Hallo,
mein Sohn ist nun 6 Wochen alt und ich habe die Befürchtung, dass ich ihn leider nicht mehr lange stillen kann.
Wir hatten von Anfang an das Problem, dass mein Sohn beim Stillen ständig eingeschlafen ist, zuerst nahm er ab, dann wieder zu, doch dann als wir Zuhause waren, hat er wieder abgenommen und meine Hebamme meinte ich soll ihm alle 4 Stunden 40 ml zufüttern. Danach hat er wieder zugenommen. Danach sind wir auf 4 x 30 ml gekommen und er nahm auch hier zu, deswegen sollten wir es jetzt mit 2 x 30 ml probieren. Beim ersten Mal nach drei Tagen hat er dann 80 g weniger. Gestern habe ich ihm aber insgesamt 110 ml gegeben, weil er so geschrien hat. Wir wollten spazieren gehen, aber das war nicht möglich, denn obwohl ich ihn vorher 20 Minuten an der Brust hatte,hatte der kleine Mann Hunger und lies sich im Kinderwagen nicht beruhigen. Mein Kind will ständig an die Brust, das war schon von Anfang an so, er ist noch nie von alleine eingeschlafen, sondern nur an der Brust. Die Nächte sind grauenvoll. Heute wollte er schon ab 23 Uhr 15 ständig dran, alle 15 Minuten bin ich aufgewacht, weil er die Brust wollte. Mir scheint als hätte ich nicht genug Milch und er deswegen nach kurzer Zeit einschläft. Ich habe Angst rauszugehen, weil ich nicht weiß für wie lange das jetzt reicht was er getrunken hat. Schon das Stillen bei meiner Tochter hat nicht geklappt, ob das an dem verkürztem Zungenbändchen, oder doch an mir lag, kann mir keine sagen. Ich würde ja so gerne vollstillen, aber langsam geben ich die Hoffnung auf. Wenn es mal vorkommt, dass ich z.B eine 2 stündige Pause zwischen dem Stillen hatte. Höre ich nur in den ersten 30 Sekunden richtiges Schlucken, dan weiß ich er trinkt und hat genug Milch, danach höreich gar kein Schlucken mehr, obwohl er ja schön saugt. Ich will die Zeit mit meinem Kind genießen, aber so kann ich das nicht.
von
2010Julia
am 19.04.2013, 10:27
Antwort auf:
Zweifle daran, ob ich genug Milch habe
Liebe 2010Julia,
die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
Dein Sohn ist im klassischen Alter für einen Wachstumsschub. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Du hast dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf deines Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, umso mehr Milch wird gebildet.
Wird in dieser Situation zugefüttert, so kann das zu einem ungewollt frühen Abstillen führen. Da Du ja bereits zusätzliche Nahrung gibst, sollte diese nur langsam wieder reduziert werden. Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Hab ein wenig Mut und Geduld und Du wirst sehen, dass auch ihr beide wieder zum vollen Stillen kommen könnt.
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen.
Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys.
Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Nach ein paar Tagen müssten auf diese Weise sowohl deine Milchmenge als auch dein Baby zunehmen. Wenn nicht, melde dich nochmals.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 19.04.2013