Frage: Schwangerschaft trotz Medikamente

Schwangerschaft trotz Medikamente Hallo ich habe einen Kinderwunsch aber ich habe dazu eine Frage und zwar nehme ich Medikamente gegen Zwangsstörungen die heißen fevarien(Fluvoxamin) und strattera (Atomoxetin). Meine Frage ist halt ob es dem baby also dem Samen während der Befruchtung und den ersten beiden Wochen ca. Bis man festellen kann ob man schwanger ist schon schadet,den ich habe ein bisschen Angst den wenn der Samen ja geschädigt ist ist ja das ganze baby geschädigt,sobald ich weiß das ich schwanger bin werde ich die Medikamente auch absetzen um die Gesundheit des Babys nicht zu gefährden. Ich habe auch schon mit einem Frauenarzt darüber gesprochen der meinte das es eigentlich keine Probleme geben sollte während der zeugen wegen den Medikamente aber ich würde gerne nochmal eine Meinung haben

von mona1994 am 19.02.2016, 13:35



Antwort auf: Schwangerschaft trotz Medikamente

Der Serotonin-Reuptake-Inhibitor Fluvoxamin wird zur Behandlung von Depressionen und Zwangserkrankungen eingesetzt. In einem Kollektiv von 17 Schwangerschaften unter Fluvoxamin-Therapie im I.Trimenon wurden neben 4 Schwangerschaftsabbrüchen, 5 Spontanaborten und 1 Extrauteringravidität 7 unauffällige Neugeborene (1 Zwillingspaar) registriert (Edwards et al 1994). In einem Kollektiv von 66 Schwangerschaften unter Exposition mit Fluvoxamin erfasste man 9 Abbrüche (1 embryopathische Indikation), 6 Spontanaborte, 2 Totgeburten und 1 Kind mit Fehlbildung sowie 48 gesunde Neugeborene (McElhatton 1996). Eine weitere prospektive Fallsammlung beinhaltet 26 Schwangerschaften unter Fluvoxamin ohne Häufung von Anomalien (Kulin et al 1998). Uns liegen 20 Rückmeldungen nach Exposition mit Fluvoxamin in der Frühschwangerschaft vor: 1 Schwangerschaftsabbruch 2 Spontanaborte 17 unauffällige Neugeborene Ein fruchtschädigendes Potential ist aus den bisherigen Daten nicht abzuleiten. Grundsätzlich muss man auf mögliche kindlichen Komplikationen bei Einnahme hoher Dosen von Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Mirtazapin, Paroxetin, Sertralin und Venlafaxin sowie Bupropion im letzten Schwangerschaftsdrittel hinweisen. Atem- und Ernährungsstörungen, Krampfanfälle, Muskelrigidität, Unruhe und anhaltendes Schreien können verlängerten Krankenhausaufenthalt, Beatmung bzw. Ernährung per Sonde erfordern. Es kann sich dabei um direkte unerwünschte Wirkungen der Antidepressiva auf das Neugeborene oder um Zeichen eines Entzugssyndroms handeln. Während des dritten Trimenons könnte eine langsame Reduktion der Dosis der genannten Antidepressiva ratsam sein. Keinesfalls sollten jedoch Schwangere Antidepressiva ohne ärztliche Anleitung absetzen. Atomoxetin ist ein selektiver Hemmstoff des präsynaptischen Noradrenalin-Transporters und wird zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt. Für Atomoxetin liegen kaum klinischen Daten bei exponierten Schwangeren vor. In der Literatur wurden zwei Schwangerschaften berichtet, die unter Atomoxetin eingetreten sind. Die Kinder wiesen keine Anomalien auf (Heiligenstein et al 2003). Das Swedish Medical Birth Register registrierte 22 Fäller einer mütterlichen Therapie mit Atomoxetin im I.Trimenon sowie 12 Fälle im II./III.Trimenon, wobei sich keine besonderen Komplikationen zeigten (Kallen et al 2013). Wir verfügen bisher ebenfalls nur über zwei Rückmeldungen nach Anwendung von Atomoxetin in der Frühschwangerschaft: 1 Spontanabort 1 gesundes Neugeborenes Atomoxetin sollte wegen mangelhafter Erfahrungen während der Schwangerschaft möglichst nicht eingesetzt werden. Wenn die Anwendung einer potentiell schädigenden Substanz im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) beendet wird, ist bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Die Weiterentwicklung einer in diesem frühen Stadium geschädigten Frucht wäre demnach nicht zu befürchten. Was die mütterliche Einnahme von Medikamenten mit einer Schädigung von Samenzellen zu tun haben soll, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Zumindest ist das biologisch nicht zu erklären.

von Dr. Wolfgang Paulus am 22.02.2016