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Bilder aus dem Kopf bekommen

Thema: Bilder aus dem Kopf bekommen

Hallo zusammen, ich bin gerade fix und fertig. Mein Kleiner wäre mir vorhin fast vor ein Auto gerannt. Ich habe ihn gerade noch so zurückhalten können. Es ging hier wirklich um Sekunden und Zentimeter. Er wollte fangen spielen, bzw. findet es momentan lustig, wegzurennen. Heute ist auch noch sein 2. Geburtstag. Ich bekomme diese Bilder und Gedanken an dieses Horrorszenario nicht aus dem Kopf. Ich weiss, dass ich froh sein soll, dass nix passiert ist. Das bin ich logischerweise auch, aber es kommt immer wieder hoch und ich könnte wieder losheulen. Habt Ihr einen Tipp, wie man seinen Kopf von diesen Gedanken befreit? Danke Euch! LG

von tajulein am 21.02.2018, 20:43



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Lass es raus, heule. Das befreit. Und, wenn du an Gott glaubst, danke ihm. Meine große hat sich auch einmal losgerissen und wäre fast auf die Straße, ich könnte auch jetzt sofort los heulen wenn ich dran denke. Für mich sind solche Situationen immer Warnschüsse, ich passe danach dann doppelt und dreifach auf. (Was nicht heißen soll dass du nicht aufgepasst hast!) Und weil ich durch dich dran erinnert wurde, zünde ich morgen eine kerze in der Kirche an.

von Lovie am 21.02.2018, 21:05



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Ohje, du Arme! Ich denke, da gibt es keine Tipps. Es wird wohl einfach eine Zeit dauern bis du nicht mehr ständig daran denkst und du wirst in nächster Zeit noch vorsichtiger bei allem sein. Sag dir einfach immer wieder, dass ja alles nochmal gut gegangen ist. übrigens Herzlichen Glückwunsch dem kleinen Mann.

von Tess91 am 21.02.2018, 21:11



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Wir haben den Anspruch an uns, immer perfekt zu sein und unsere Kinder vor allem zu beschützen. Es gibt Dinge, die nicht passieren dürfen, aber trotzdem passieren, weil wir Menschen sind. Mein Mann und ich haben unseren damals 5-jährigen Sohn, der sicher auf dem Rad war, einen breiten Waldweg abwärts fahren lassen. Weg breit und von den Bäumen weit genug weg. Unser Sohn rutscht von den Pedalen ab, kann nicht mehr bremsen und rast in einem Irrsinns Tempo den Berg runter stürzt und saust unter einem Weidezaun durch. Ich bekomme immer noch Angstzustände, wenn ich mir ausmale, er wäre mit dem Kopf am Draht hängen geblieben. Es hat lange gedauert, das zu verarbeiten und mir meine Fehlentscheidung zu verzeihen. Heute bin ich allen Schutzengeln dankbar, dass nichts passiert ist.

von Zwerg1511 am 22.02.2018, 08:22



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Da bist du nicht alleine. Als wir an der Haltestelle gewartet haben ist meine Tochter spontan auf die Gleise Richtung Verkehr gerannt, ich dachte wenn ich jetzt hinterher renne wird sie vielleicht noch mehr wegrennen ich habe geschrien paar Schritte gelaufen. Gottseidank ist sie dann wieder zurück. Einmal an der Ampel ist sie auch plötzlich auf die Straße bei Rot da habe ich auch rechtzeitig reagiert. In dem Moment ist man total schockiert ich habe damals wie du wahrscheinlich auch mit ihr darüber geredet.

von Nevin0821 am 21.02.2018, 21:30



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Danke Euch! Ja, ich habe es ihm erklärt , bzw. auch geschimpft. soweit versteht ein Zweijähruger das halt auch noch nicht wirklich. bzw. kommt da keine Reaktion. obwohl ich schon dad Gefühl hatte, dass er gemerkt hat, dass das jetzt gar nicht gut war. Später habe ich nur geflennt und bin wie ferngesteuert durch den Tag gelaufen. Ich danke allem Überirdischem und sämtlichen Schutzengeln die wir so haben, es ist jetzt auch gerade wieder besser. aber ich weiss, dass mich das nun bestimmt nächtelang verfolgen wird. Das macht mich jetzt schon irre. Ich bin so emotional, was solche Dinge angeht. Wenn man drüber mit anderen spricht, ist es schon wieder "halb so schlimm", aber sobald ich alleine bin und zur Ruhe komme, schießt es mir in den Kopf! :-( und das kann und möchte ich so nicht mehr haben.

von tajulein am 21.02.2018, 22:24



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Ich kann das sehr gut verstehen. Als mein Sohn 1 1/2 war ist er mir auch mal auf die Straße gelaufen. Wir sind gerade zur Tür raus, ich musste zu meiner nächsten Fahrstunde und wollte ihn solange bei meiner Mutter lassen. Ich hab mich nur kurz zur Tür gedreht um abzuschließen, da rannte er los. Unglücklicherweise kam grade ein Auto. Ich bin direkt los gerannt und hab ihn mitten auf der Straße am Kragen erwischt und im hohen Bogen hoch "geworfen". Das Auto hat mich dann erwischt. Aber im Fall habe ich meinen Sohn dann vernünftig zu fassen bekommen und konnte ihn mit meinem Körper "einkugeln". So ist ihm immerhin nichts passiert und ich hatte auch nur ein paar blaue Flecken. Hinterher habe ich mit ihm am Straßenrand min eine halbe Stunde auf dem Boden gesessen und hab geheult. Leider hat es lange gedauert bis ich damit zurecht kam. Aber irgendwann war es soweit. Das macht halt einfach die Zeit....

von mausebär2011 am 22.02.2018, 04:45



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Oh je, das darf man sicher unter "traumatischer Erfahrung" verbuchen. Da ja zum Glück nichts passiert ist, wirst du es wahrscheinlich mit ein bisschen Zeit auch ohne therapeutische Hilfe überwinden können. Es gibt viel Literatur zum Thema Traumabewältigung, auch mit Übungen, die einem helfen können. Einfach mal schauen, ob du da was findest, was dich vom Typ her anspricht. Alles Gute!

von schneeziege08 am 22.02.2018, 09:59



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Ich hatte auch ein paar solcher Momente mit meinen Kindern. Einmal waren wir bei meiner (noch kinderlosen) Schwester zu Besuch. Sie wohnte damals im fünften Stock und hatte große Fenster, die fast bis zum Boden gingen. Weil es warm war, hatte sie eines der Fenster aufgemacht, obwohl meine Tochter (damals 2) im Zimmer herumlief. Ich bekam das nur zufällig mit, meine Tochter kletterte gerade schon auf das Bett, das direkt neben dem Fensterbrett stand. Sie war nicht mal allein im Zimmer, aber mein Mann werkelte gerade unter dem Schreibtisch an einem Computerkabel herum und bekam das Ganze nicht mit. Das ist jetzt 17 Jahre her, aber ich kriege manchmal bis heute den Horror, wenn ich überlegen, wie knapp das alles war. Ich kann immer noch nicht an diesen Besuch denken, ohne dass mir flau wird. Dann gab es noch die Situation, wo an einer Kreuzung ein Lkw-Fahrer blinkte und ich davon ausging, dass er wirklich abbiegen wollte. Ich wollte gerade schon selbst losfahren, da realisierte ich in letzter Sekunde, dass er trotz Blinker weiter ungebremst geradeaus fuhr. Er hatte den Blinker einfach versehentlich angemacht. Er wäre uns seitlich reingekracht, genau dort, wo meine Tochter saß, aber auch mein kleiner Sohn war mit im Auto. So ein Seitenaufprall (damals noch ohne Seiten-Airbag auf der Rückbank) wäre katastrophal ausgegangen. Ich glaube, es gibt fast keine Eltern, die im Laufe der vielen Jahre, die eine Kindheit dauert, nicht auch mal so etwas erleben. Es hängt einem sehr, sehr lange nach. Ich habe auch keinen ultimativen Tipp dafür, wie Du das Erlebte rasch loswerden kannst, das wird nicht klappen. Es gehört zu den beängstigenden Erfahrungen, die man aushalten und verarbeiten muss. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so schlimm, man muss nicht alle negativen Gefühle vergessen oder wegmachen wollen, auch wenn dieser Wunsch natürlich ist. Sie gehören auch dazu - vielleicht, damit man anschließend noch vorausschauender und vorsichtiger ist. Zum Beispiel interessieren mich blinkende Autos an Kreuzungen nicht mehr, ich warte immer, bis ich wirklich sehe, dass sie abbiegen. LG

von Windpferdchen am 22.02.2018, 10:18



Antwort auf Beitrag von Windpferdchen

Mein Sohn ist ja auch mit fast 3 unverschuldeterweise von einem Auto durch die Luft geschleudert worden, mit langen Spitalsaufenthalten, OPs, etc. Ich schliesse mich meiner Vorrednerin an. Ich glaube auch, dass es einen Sinn hat, dass man solche Bilder noch eine Zeitlang im Kopf hat. Es muss ja auch nicht der warnende Zeigefinger sein, den man da vor sich sieht und der einen dazu bringt, noch vorsichtiger durchs Leben zu gehen. Es hat doch bei der ganzen Heulerei auch was Schoenes, zu wissen, von wieviel Glueck (oder Schutzengeln) man gesegnet ist! Andere gehen vielleicht aus so einer Situation kinderlos hervor, oder mit einem behinderten Kind, etc. lg niki

von niccolleen am 22.02.2018, 14:59



Antwort auf Beitrag von niccolleen

Hej allesammen! Ich habe nicht alles gelesen ,finde aber gerade Nicoleens Beitrag wunderbar. Denn selbst wenn wir an unsere Kindheit denken, wissen wir bestimmt von Augenblicken, die wir genauso gut hätten NICHT überleben können. Von manchen wissen die Eltern, andere haben sie nie erfahren, aber das gibt es nun mal immer, weil man Kinder wie usn selbe rauch nicht 100%ig schützten kann. "Seien wir ehrlich: leben ist immer lebensgefährlich" - Erich Kästner. Darum ist es doch wenn es ein gutes Ende hat. Vorwürfe, Schuldgefühle, Schimpfe - alles hilft nicht - dieselbe Situation wiederholt sich kaum ,und andere kann man eben seltenst vorhersehen. Und nicht überall sein. Und nicht überall gleich aufmerksam sein. Darum haben Kinder Schutzengel - und die haben sie, denn es grenzt an ein Wunder, daß es trotz solcher Vorfälle so viele Erwachsene gibt. Ein wenig Dankbarkeit und Freude am Augenblick, weil wir nie wissen, was morgen ist - schon darum singen wir wohl auch "morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt. Ich wünsche allen einen so glücklichen Ausgang wie bei dieser Geschichte, wie bei meinen Kindern, wie bei mir selber - die Geschichten sind verschieden, die Gefahren gleichgroß, das Endergebnis immer glücklich. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 22.02.2018, 23:02



Antwort auf Beitrag von tajulein

ich glaube, es ist kaum möglich, solche Bilder "auszulöschen", man lernt vielmehr mit der Zeit mit dem erlebten umzugehen, dann verfolgen einen die Bilder auch nicht mehr permanent. Mit der Zeit kommt der Alltag auch wieder zurück und die Schrecksekunde wird zur Erinnerung an ein Erlebnis von vielen. Das gilt für die glücklichen, bei denen der Schutzengel gerade aufmerksam war genaus wie für die unglücklichen, wo wirklich etwas schlimmes passiert ist, nur dass letztere es dabei eben viel schwerer haben, denn sie haben mit den Folgen der Katastrophe zu kämpfen. Mach Dir keine Vorwürfe und lass Deine Gefühle ruhig zu, auch Dein Sohn darf ruhig wissen, was für einen Schreck Dir das eingejagt hat. Auch wenn er das noch nicht so richtig versteht, bringt ihm das etwas. Meine Jungs haben oft ignoriert, wenn ich sie gerufen habe, aber wenn ich brülle "Auto", rennen sie sofort zur Seite bzw. bleiben stehen. Und der Kleine ist auch erst 3. Also irgendwie lernen die schon auch zu unterscheiden scheinbar. Alles Gute! K

von Kacenka am 23.02.2018, 16:48



Antwort auf Beitrag von tajulein

Lasse deine Gedanken ruhig für eine kurze Zeit auf dich zu kommen und Weine auch. Und wenn es längerfristig nicht weggeht dann versuche es dich mal mit einem autogenen Training um zu entspannen

von Defranzi_bfr am 13.03.2018, 23:00



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Lasse deine Gedanken ruhig für eine kurze Zeit auf dich zu kommen und Weine auch. Und wenn es längerfristig nicht weggeht dann versuche es dich mal mit einem autogenen Training um zu entspannen

von Defranzi_bfr am 13.03.2018, 23:00