Lieber Herr Dr. Paulus,
kurz zu meiner Vorgeschichte: ich bin 36 Jahre alt und war 2011 + 2013 wegen Angststörung/depressiver Episode in Behandlung:
beide Male ca 7 Monate (inkl. langsamem Ausschleichen) medikamentöse Behandlung mit Citalopram 20 mg/Tag, das sehr gut wirkte.
Nun bin ich schwanger (heute bei 10+5) und fürchte, dass ich wieder medikamentöse Behandlung brauche. Leider kennt sich mein Neurologe auf dem Gebiet "Antidepressiva in der Schwangerschaft" nicht aus:
- Kann ich das Citalopram in der Schwangerschaft wieder einnehmen?
- Falls ja, müssen es 20 mg sein oder sind 10 mg vielleicht auch ausreichend?
- Sollte ich mit dem Beginn der Einnahme zur Sicherheit bis zum Ende der 12. Woche warten?
Danke und Gruß,
daro
von
daro
am 25.07.2014, 07:30
Antwort auf:
Citalopram ab wann?
Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (Citalopram, Sertralin etc.) in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet.
In diesem Kollektiv sind 2.701 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Citalopram enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,4% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007).
Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden.
Bei Bedarf wäre die Fortsetzung der Medikation mit Citalopram in der Schwangerschaft durchaus vertretbar. Die Behandlung sollte – wenn möglich – in der Schwangerschaft in moderater Dosis (z. B. 10 - 20 mg pro Tag), um kindliche Anpassungsstörungen nach Geburt zu vermeiden. Das Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels muss nicht abgewartet werden, wenn aufgrund der Beschwerden eine antidepressive Therapie erforderlich ist.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 29.07.2014