Mein Sohn ist 13Monate alt und ich habe ihn von Anfang an gestillt und stille auch wirklich gerne. Im Oktober waren wir mit der Beikost so weit, das er nur noch morgens zum wach werden getrunken hat und abends zum einschlafen. Ich war kurz davor abzustillen, wollte es aber noch nicht so endgültig. Dann wurde mein Sohn krank und an einem Tag hatte er sehr hohes Fieber, er hatte keinen Appetit und aus dem Becher wollte er auch nichts trinken. Also hab ich ihm öfter die Brust angeboten und er nahm sie gerne an. Die Grippe war schnell vorbei, jedoch fordert mein Sohn seit dem immer öfter seine "Milchi" ein, was er vorher noch nie gemacht hatte. Ich bin jetzt unsicher ob es ok ist, wenn ich ihm immer mal die Brust gebe. Ich finde es z.B. Abends zu Hause auf der Couch o.k. Aber ausserhalb der Wohnung, bzw. wenn Besuch da ist, möchte ich es eigentlich nicht. Ich möchte ihn nicht verwirren, aber ich möchte auch nicht ständig zur Verfügung stehen, wenn er es will. Manchmal fragt er nach der Milch und dann trinkt er nur einen Schluck, oder ich hab die Brust ausgepackt und dann geht er weg. Spielt er da ein Spiel mit mir? Ich weiß nicht so recht wie ich damit umgehen soll.
von
Schnecke06
am 05.01.2017, 23:21
Antwort auf:
Stillen im 2. Lebensjahr
Liebe Schnecke06,
dein Sohn braucht wahrscheinlich einfach die Versicherung, dass er an die Brust darf.
Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen.
Das Stillen bietet in dem Alter der ersten Ablösung wichtige emotionale Hilfe Dein Kind kann immer wieder den "Heimathafen" ansteuern, wenn etwas beängstigend ist.
Wenn es für dich okay ist, dann warte einfach ab, es wird sich von ganz alleine wieder ändern.
Wenn nicht, musst Du deinem Kind klar erklären, dass Du nicht mehr sooft stillen möchtest.
Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen.
Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du Deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt.
Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern.
Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug.
Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen.
Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten.
Außerdem möchte ich dir das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist.
Wichtig ist, dass deine Kleine spürt, dass Du ihr zwar die Brust entziehst, nicht aber deine Liebe. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen.
Ich hoffe, die Antwort hilft dir ein wenig weiter.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 06.01.2017