Frage: Foster Inhalierspray und Mirtazapin 15mg in der Schwangerschaft

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, wir wünschen uns ein zweites Kind und in diesem Zusammenhang stellt sich mir folgende Frage: Aufgrund eines leichten Asthma bronchiale muss ich, vor allem im Frühjahr und Sommer, bedarfsweise Foster (100/6) inhalieren. In der Regel genügen dann 1-2 Hub/Tag. Diese Medikation sollte ich laut Pulmologe auch während der SS mit meiner ersten Tochter so handhaben und das war für sich genommen auch nicht problematisch. Nun ist allerdings aufgrund einer Angststörung noch Mirtazapin 15mg (1/Tag) hinzugekommen. Dieses Medikament nehme ich seit 5 Monaten und soll es auch erstmal so beibehalten. Auch hiermit stünde einer SS nichts im Wege, so meine FÄ. Wie ist es aber nun mit beiden Medikamenten zusammen? Ist diese Kombination irgendwie gefährlich? Es sind ja nun leider auch beides Präparate, die ich nicht homöopatisch oder durch Hausmittel ersetzen kann. Grob zu mir und meinem gesundheitlichen Stand: ich bin 32 Jahre alt, schlank und bewege mich in meiner Freizeit viel. Seit mehreren Jahren (ca. 2007) besteht eine Schilddrüsenunterfunktion, die regelmäßig kontrolliert und gut behandelt wird. In der Kindheit hatte ich recht starkes Asthma, das sich im Erwachsenenalter so gut wie vollkommen zurückgebildet hat. Ein richtiger Anfall ist seit mehreren Jahren nicht mehr aufgetreten, nur anflugsweise Luftnot bei Erkältungen oder in der Pollenzeit. Seit 2006 hatte ich 3 psychisch schwierige Episoden in Form einer Magersucht (2005/2006), einer Wochenbettdepression (2011, ca. 3 Monate) und ab September 2015 in Form von Angstzuständen, daher das Mirtazapin. Die Episoden sind jeweils zeitnah und erfolgreich behandelt worden. Ich freue mich auf Ihre Antwort.

von KaisKiste am 22.05.2015, 08:47



Antwort auf: Foster Inhalierspray und Mirtazapin 15mg in der Schwangerschaft

Zur Asthmatherapie empfiehlt sich vor allem die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die allgemeine Belastung deutlich reduzieren lässt. Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt. Während ihre Wirkung auf 4 bis 6 Stunden begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol und Salmeterol durch eine deutlich längere Wirkdauer (über 12 Stunden) aus. Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995). Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998). Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004). Sie könnten die Anwendung der inhalativen Präparate auch in der Schwangerschaft fortsetzen. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Einsatz von Mirtazapin in einigen hundert Schwangerschaften lassen kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko erkennen. Daher wäre es durchaus vertretbar, das Präparat bei Kinderwunsch in möglichst moderater Dosis (z. B. 15 mg pro Tag) beizubehalten. Komplikationen für eine Schwangerschaft durch Wechselwirkungen zwischen inhalativem Asthma-Präparat und der Einnahme von Mirtazapin sind nicht zu befürchten.

von Dr. Wolfgang Paulus am 26.05.2015