Frage: Zahnarztbehandlung und Loperamid

Sehr geehrter Herr Paulus, seit heute weiß ich, dass ich schwanger bin (4+4). Nun mach ich mir etwas Gedanken bezüglich einer Zahnarztbehandlung vor einer guten Woche. An Tag 3+1 habe ich eine Betäubung erhalten und eine Kunststofffüllung. Die Betäubung war ohne Adrenalin, da ich erwähnt habe, dass ich eine Schwangerschaft nicht ausschließen kann. Daher wurde auch auf eine Röntgenaufnahme verzichtet. Kann dies meinem Kind geschadet haben oder galt noch das Alles-oder-Nichts-Prinzip? Soll ich erfragen, welche Betäubung genau verwendet wurde? Des Weiteren hatte ich an 2+0 eine Magen-Darm-Grippe und habe zwei Tabletten Loperamid genommen. Kann dies geschadet haben? VG surikate

von surikate am 09.12.2016, 09:13



Antwort auf: Zahnarztbehandlung und Loperamid

Bei Loperamid handelt es sich zwar um ein Derivat der Opiate, doch gelangt nur sehr wenig Wirkstoff in das zentrale Nervensystem, so dass keine Gefahr von Abhängigkeit besteht. Nach oraler Gabe werden nur ca. 0,3% der Substanz absorbiert. Eine Erfassung von 105 Schwangerschaften aus verschiedenen Beratungsstellen ergab gegenüber einer Kontrollgruppe keinen Anstieg der Fehlbildungsrate, wobei 89 Anwendungen in der sensiblen Phase des ersten Schwangerschaftsdrittels erfolgten (Einarson et al 2000). Eine kurzfristige Anwendung von Loperamid wäre daher bei Bedarf durchaus vertretbar. Die gängigen Lokalanästhetika wie Articain, Bupicacain oder Lidocain sind in der Schwangerschaft gut erprobt. Sofern die Anwendung einer potentiell fruchtschädigenden Substanz im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Eine Auswirkung der von Ihnen kurz nach Empfängnis verabreichten Medikamente auf die laufende Schwangerschaft ist nicht zu befürchten.

von Dr. Wolfgang Paulus am 09.12.2016