein Kriterium von ADHS, wenn ich's richtig in Erinnerung habe. Das was Du schriebst, hatte ich ihr auch gesagt, hatte aber den Eindruck, nicht richtig angekommen zu sein. Nun überlege ich, ob ich nicht noch einen Brief hinterherschiebe. Und alt war die Leihoma eigentlich nicht, Mitte 60. Danke für die Antwort! LG Schlaflos
Die Sache ist wirklich dumm gelaufen, zumal die Oma gleich das Amt einschaltet, bevor sie mit Dir nach einer Lösung sucht. Aber beim Lesen ist mir der Gedanke gekommen, dass Du die Arme ein wenig zu viel forderst. Mit zwei mir relativ unbekannten kleinen Kindern würde selbst ich nicht irgendwo am Straßenverkehr teilnehmen. Wie Du eben auch schreibst, Kinder sind unberechenbar und wenn ich sie nicht kenne, kann ich nicht mal ansatzweise vorhersehen, wie die ticken. IMHO war die Omma mit der Situation überfordert und daraus würde ich ihr kein Vorwurf machen. Es gibt Menschen, die können Kinder besser händeln als andere, nicht jeder ist in der Lage einen aufgeweckten 5jährigen in Schach zu halten. Gut, dass sie die Notbremse gezogen hat, ein anderes Mal würde es vielleicht tatsächlich schiefgehen. Dumm ist halt nur, wie das Ganze jetzt gelaufen ist und Du bestimmt beim nächsten Mal schon als eine Art Problemfall vermittelt werden wirst. An Deiner Stelle würde ich die Omas sowieso nur in den eigenen vier Wänden einsetzen oder maximal auf den Spielplatz gehen lassen, aber Pflichttermine über sie regeln, strapaziert das ganze ein wenig über. Das läuft doch auf ehrenamtlicher Basis, oder? LG, Doreen
Hallo Sommerkind! (Bei Deinem Nick wird's mir richtig warm ;-)) Es war zwar ein "Pflichttermin", wobei ich die Kinder bereits hingebracht hatte. Auf dem Weg zum Termin der Kleinen habe ich die Leihoma im Auto mitgenommen, habe sie direkt dort abgesetzt. Der Rückweg geht max. 10 Minuten, je nach Lauftempo gehts sogar schneller. Der nächste Spielplatz wäre sogar um ein Vielfaches weiter, zu Fuß fast eine halbe Stunde.... Beim Rückweg ist genau eine Straße zu überqueren, wenn auch gut befahren. Ich will ihr auch nicht die Schuld für Ganze geben, sicherlich nicht. Aber was sie daraus gemacht hat, ist m. E. gänzlich an der Realität vorbei, absolut aufgebauscht. Hätte ihr auch nie alle drei mitgegeben, aber zwei Hände, um die Kinder ggf. an die Hand zu nehmen, hat sie. Für mich wäre es ehrlicher gewesen, sie hätte gesagt, "tut mir leid, aber es wird doch zuviel" oder "ich habe es mir anders vorgestellt mit ihren dreien". So hat sie uns den schwarzen Peter zugeschoben und ist fein aus dem Schneider raus. Vielleicht haben auch noch andere Faktoren ein Rolle gespielt, was weiß ich. Natürlich bin ich auch froh, dass sie die Notbremse gezogen hat, denn ich brauche keine zusätzliche Be- sondern Entlastung. Wenn ich jede der Handlungen meiner Kinder auf die Goldwaage legen muss und weiß, welch kritischen Blick sie ausgesetzt sind, macht das Ganze auch keinen Spass mehr und wird verkrampft. Der Clou war ja beim Vorstellen, als ich sagte, dass ich auch wieder ein paar Stunden arbeite: "Ich bin ja der Meinung, dass eine Mutter bei den Kindern bleiben sollte...". Ich bin geflissentlich darüber hinweg gegangen. Ich denke, da hat einiges mit reingespielt. LG Schlaflos
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