Frage: Geburt Folgen

Liebe Kathrin, als Kinderkrankenschwester hast du sicher oft mit viel schwerwiegenderen Situationen zu tun. Trotzdem möchte ich gerne deine Meinung zu unserer Situation. Meine Tochter wurde mit sehr schlechtem ctg und völlig übersäuert geboren (6, 9 ph). Sie brauchte Hilfe beim atmen und hat eine Woche in der Klinik verbracht. Leider ohne mich. Ich beschäftige mich sehr stark damit, ob und wie viel sie davon noch in sich trägt. Sie hat in dieser Zeit doch sehr viel unangenehmes erleben müssen an Behandlungen und unangenehmer Umgebung. In der Klinik hatten die Babys Vierbettzimmer. Dort war nie Ruhe. Immer Alarm, Besuch und Hektik. Sie hat pausenlos irgendwelche Spritzen, Zugänge und Magensonden bekommen. MManchmal wurde sie 4 mal pro Stunde aus dem Schlaf gerissen und eigentlich hat jeder Kontakt mit einem Menschen bedeutet, dass man ihr weh tut. Leider hatte ich die ersten Wochen Zuhause auch wirklich Probleme damit, dass Mutter sein zu lernen. Irgendwie habe ich einfach das Gefühl, dass sie eine beschisse erste Zeit hatte. Meine Frage ist, gibt es außer viel Nähe irgendwas, was Kinder mit so einer Vorerfahrung besonders brauchen? Kann ich irgendwas für sie tun? Wie stark bleibt die unbewusste Erinnerung bei sowas? Vielen Dank Kiara

Mitglied inaktiv - 29.01.2019, 23:08



Antwort auf: Geburt Folgen

Liebe Kiara Der Beginn Ihrer gemeinsamen Zeit war ein anderer, als den man sich im Vorfeld ausmalt und sich wünscht und selbstverständlich wäre. Ich kann Ihre Gedanken, Ihren Herzschmerz und den Wunsch das erlebte, so gut wie möglich zu begleiten, sehr gut verstehen! Ihre Tochter hat Dinge erlebt, die weder natürlich noch angenehm waren. Und Sie als Mutter sind sich dieser Prägung bewusst. Diese Voraussetzung ist eine sehr gute Basis, um das erlebte zu begleiten und in eine gut verarbeitete Vergessenheit begeben zu können. Was kann man tun? - ja, tragen Sie Ihre kleine viel - geben Sie Ihrer Tochter harmonische Impulse körperlicher Berührung z.B. durch eine Babymassage. Vermeiden Sie jedoch zunächst die klassische- die recht deutliche Griffe aufweist- sondern eine streichelnde; die sog. Schmetterlingsmassage. Oder berühren Sie Ihre Tochter ganz so, wie Sie es erspüren. - baden Sie mit Ihrer Tochter. Genießen Sie beide diese Zeit in der Wanne; Haut auf Haut. - versuchen Sie Ihrer Tochter Stabilität zu geben, indem Sie sie anderen Menschen, die keinen engen Bezug zu Ihnen haben, auf den Arm zu geben o.ä. - gönnen Sie sich den Rückzug daheim; ohne Kurse o.ä.. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihre Tochter, Sie oder Sie beide das erlebte noch einmal aufarbeiten möchten, so wenden Sie sich an den psychologischen Dienst der Kinderklinik. Hier kann Ihnen ganz sicher eine Kontaktadresse genannt werden, die Ihnen weiterhelfen wird. Das muss nicht jetzt sein. Sollten Sie irgendwann bei Ihrer Tochter Merkmale beobachten, die auf Schlüsselsituationen Ihres Lebensstartes hinweisen könnten, dann kann es immer noch geschehen. Was immer gut und wohltuend ist, ist ein Besuch bei einer Kinesiologin, die in der Lage ist zu prüfen, wie es Ihrer kleinen geht und Ängste lösen kann. Körperliche Blockaden kann ein Osteopath prüfen und beheben. Beide therapeutischen Begleitungen halte ich für sinnvoll. Sie spüren es, ob eine weitere Begleitung notwendig ist. Erst einmal sind Sie die wichtigste :)). Ich wünsche Ihnen einen ganz schönen neuen gemeinsamen Anfang zu Hause

von Katrin Simon am 02.02.2019