Unbedingt abstillen wegen Weissheitszahn-OP??

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Unbedingt abstillen wegen Weissheitszahn-OP??

Hallo zusammen, mir sollen in zwei Wochen 2 Weissheitszähne gezogen werden. Der eine ist wohl entzündet und wackelt leicht. Schmerzen habe ich aber im Moment nicht. Mein Sohn wird am Sonntag 10 Monate alt und ich stille ihn noch morgens und abends bzw. nachts oder bei Bedarf. Er bekommt auch schon 3 Mahlzeiten Beikost. Die OP ist laut Zahnarzthelferin in lokaler Anästhesie , so wie beim normalen Zahnarzt und man bekommt Ibuprofen 400 verschrieben. Wollte meinen Gyn um Rat fragen, dort wurde mir leider am Telefon durch die Mitarbeiterin mitgeteilt, dass ich lieber abstillen sollte..... das Rp könnte ich gleich haben. Habe dann erstmal gesagt, dass ich mir das überlegen will... Muss ich denn unbedingt abstillen, wegen der Schmerztabletten? Würde sooo gerne weiter stillen :-( In mir sträubt sich alles gegen das abstillen....... Was kann ich tun? Will die Zahnextraktion auch nicht so weit verschieben, wegen der Entzündung. Will auch auf keinen Fallmeinem kleinen Schaden mit den Medikamenten. Er akzeptiert auch die Flasche nicht. Aus dem Becher oder vom Löffel nimmt er die Pre Milch auch nicht. lg Björna

von björna78 am 11.02.2015, 17:22



Antwort auf: Unbedingt abstillen wegen Weissheitszahn-OP??

Liebe Björna, wie schön, dass ich Sie gleich beruhigen darf. Eine Zahnarztbehandlung, auch das Ziehen eines Weisheitszahnes mit Betäubung usw., verlangt KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch! Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Auch Medikamente können so gewählt werden, dass keine Stillpause erforderlich ist! Am besten wendet sich deine behandelnde Ärztin/Arzt an die Beratungsstelle für Embryotoxikologie in Berlin Tel.: 030 30308111. Das Team um Dr. Ch. Schaefer hat dort einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte zu Medikamentenfragen und Fragen zu Diagnoseverfahren in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Du musst also keine Schädigung deines Kindes befürchten und kannst bedenkenlos weiter stillen ebenso, wie Du auch nach dem Eingriff stillen kannst, sobald Du dich wieder dazu im Stande fühlst; auch nach einer lokalen Betäubung! Ich wünsche dir eine unkomplizierte Zahnbehandlung, LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 11.02.2015



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Abstillen rückgängig machen aufgrund Trauer?

Hallo Biggi, ich empfinde sehr große Trauer, nachdem ich mein 19-monatiges Kind vor 1 Woche abgestillt habe. Dabei bin ich behutsam vorgegangen, gab über Monate immer weniger Stilleinheiten und habe es erklärt. Der Grund für das Abstillen war, dass einige Stilleinheiten mich so wütend gemacht haben (z.B. extrem früh Aufstehen müssen oder Kind l...


Abstillen- wann endet die Produktion

Hallo, ich habe vor 6 Monaten abgestillt. Ich habe mein Kind fast 4 Jahre gestillt, die letzte Zeit nur noch zum abendlichen Einschlafen. Kurze Zeit nach dem Abstillen stellte ich fest, dass sich auf der Brustwarze eine Art Milchkruste in Punkteform bildete. Die bildete sich auch nach, wenn ich das in der Badewanne entfernen konnte. Der BH war nic...


Tandemstillen abstillen Geschwisterkind

Liebe Biggi,   Vielen Dank für alle hilfreichen Beiträge!   Ich stille meine Töchter (3 Jahre und 6 Monate) seit Geburt. Während der Schwangerschaft ging die Milch zurück, die Große blieb trotzdem dabei. Nach der Geburt hat sie wieder richtig mitgetrunken, sogar nachts (da habe ich unter Protest abgestillt, da es mir zu viel war). In d...


Abstillen

Hallo Frau Welter,    mein Sohn ist 1,5 Jahre und ich möchte gerne langsam abstillen, aus folgenden Gründen:  - er will am liebsten den ganzen Tag die Brust und weint immer wenn er mich sieht und es stresst ihn mittlerweile auch schon sehr  - er isst und trinkt sehr schlecht  - Stuhlgang funktioniert nur mit Laxbene ansonsten extrem...


5 Monate nach Abstillen Flüssigkeitsaustritt aus der Brust

Hallo Biggi, ich habe vor 5 Monaten abgestillt. Mein Sohn wurde davor 16 Monate lang gestillt. Nun habe ich ab und zu bemerkt (meistens nachts), dass plötzlich ein nasser kleiner Fleck auf meinem Schlafshirt ist. Ich vermute, es kommt aus der Brust. Ist es möglich, dass das noch vom Stillen kommt? Es ist farblos und wie gesagt, ganz wenig, aber...


Abstillen

Hallo , ich wahr ja mal dabei abzustillen und dann hat es ja mit dem stillen doch geklappt und ich habe ab und zu meine fast 3 Monaten alten Zwillinge gestillt und dazu die Flasche .    Ich muss dazu sagen ich habe nie wirklich lange gestillt also somit nie richtig die Brust entleert .   Muss ich Angst haben das es negativ auf die Brust ist ? Jetz...


Abstillen bei erneuter Schwangerschaft

Hallo Biggi,  und zwar planen mein Mann und ich unser zweites Kind, unsere Tochter ist aktuell 6,5 Monate alt. Sie isst tagsüber fast alle Mahlzeiten (Brei und feste Nahrung) und ich stille tagsüber sehr selten noch. Vor dem Einschlafen und nachts stille ich sie nach wie vor (nachts meistens alle 3 Stunden). Wie sieht es mit stillen aus, wen...


Abstillen klappt nicht, ich verzweifel !

Hallo liebe Biggi, Ich bin mir mittlerweile ganz sicher, dass ich meine Tochter jetzt mit 2,5 Jahren abstillen möchte. Ich möchte abstillen, da ich am 14.06 in ein MRT muss, und da eventuell Kontrastmittel benutzt werden soll, und der andere Grund ist das mein älteres Kind auch im Juni mit ihrem Fuß ins MRT muss, und dann im schlimmsten Fall ei...


Abstillen

Hallo liebe Biggi! Mein Sohn wird im Juli 2 Jahre alt. Ich stille ihn tagsüber zum Einschlafen, auch abends und in der Nacht..wobei ich das Gefühl habe, dass er die meiste Zeit nur nuckelt. Er will die Brust auch zum trösten und reagiert sehr wütend, wenn ich ihn nicht lasse. Dies ist auch mein größtes Problem. Er ist sehr willenstark und fängt...


Abstillen aufgrund von Medikamenteneinnahme

Liebe Frau Welter, mein Sohn wird am 14.05. 6 Monate alt und laut Kinderarzt sollten wir dann mit der Beikost starten. Ich leide an einer MS-Erkrankung und habe mit Beginn der Schwangerschaft meine Medikation abgesetzt. Im Dezember letzten Jahres wurden bei einem Kontroll-MRT neue Entzündungsherde im Gehirn festgestellt (bisher noch ohne konkr...