Hallo liebes Team Stillberatung,
Meine Tochter ist 1 Jahr alt und wird noch voll gestillt, da sie ausser Brot nichts isst. Ich stille sie total gerne.
Wir möchten gerne ein Geschwisterchen für meine Tochter.
Ich gehe auf die 40 zu. Da wir leider auf eine künstliche Befruchtung angewiesen sind, muss ich vor der Hormontherapie komplett abstillen. Erfolgschancen auf Schwangerschaft wird leider ab Ende 30 sehr gering.
Daher will ich sie jetzt abstillen und weiss nicht wie ich es angehen soll. Nachts ist sie sehr auf meine Brust angewiesen, steht mehrmals auf zum stillen.
Einschlafen tut sie auch nur mit der Brust. Ursprünglich wollte ich nach 9 Monaten abstillen, aber wollte ihr dann doch noch etwas länger Zeit geben.
Wenn ich drauf warte, dass sie von alleine das Stillen aufgibt, kann ich noch sehr lange warten. Ich wurde als Kind bis zum 3. Lebensjahr noch gestillt. Selbst mit drei wollte ich laut meiner Mutter nicht abgestillt werden.
Wäre ich nicht auf eine künstliche Befruchtung angewiesen, hätte ich sie auch liebend gern 3 Jahre gestillt.
Haben sie Tipps wie ich es am besten angehen kann?
Ist sie mit 1 auf Milch angewiesen?
Industriemilchpulver aus Flasche weigert sie.
Vielen Dank in voraus.
LG Elly
von
Elly2015
am 21.06.2016, 08:50
Antwort auf:
Wie kann ich komplett abstillen?
Liebe Elly,
dein Baby braucht keine Säuglingsmilch mehr, ab dem ersten Geburtstag kann es Vollmilch bekommen.
Nach dem ersten Geburtstag benötigt ein Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken. Das heißt, dass ein Kind keineswegs zwingend Milch trinken muss und es ist sogar möglich, dass sich der Mensch nach dem Abstillen ganz milchfrei ernährt. Der Mensch ist ja ohnehin das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen noch weiter Milch einer anderen Art auf seinem Speiseplan stehen hat und auch beim Menschen gibt es eine ganze Reihe von Kulturen, die milchfrei und dennoch gesund leben.
Notwendig ist die Milch auch wenn das in unserer Kultur oft nicht geglaubt wird nicht.
Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt. Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt der weichen Gräten gegessen werden).
Das Problem wird jetzt eher ein, dass dein Kind das Essen akzeptiert und lernt, ohne die Brust auszukommen.
Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen.
Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du Deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt.
Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern.
Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum Einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug.
Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen.
Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten.
Wichtig ist, dass deine Kleine spürt, dass Du ihr zwar die Brust entziehst, nicht aber deine Liebe. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen.
Ich hoffe, die Antwort hilft dir ein wenig weiter.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.06.2016