Mein Baby ist 6 Monate alt. Sie wird noch gestillt, Mittag und am Abend bekommt sie schon Beikost. Mittag isst sie nur ein paar Löffel, abends etwas mehr. Natürlich gibt es auch zu den Mahlzeiten noch Muttermilch dazu. Aber das ist nicht das Problem. Tagsüber klappt ja alles.
Nur wegen der Nächte mache ich mir Gedanken. Ursprünglich hat sie ganz gut geschlafen, kam immer so 1-3 mal in der Nacht und wollte Brust trinken. Doch seit ca. 1-2 Wochen ist alles anders.
Meist meldet sie sich stündlich und möchte ihre Brust. Diese Nacht hab ich mal gezählt, da bin ich doch auf satte 11 mal gekommen.
Das ganze wird langsam für mich zur Kraftprobe. Sie lässt sich dann auch nicht durch streicheln oder ihren Nuckel beruhigen.
Woran kann das liegen? Ist das ein Schub? Was könnte helfen, oder muss ich einfach abwarten. Zu versuchen,ihr abends eine Flasche zu geben wäre doch auch Quatsch, oder? Dadurch wäre sie ja auch nicht satter.
Eigentlich bin ich ja froh, das es mit dem Stillen so gut klappt. Aber vielleicht haben Sie ja irgendeinen Rat auf Lager.
von
Mondfischlein
am 14.09.2015, 13:13
Antwort auf:
Eine Frage zum nächtlichen Stillen...
Liebe Mondfischlein,
als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit!
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst.
Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst.
Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 14.09.2015