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Geschrieben von Elisabeth mit Fumi & Temi am 21.10.2005, 11:35 Uhr

Da fällt mir ein....

....was ich in Nigeria gesehen habe.

Dort wird am Straßenrand "Bushmeat" verkauft. Das ist kein bestimmtes Tier, sondern alles, was so wild im Busch herumkreucht und -fleucht, eventuell vergleichbar unserem "Wild". Öfter Affen, aber auch so kleine Tiere, die wie Eichhörnchen oder Marder aussehen (fragt mich nicht nach der biologisch korrekten Bezeichnung).

Normalerweise werden die Tiere im Wald gejagt, und das, was der Jäger nicht zum Decken seines eigenen Nahrungsbedarfes braucht, wird halt am Straßenrand verkauft.

Hin und wieder findet ein Nigerianer auch ein totgefahrenes Tier. Das weidet er dann aus und stellt sich an den Straßenrand, um es als "Bushmeat" zu verkaufen - sonst wäre es ja Verschwendung.

Ich finde die Einstellung an sich nachvollziehbar und auch richtig. Nigeria ist relativ arm eiweißreicher pflanzlicher Nahrung, dort ist man auf Fleisch als Lieferant von Eiweiß angewiesen. Trotzdem bin ich dort immer "Vegetarier". (Was den Onkel meines Ex regelmäßig zur Weißglut trieb. Einmal wollte er mir einreden, daß Schnecken vegetarisch seien, schließlich äßen sie nur Salat. Er fand es unhöflich, daß ich die speziell zur Feier des Tages angerichteten Schnecken ablehnte. Trotzdem - wahrscheinlich hätte er es noch unhöflicher gefunden, wenn ich ihm den Tisch vollgekotzt hätte.)

Ich war ja zwei Jahre in Singapur, wo die Leute auch alles Mögliche essen. Ich empfand die Nahrungsgewohnheiten der Chinesen dort als sehr respektvoll. Während wir das halbe Huhn als "ungenießbar" in den Müll werfen, essen die wirklich so gut wie alle Teile vom Huhn auf. Insofern "ernährt" ein totes Huhn dort im Regelfall mehr Menschen, als bei uns.

Bei meinen Reisen durch Asien bin ich auf sehr unterschiedliche Eßgewohnheiten gestoßen. Tatsache ist, daß die Eßgewohnheiten einer Kultur sehr stark von den Möglichkeiten der Umgebung abhängen. In Nordindien, wo es ein vergleichsweise üppiges Angebot an pflanzlicher eiweißreicher Nahrung gibt, findet man auch sehr viele Vegetarier. Linsen und Soja sind pflanzliche Eiweißlieferanten - und sind fester Bestandteil der indischen Küche. Ein vergleichbares Angebot findet man in vielen Gegenden Chinas nicht, daher ist man dort auf Fleisch angewiesen. Schweine sind vergleichsweise teuer, also ißt man Geflügel und "Kleintiere", zu denen auch Hunde und Katzen, aber auch Schlangen, Echsen und Insekten gehören. Insekten sind übrigens sehr eiweißreich und daher äußerst "ergiebig". Wenn man Fleisch ausschlielich nach ökonomischen Gesichtspunkten essen würde, müßte man unbedingt Insekten essen: Insekten brauchen wenig Platz und Nahrung, um vergleichsweise viel Eiweiß und Nährstoffe zu liefern. In Europa hatten wir das aber fast nie nötig, weil wir hier über genug leichter zu "gewinnendes" Fleisch verfügen.

Wir sollten uns nicht über andere erheben. Es geht uns gut, zu gut, und es steht uns kein Urteil über Menschen zu, denen es nicht so gut geht. Der Mensch hat sich im Laufe der Jahrtausende an die jeweilige Umgebung optimal angepaßt - der Grund, warum wir immer noch nicht ausgestorben sind. Wenn wir von uns ausgehen, tun wir den Menschen Unrecht, die unter anderen - fast immer schwereren - Bedingungen leben.

 
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