Hallo,
ich habe unten den Beitrag zum nächtlichen Stillen gelesen. Jetzt habe ich auch eine Frage dazu:
Mein Sohn ist jetzt 10 Monate alt. Er bekommt tags 3 Breimahlzeiten, wird morgens und nachts gestillt.
Wir waren eigentlich nachts bei 4 Stunden Abständen, jetzt (er war krank) sind es wieder nur 2.
Ich bin einfach nicht sicher, wie ich damit umgehen soll. Soll ich dem Bedürfnis immer nachkommen?
Ich habe oft das Gefühl,dass es nur die "Gewohnheit" und die Suche nach Geborgenheit ist.
Heute nacht habe ich wieder 1 1/2 Stunden gebraucht, um ihn ohne Stillen zum Schlafen zu bringen.
Dann hat er aber längere Zeit geschlafen. Würde er nicht sehr schnell wieder aufwachen, wenn er wirklich Hunger oder Durst hätte?
Ich würde halt gerne die Abstände immer weiter rauszögern, weil ich nachts abstillen möchte, sobald er ein Jahr alt ist. Ich fände es sehr hart, wenn ich ihn dann von "null auf hundert" alles wegnehmen würde.
Was empfehlen Sie in diesen Fällen?
Achso, momentan trinkt er tagsüber fast gar nichts, ich biete ihm immer stark verdünnten Apfelsaft an (Tee und Wasser wird gar nicht angenommen).
Viele Grüße,
Andrea
Mitglied inaktiv - 18.12.2008, 16:48
Antwort auf:
nächtliches Stillen
Liebe Andrea,
es ist abgesehen von der Anwendung der sehr umstrittenen und von Stillexperten einhellig abgelehnten Schlaftrainingsprogrammen nicht möglich ein Kind an das Durchschlafen zu gewöhnen, ehe es nicht von selbst dazu reif ist. Es ist ja auch nicht möglich ein Kind an das freie Laufen oder das Sprechen zu gewöhnen. All diese Fähigkeiten entwickelt jedes Kind dann, wenn der für das jeweilige Kind richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen.
In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem "modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus.
Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht eben so wichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade in diesem Alter gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist.
Nun zum Trinken, Geduld heißt auch hier das Zauberwort.
Lassen Sie Ihr Kind mit dem (leeren) Becher spielen, setzen Sie auf seinen Nachahmungstrieb und versuchen Sie es nicht mit Druck.
Wie viel Flüssigkeit ein Baby zusätzlich zur Beikost braucht, hängt davon ab, wie viel Beikost es isst, wie warm es ist, wie aktiv das Kind ist und einigem anderen mehr. Ein Kind, dass noch viel breiartige Kost isst, bekommt zudem über die Nahrung relativ viel Flüssigkeit.
Bieten Sie Ihrem Kind zur Beikost immer Wasser an, dann hat es die Möglichkeit zu trinken, wenn es durstig ist. Wasser ist das optimale Getränk, sowohl für Kinder wie für Erwachsene, Saft oder Tee ist nicht notwendig. Solange der Urin des Babys hell, fast farblos aussieht und nicht unangenehm riecht, bekommt es in der Regel genügend Flüssigkeit.
Haben Sie Geduld, Ihr Baby wird das Trinken schon lernen und akzeptieren und sollten Sie den Eindruck haben, dass die Trinkmenge deutlich zu gering ist und Ihr Kind dennoch nicht mehr trinken will, dann machen Sie aus dem Gemüsebrei einfach Gemüsesuppe.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 18.12.2008
Antwort auf:
nächtliches Stillen
Liebe Biggi,
danke für die Antwort.
Mir geht es jedoch eigentlich nur darum, ob man die Stillabstände in diesem Alter rauszögern soll, so dass man z. B. nicht mehr alles 2 Stunden stillt.
Oder gibt sich das irgendwann von alleine?
Ich habe meinem Kind noch nie etwas verweigert. Schon gar nicht das Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit. Egal wann, wenn er weint, nehme ich ihn auf den Arm und wiege ihn. Frage ist halt nur, ob ich immer gleich zwangsläufig stillen muss oder ob es auch "nur" mit Nähe geht.
Viele Grüße,
Andrea
Mitglied inaktiv - 19.12.2008, 10:30
Antwort auf:
nächtliches Stillen
Liebe Andrea,
wenn ein Baby noch ganz klein ist, sollte man im Regelfall die Stillabstände NICHT hinauszögern. Ein Neugeborenes weiß, was es braucht und als Mutter kannst du dich ganz darauf einlassen, ohne Furcht, dadurch etwas falsch zu machen.
Wird das Kind älter, dann ist es durchaus angebracht, nicht immer gleich mit der Brust zu antworten, wenn das Baby unleidig ist. Natürlich KANN Mutter es tun, und oft bringen ein paar Schluck aus der Brust gleich Ruhe und frische Energie, darum ist es nicht falsch, das Baby zu stillen, wenn es trinken MÖCHTE.
Doch nicht immer MÖCHTE das Baby tatsächlich gestillt werden, wenn es "quakt". Durchaus braucht es auch die Möglichkeit, sich auszudrücken, und Unmut, Langeweile, Schmerzen, Müdigkeit oder ähnlich negative Empfindungen werden eben übers Weinen oder Quengeln ausgedrückt. In diesen Fällen ist es gut, wenn die Mutter eben das bietet, was das Kind TATSÄCHLICH braucht: Aufmerksamkeit oder Ablenkung durch ein Spiel, Trost bei Schmerzen, Ruhe und sanftes Begleiten bei Müdigkeit, zum Beispiel.
In der Regel wird dein Kind ganz klar zeigen, was es braucht, und als aufmerksame Mutter wirst du auch wissen, was du ihm gibst. Wenn "nur Nähe" deinem Sohnemann reicht, dann ist es doch gut so!
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 19.12.2008