Frage: Famenita

Lieber Herr Dr. Paulus, ich bräuchte in einer Angelegenheit eine zweite fachliche Meinung. Bei mir wurde ein Hämatom in der Nähe der Plazenta festgestellt. Nun wurde mir von meinem FA neben körperlicher Schonung empfohlen, Magnesium sowie Famenita 200mg aufgrund sehr leichter bräunlicher Blutungen einzunehmen. Das Magnesium nehme ich bereits ein, allerdings bin ich gegenüber der Einnahme des Progesteron-Medikaments etwas skeptisch, zumal bei mir kein Progesteronspiegel gemessen wurde und ich aus diversen Foren entnommen habe, dass in meinem Stadium der Schwangerschaft (15.ssw) kaum Progesteron-Präparate zum Einsatz kommen. Daher meine Fragen: 1. Beschleunigt das Progesteron-Medikament in irgendeiner Weise die Abblutung des Hämatoms? 2. Reichen Magnesium und körperliche Schonung hier aus oder bedarf es unbedingt dieses Medikaments? Vielen Dank für Ihre Antwort.

von alessa171 am 15.04.2016, 17:07



Antwort auf: Famenita

Der mütterliche Organismus produziert in der Schwangerschaft selbst erhebliche Mengen von Progesteron. Es handelt sich also bei der zusätzlichen Gabe von Progesteron in der Schwangerschaft nur um eine Unterstützung der körpereigenen Produktion. Das Risiko für eine Frühgeburt kann nach größeren Studien durch eine Progesteronsubstitution um mehr als 30 % sowohl bei Frauen mit belasteter Vorgeschichte als auch bei aktueller Zervixverkürzung gesenkt werden (Romero et al 2012). Prinzipiell wird die Gabe von Progesteron bei drohender Frühgeburt bis zur vollendeten 34. SSW empfohlen. Das konkrete Vorgehen kann natürlich in Abhängigkeit von der gemessenen Zervixlänge variieren. Nebenwirkungen auf die kindliche Entwicklung sind durch die Unterstützung der körpereigenen Produktion von Progesteron nicht zu befürchten. Die Gabe von Progesteron zur Vorbeugung einer Frühgeburt wird auch nicht von einer Spiegelbestimmung abhängig gemacht. Allerdings hat Progesteron keinen Einfluss auf den Rückgang des Hämatoms. Ob in Ihrem Fall die Gabe von Famenita erforderlich ist, sollten Sie ggf. mit Ihrem Frauenarzt nochmals erörtern.

von Dr. Wolfgang Paulus am 19.04.2016