Abstillen oder zuerst ans eigene bett gewöhnen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Abstillen oder zuerst ans eigene bett gewöhnen?

Hallo mein Sohn ist am 1. Februar zwei Jahre alt geworden. Ich stille ihn immer noch zum einschlafen und die ganze Nacht durch. Er hat noch nie in seinem eigenen Bett geschlafen. Er war seit dem er auf der Welt ist ein Schreibaby und sehr anhänglich. Nun möchte ich ihn aber gerne abstillen. mittags klappt es wenn ich mich auf das Bett setze und ihn mit Musik ein Schaukel und dann ablege. abends aber insbesondere nachts klappt es noch nicht so gut. Abends bekomme ich ihn aber schon sehr oft mit Musik eingeschaukelt. Wenn er in der Nacht wach wird quengelt er und sucht sofort meine Brust. Er ist ein sehr aufgedrehtes Kind wo ich mir die Frage stelle wie er jemals in seinem eigenen Bett schlafen soll. Wenn ich versuche ihn in sein bett zu legen turnt er nur hin und her und findet keine Ruhe. Nun ist meine Frage soll ich zuerst versuchen ihn abzustillen und ihn danach versuchen an sein eigenes Bett zu gewöhnen? Und wenn wie soll ich es am besten machen? Vielen Dank für eine Antwort Liebe Grüße

von Cornhulio am 06.03.2017, 15:45



Antwort auf: Abstillen oder zuerst ans eigene bett gewöhnen?

Liebe Cornhulio, ich persönlich würde erst abstillen, allerdings kenne Du DEIN Kind am besten und kannst entscheiden, was für dein Kind besser zu verkraften ist. Wie gesagt, ich würde erst einmal eine stillfreie Zeit einführen. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen in der Nacht einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Abende und Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Dein Kleiner wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass dein Kleiner sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihm ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 06.03.2017



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Wie an Flasche gewöhnen? Abstillen?

meine tochter ist 5,5 monate. mittags bekommt sie brei. dazu trinkt sie eine mini-menge wasser aus einem becher. wollte jetzt abends auch mit brei beginnen. nun möchte ich aber langsam abstillen. haben noch immer den 2 std-rhytmus. leider mag sie nix aus der flasche. weder milch (pre) noch tee noch wasser. saft (schorle) habe ich noch nicht probie...


Jetzt schon langsam ans abstillen gewöhnen?

Hallo liebes Stilteam (Biggi), ich hatte schon vor kurzem Biggi von meiner baldigen arbeitsaufnahme (mai) und stillen angeschrieben, vielleicht erinnerst du dich ? ich muss mich nochmal an dich wenden, nach wie vor zerbreche ich mir den kopf, wie das mit meiner tochter werden soll, ohne den 2h stillrhythmus aufrecht erhalten zu können. meine ...


Wie kann ich abstillen und mein Kind an weitere Nahrung gewöhnen?

Hallo! Seit unsere Tochter 5 Monate alt ist bekommt Sie mittags einen Brei (Gemüse, Fleisch, Nudeln, Kartoffeln usw.), den Sie auch gut angenommen hat. Schnell haben wir eine ganze Milchmahlzeit ersetzt. Dazu trinkt Sie auch etwas Wasser aus einer Flasche. Nach ca. 2 Wochen haben wir versucht eine weitere Milchmahlzeit mit Obst zu ersetzen. D...


Zum Abstillen noch an Schnuller gewöhnen?

Hallo, meine Tochter ist 8 Monate alt und schläft immernoch ausschließlich durch Stillen ein. Den Schnuller hat sie von Anfang an abgelehnt. Oft dauert es bis zu 1,5h, bis sie abends so fest schläft, dass ich ihr die Brust entziehen kann ohne dass sie sofort wieder aufwacht. Auch wenn sie in der Nacht aufwacht (ca. 3mal pro Nacht) schläft sie n...


Wie kann ich mein Kind wieder an die Flasche gewöhnen, wenn ich abstillen möchte

Hallo! Meine Tochter ist jetzt 5 Monate. Ich habe sie bis 4 Monate voll gestillt und dann mittags mit Brei begonnen. Seit 2 Wochen wollte ich langsam beginnen sie an die Pre Nahrung zu gewöhnen, um ganz abzustillen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten (Welche Nahrung schmeckt ihr? Welche Flasche nimmt sie?) hat es dann auch ganz gut geklappt, dass si...


Abstillen und an die Flasche gewöhnen klappt nicht

Hallo, meine Tochter ist nun 5 1/2 Monate und ich werde in 2Wochen wieder anfangen zu arbeiten. Bisher habe ich sie voll gestillt. Am Anfang haben wir ihr immer mal wieder die Flasche angeboten was auch ohne Probleme geklappt hat. Nun verweigert sie sie komplett. Da wir bereits nach dem 4 Monat mit Beikost angefangen haben (sie hat immer aktiv nach...


Baby an die Flasche gewöhnen, abstillen

Hallo, meine Tochter ist 5 einhalb Monate. Seit Geburt an schläft sie beim stillen ein, zur Zeit tagsüber (nur auf meinem Arm, max ne halbe Stunde) sowie abends und nachts. sie nimmt weder Schnuller noch Flasche. Bereits mehrere Flaschen und Milch, auch muttermilch in der Flasche, nimmt sie nicht. Sie spielt nur mit dem Sauger. Auch daß d...


Soll ich meine Tochter erst abstillen oder erst an ihr Bett gewöhnen?

Hallo Frau Welter, unsere Tochter ist jetzt 14 Monate, und wird immer noch gestillt. Obwohl sie bereits 3 Mahlzeiten und eine Zwischenmahlzeit isst, verlangt sie wenn ich da bin noch viel nach der Brust. Vor allem abends und nachts. Aber auch sobald ich mittags von der Arbeit komme, oder nachmittags, selbst wenn wir in der Krabbelgruppe sind oder a...


Abstillen

Hallo liebe Biggi! Mein Sohn wird im Juli 2 Jahre alt. Ich stille ihn tagsüber zum Einschlafen, auch abends und in der Nacht..wobei ich das Gefühl habe, dass er die meiste Zeit nur nuckelt. Er will die Brust auch zum trösten und reagiert sehr wütend, wenn ich ihn nicht lasse. Dies ist auch mein größtes Problem. Er ist sehr willenstark und fängt...


Abstillen aufgrund von Medikamenteneinnahme

Liebe Frau Welter, mein Sohn wird am 14.05. 6 Monate alt und laut Kinderarzt sollten wir dann mit der Beikost starten. Ich leide an einer MS-Erkrankung und habe mit Beginn der Schwangerschaft meine Medikation abgesetzt. Im Dezember letzten Jahres wurden bei einem Kontroll-MRT neue Entzündungsherde im Gehirn festgestellt (bisher noch ohne konkr...