Frage: Allergietherapie

Hallo Dr. Paulus, ich bin sehr starker Allergiepatient mit Frühblühern und Gräsern. Normalerweise therapiere ich das ganze Frühjahr mit Avamys und nach Bedarf noch Cetrizin. Zusätzlich Budecort tgl. 2x und Salbulair nach Bedarf. Die Allergie macht sich nun auch trotz Schwangerschaft seit drei Tagen bemerkbar. Bzgl. der Medikamente sind sich mein Gynäkologe und mein Lungenarzt/Allergologe in ihrer Aussage widersprüchlich. Während der eine die Therapie mit Kortikoidhaltigen Medikamenten bejaht, lehnt der andere sie komplett ab. Ich persönlich ziehe die Kortikoidhaltigen Medikamente den Bedarfsmedikamenten vor, da sie ingesamt zu weniger Belastung bzw. zu einer ausgeglichener Therapie verhelfen mit weniger Belastungsspitzen für den Körper und in der Folge meistens über das Jahr zu weniger Folgekomplikationen bei späteren allergenen Belastungen wie zum Beipiel den Gräsern im Sommer und Herbst. Nun also meine Frage ich nehme jetzt 2x tgl. Budecort und nach Bedarf Salbutamol (derzeit einen Sprühstoß abends), um das Asthma unter Kontrolle zu haben. Was ist gegen den Heuschnupfen nun in der Schwangerschaft als zusätzliche Therapie vorzuziehen. Entweder zusätzlich zum Beducort noch das Avamys Spray 2 Sprühstöße tgl. oder als Alternative das Anithistaminika Cetrizin nach Bedarf max. 1x tgl. abends plus normales Nasenspray (eventuell nur in der Kleinkinddosierung) zum abschwellen? Womit geht es dem Baby besser: zusätzliches Cortison oder Antihistaminika plus abschwellendes Nasenspray? Wird es vielleicht zu viel Kortison und wie wirken sich die antihistaminika aus? Bzw das abschwellende Nasenspray? Vielen Dank für Ihre schnelle Einschätzung!

von Drada am 25.04.2014, 10:15



Antwort auf: Allergietherapie

Zur Asthmatherapie empfiehlt sich vor allem die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die allgemeine Belastung deutlich reduzieren lässt.Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995). Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998). Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004). Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt. Sie könnten die Anwendung von Budesonid und Salbutamol auch in der Schwangerschaft fortsetzen. Da Sie sich bereits jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung (I.Trimenon) befinden, wäre die Einnahme von Cetirizin durchaus akzeptabel. Der Einsatz von Avamys Nasenspray wäre zumindest bei ausgeprägten Beschwerden in moderater Dosis auch zusätzlich zu den anderen Präparaten vertretbar.

von Dr. Wolfgang Paulus am 28.04.2014