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Demenz- Hypothetische Frage

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Demenz- Hypothetische Frage

Hexenmami79

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Stellt Euch Ihr wärd mindestens Euer halbes Leben aus Überzeugung Vegetarier. Nun kommt Ihr mit Ü80 ind Seniorenheim. Ihr mögt das Essen dort nicht gern und esst nur wenig. Eure Kinder haben angegeben, dass Ihr Vegetarier seid. Pflege hält sich daran. Nur dann verlangt Ihr (Demenzerkrankt) nach Fleisch. Würdet Ihr im jetztigen klaren Zustand möchten, dass Ihr später im dementen Zustand vom Fleisch "ferngehalten" werdet?


glückskinder

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Antwort auf Beitrag von Hexenmami79

Nein, warum auch. Wenn mir im späteren Leben danach wäre, möchte ich es mir nicht jetzt schon perspektivisch verboten haben.


Franke

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Antwort auf Beitrag von Hexenmami79

Du hast auch dann noch das Recht, Deine Meinung zu ändern (was solche Fragen angeht - ein anderes Testament geht dann nicht mehr).


Butterflocke

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Antwort auf Beitrag von Hexenmami79

Wenn ich nicht gerade nach einem Fleischmesser verlange, um mich umzubringen, würde ich wollen, dass meinem Wunsch entsprochen wird. Und wer möchte beurteilen, dass der Fleischwunsch aufgrund einer altersbedingten Verwirrtheit entstand und insofern nicht ernst genommen werden darf/sollte. Als Kind würde ich mir ein solches Urteil nicht anmaßen. Wer weiß, was mich glücklich macht, wenn ich 80 bin. Und wenn ich das Glücksgefühl nach 5 Minuten vergessen habe, hat es sich dennoch gelohnt;-)


Leewja

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Antwort auf Beitrag von Butterflocke

ihre kinder beschimpfen, leute schlagen und anspucken, diverse eklige dinge---vor all dem habe ich mehr angst, als davor eventuell moralisch "abzurutschen" und fleisch zu essen....das ist wohl die geringste sorge eines demenzkranken, denke ich


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Die letzten paar Jahre darf man ruhig nochmal moralisch auf die Kacke hauen! Und mit. Demenz hat das evtl nichts zu tun, weil das langzeitgedächtnis ist ja meist noch erhalten. Also ist es evtl wirklich einfach nur der Geschmack auf Fleisch!


fiammetta

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Antwort auf Beitrag von Hexenmami79

Hi, an einen Demenzkranken kommst Du auf der Vernunftsebene nicht mehr `ran. Wenn der Fleisch will, dann will er Fleisch, Ende. Was früher vielleicht war, wird zunehmend irrelevant. Ich würde das auch nicht sonderlich diskutieren, zumal der Demente extrem sauer werden kann, wenn er nicht bekommt, was er jetzt hier und in diesem Augenblick will. Demente vergessen auch, dass sie gerade so viel verdrückt haben, dass ihnen eigentlich der Magen explodieren müßte, weil Essen für sie auf einer Ebene mit Zuneigung liegt. Wenn jemand richtig dement ist, dann ist der Fleischkonsum das geringste Problem. Dann kannst Du froh sein, wenn derjenige nicht die Nacht zum Tag macht, den Inhalt seiner Windeln zum Bemalen der Rauputzwände benutzt, Dir die Bude wohlgemut abfackelt oder es zumindest versucht, halluziniert, seine Umgebung wüst beschimpft, um sich schlägt und mit Unterstellungen traktiert, um sich anschließend im Garten gnadenlos zu verlaufen und Dinge zu unterschreiben, die er nicht mehr begreift. Brauchst Du noch a bisserle `was? Ich könnte da noch mehr erzählen. LG Fiammetta


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von fiammetta

Ja, ich kenne auch alle Facetten.In der Psychiatrie lässt man es nicht soweit kommen. Aber das würde jetzt eine Diskussion auslösen. Es gibt aber durchaus Demente die angenehm sind, also in Form von sie reden halt Müll, sind aber nicht unzufrieden.


MartaHH

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Antwort auf Beitrag von fiammetta

Fiametta, die von dir beschriebenen Szenarien finden aber zugegebenermaßen in erster Linie _dann _ statt, wenn niemand aus dem Umfeld des Kranken validieren kann. Validation kann die ganzen Auswüchse auf ein Minimum beschränken.


fiammetta

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Antwort auf Beitrag von MartaHH

Hi, der große Unterschied zwischen der Pflege zu Hause und in einem Heim ist, dass Du im Heim als Pfleger nur zu bestimmten Zeiten verfügbar bist, Dir den Job mit anderen teilst, es offenbar (so erzählen es mir die Altenpflegerinnen aus meinem Umfeld) Supervisionseinheiten und stetige Fortbildung gibt, die Pflegekräfte dort nicht die familieninternen Dynamiken am Hals haben und eben Profis sind. Auch die Medikamentengaben sind offenbar andere als daheim, zumal der Ablauf funktionieren muss und das haut nicht hin, wenn nachts die halbe Patientenschaft auf Wanderschaft geht und die Bude umräumt. Sämtliche Altenpflegerinnen, die ich kenne sagen, sie wissen sehr wohl, dass die Situation daheim eine vollkommen andere ist. Fängt schon damit an, dass Du mit einem entmündigten Demenzkranken per Gesetz verpflichtet bist, Dich 24 Stunden am Tag um ihn zu kümmern, d.h. Du mußt bereits jeden Gang zum Supermarkt genau organisieren, damit er ja nicht unbetreut ist. Das bedeutet auch, dass oft die Ärzte nicht begreifen, dass der Demente nachts dermaßen Halligalli macht, dass Du tagsüber nur wie im Nebel existierst, das aber mit entsprechenden Medikamentengaben regulierbar wäre. Nur: Ohne Rezept nix Medikamente. Das Überfallen von Apotheken ist aber auch nicht erlaubt. Tja, und dann tapst Du wieder wie im Tran durch den Tag. Was meinst Du, wie groß dann Deine Empathie noch ist, wenn Du irgendwann jahrelang keine Nacht geschlafen hast? Wer daheim pflegt, der steht im Grunde spätestens jeden zweiten Tag vor einer neuen Überraschung, denn was Demenz wirklich bedeutet, kann man sich nicht vorstellen. Du kannst eigentlich immer nur reagieren, über endlose Jahre hinweg. Wer den Job aber als qualifizierten Beruf erlernt, der weiß, um was es geht, wie er reagieren muss etc. Wobei allerdings die ganzen Fortbildungen nicht notwendig wären, wäre das alles so selbstverständlich. Im Pflegeheim kannst Du ein gewisses Maß an Beschäftigung organisieren, zumal sich der Job auf verschiedene Schultern verteilt. Daheim hast Du zusätzlich Deinen Job, den Haushalt, die Kinder, eine Fortbildungen etc. Du kannst da schon noch jemanden beschäftigen, aber nicht ununterbrochen. Du hast auch nicht unentwegt die Nerven, um unentwegt darüber nachzudenken, wie Du jetzt gerade wieder korrektermaßen reagieren mußt, damit der Demente ganz arg glücklich ist. Das ist er nämlich nicht lange, denn Du vergißt, dass dieser Menschen auch einen eigenen Charakter hat(te) und vielleicht noch irgendwelche psychischen Erkrankungen mitbringt. Selbst die professionellen Pflegerinnen können das nicht unentwegt, sonst bräuchten sie auch keine Supervisionssessions u.ä.. Das schafft man nicht einmal bei den eigenen Kindern, selbst wenn man völlig ausgeruht ist (s. etwa die Hälfte aller RUB-Postings). Heute werden einem Selbsthilfegruppen, Fortbildung für Daheimpflegende, Tagesbetreuungsgruppen etc. sogar hier am Popo der Welt regelrecht nachgeworfen. Zu unserer Zeit - und das ist mitnichten lange her - gab es nichts davon, zumindest nicht um Umkreis von 50km und das ist auf dem Land über Stock und Stein nicht wenig, v.a. wenn Du jede Minute durchorganisieren mußt. Du kannst Dich schon auf einen Dementen zu 100% einlassen, klar. Dann ist er vielleicht, möglicherweise, unter Umständen glücklich. Oder auch nicht - s. Charakter. Es gibt Menschen, die sind sogar noch im Tod miesepetrig oder gar bösartig, da können sie noch so dement werden. Nur: Wenn Du Dich im Heim zu 100% nur dieser Glückseligkeit widmest, dann packst Du nach Deiner Schicht Deine Sachen zusammen, gehst heim und pfeifst Dir ein Liedchen. Hast Du einen Dementen daheim, dann gibst Du Dein Leben auf, denn den hast Du 24 Stunden zu betreuen und mehr hat Dein Tag auch nicht. Der Staat, der Gesetzgeber, die Krankenkassen und der Hausarzt erlauben Dir dann nur eines: Ab und zu im Auto oder auf dem Klo Rotz und Wasser zu heulen und darüber nachzudenken, wie lange Du selbst noch bei aller Selbstaufgabe existieren kannst ohne selbst dabei draufzugehen. Validieren kannst Du, wenn Du Zeit und Muße und die Ausbildung und die Nerven dazu hast. Die hast Du daheim aber nicht immer (auch nicht für Deine Kinder und auch nicht für Deinen Partner und auch nicht im Job) und Du kannst auch nicht jeden Dementen in seinem Verhalten mit den übrigen gleichsetzen. Da gibt es so viele Dynamiken wie Menschen. LG Fiammetta


MartaHH

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Antwort auf Beitrag von fiammetta

aus dem häuslichen Bereich. Aber die AP fragte speziell für die Situation in einer Einrichtung, und aus deiner ersten Anwort war auch nicht klar, dass es sich eher auf den familiären Bereich bezog. Mir ist auch bewusst, dass Validation dort ihre Grenzen hat, wo der Pflegende emotional betroffen ist. Bei meiner Mutter wäre es mir zB auch schwer gefallen! LG, M


MartaHH

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Antwort auf Beitrag von Hexenmami79

Ich habe eine 160-Stunden "Ausbildung" zur Demenzbetreuerin gemacht. Dazu gehörte ein vierwöchiges Praktikum, welches ich in einer Demenzabteilung eines Seniorenheimes gemacht habe. Es waren sehr schöne 4 Wochen, die Arbeit hat mir ausgesprochen gut gefallen und (!) Spaß gemacht. Eines habe ich dabei für mich mitgenommen: was immer dem Menschen in dieser Situation gefällt, für Wohlbehagen sorgt und sein Leben erleichtert - ist gut. Und so haben wir uns auch verhalten. D.h., es gab z B. auch Bier! Ein Glas Bier am Abend für Demenzkranke (das ist bei Korsakow-Dementen anders , aber die gab es dort nicht) schadet nicht, wenn jemand 90 und dement ist. Wenn jemand dement ist und noch nicht in Phase 4 angekommen, wird er in aller Regel weiterhin kein Fleisch essen. Es gab bei uns jeden Mittag ein fleischloses Gericht zur Auswahl. Wenn jemand allerdings Lust auf Fleisch hätte, würde ich es ihm geben. Sollte ich selbst als Demenzkranke in die Lage kommen, möchte ich auch, dass sich nach meinen aktuellen Wünschen gerichtet wird. Ich würde in meiner Biographie wohl angeben, was ich mag und bevorzuge - aber da man ja auch angeben sollte, was man in jungen Jahren besonders liebte, wäre das bei mir, um beim Beispiel zu bleiben, durchaus auch mal bestimmte Fleischgerichte. Wenn jemand dement ist, bleibt nicht wichtig, was er im Alter von beispielsweise 30 bis 60 mochte. Wesentlich wichtiger ist, was seine Lieblingsgerichte als Kind waren und seine Lieblingshits, als er in die Pubertät kam.... Ich würde mich in dem Beruf übrigens nicht als Moralhüter sehen, sondern als Unterstützung, um so ein weitestgehend angenehmes Leben trotz der Einschränkungen zu ermöglichen. Als Erzieherin sehe ich mich auch eher als Unterstützung und gebe Hilfestellung.


iriselle

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Antwort auf Beitrag von Hexenmami79

ich arbeite in der altenpflege . wenn bei uns ein demenz-erkrankter vegetarier fleisch essen möchte, dann kriegt er es auch. genauso würde ich es für mich wollen- das meine wünsche so weit möglich- erfüllt werden. denn das wichtigste für diese menschen sind wohlfühlmomente. vg,iris


FrauKrause

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Antwort auf Beitrag von iriselle

im Vergleich zu anderen in der Situation auftretenden (!) dermaßen unwichtigen und zu allem Überfluss noch hypothetischen Fragen aus???? Langeweile????? Frage an Fiammetta: Wenn jede Minute durchorganisiert werden muss im Zusammenleben mit einem dementen Familienangehörigen: Was tut man in den vielen Minuten der täglichen Arbeitsabwesenheit? Frage 2 an Fiammetta: WARUM tut man sich dergleichen überhaupt an??? Ich würde und könnte es nicht aushalten. Also, was treibt einen dazu??? Es ist reines Interesse! LG fk


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von FrauKrause

Wenn es die eigene Mutter / Vater ist, ist es fast verständlich! Allerdings würde ich jeden davon abraten einen dementen angehörigen dauerhaft zu pflegen. Man will den Menschen so aus dem Leben gehen lassen, wie man ihn schätzt. Daher sag ich in dem Fall auch ganz klar "Outsourcen". Sonst läuft man Gefahr diesen eigentlich geliebten Menschen zu hassen. Das ist für beide Parteien unerträglich.


Holzkohle

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ach, soll ers doch probieren!!! Wenn er danach VERLANGT, würde ich weder als entfernte noch als nahe Angehörige mich dagegen wehren! Der Mann ist KRANK und vielleicht lebt er nimmer lange, warum soll man ihm nicht einfach einen so stinknormalen kleinen Wunsch erfüllen? Vielleicht schmeckts ihm gar nicht oder ihm fällt beim Essen wieder ein, dass er gar kein Fleisch isst.