Hallo ,
Ich habe vor 6 Wochen mein 3. Kind entbunden . Er wird vollgestillt.
Habe während der schwangerschaft Citalopram genommen , 20 mg pro Tag .
In der stillzeit soll ich alles so beibehalten.
Mir geht's soweit gut , ich habe nur seit ca. 14 Tagen vermehrt Herzstolpern , morgends leichter Schwindel ...
EKG und Blut sind erstmal in Ordnung.
Das Herzstolpern ist sehr beängstigend.
Meine psychaterin sagt ,dass jetzt alles auf null ist und sich das Medikament wieder neu ordnet ... kann das sein , nach so langer Einnahme ?
Ist die Einnahme für mich und mein Kind immer noch vertretbar ? Nehmen die Nebenwirkungen wieder ab ?
Vielen Dank im voraus.
von
Wir2015
am 29.01.2021, 18:21
Antwort auf:
Citalopram
In einer Studie zu Citalopram in der Stillzeit an 3 Patientinnen wird ein Milch/Serum-Verhältnis von 1,16 bis 1,88 angegeben (Spigset et al 1997). Demnach würde ein Säugling über die Muttermilch 4,3 µg/kg/d aufnehmen, was gewichtsadaptiert 0,7% bis 5,9% einer Erwachsenendosis entspricht.
In einem anderen Fall ergab sich ein Milch/Plasma-Quotient von ca. 3 für Citalopram und Desmethylcitalopram (Jensen et al 1997). Spitzenkonzentrationen fanden sich in der Muttermilch 3 bis 9 Stunden nach der Medikamenteneinnahme. Damit erreichte der Säugling ca. 5% der mütterlichen Dosis sowie ca. 1/15 des mütterlichen Serumspiegels. Er wies keine Störungen auf.
In einer weiteren Untersuchung an 7 Säuglingen wurde ein Übergang von Citalopram und seinen Hauptmetaboliten in einer Größenordnung von 4,4% bis 5,1% registriert (Rampono et al 2000). Dabei fanden sich bei den meisten Säuglingen keine messbaren Serumspiegel. Auffälligkeiten zeigten sich weder in der körperlichen Entwicklung noch im Verhalten der Säuglinge.
Eine Kasuistik berichtet von einem Säugling mit Schlafstörungen, dessen Mutter täglich 40 mg Citalopram einnahm. Der Serumspiegel des Säuglings betrug mit 12,7 ng/ml ca. 1/6 des mütterlichen Spiegels. Der kindliche Schlaf normalisierte sich nach Halbierung der mütterlichen Dosis und Ersatz von zwei Stillmahlzeiten durch Flaschennahrung (Schmidt et al 2000).
Grundsätzlich wäre Stillen unter einer Tagesdosis von 20 mg durchaus vertretbar.
Erstaunlich ist allerdings, dass Sie das Präparat über Monate gut vertragen haben, aber jetzt Arrhythmien und Schwindel auftreten. Das könnte evtl. auch auf andere Ursachen zurückzuführen sein.
Noch geringer wäre der Übergang auf den Säugling unter den verwandten Antidepressiva Sertralin oder Paroxetin.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 30.01.2021