Ist ein ANS/eine Lungenhypoplasie zu erwarten?

Dr. med. Stefan Kniesburges Frage an Dr. med. Stefan Kniesburges Chefarzt und Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Ist ein ANS/eine Lungenhypoplasie zu erwarten?

Guten Tag, ich liege mit einem hohen Blasensprung seit 26+1 im Krankenhaus. Mittlerweile bin ich 8Wo hier und damit wohl ein wenig ein kleines Wunder, denn niemand hier kann sich direkt an einen vergleichbaren Fall erinnern, mit so einer langen Lazenzzeit bis zur Geburt. Habe damals alles Fruchtwasser verloren. Bin nun 34+0 und laut den Leitlinien der Uniklinik empfiehlt man mir eine Sectio ab heute und kein weiteres Zuwarten, aufgrund der ständig präsenten Gefahr eines AIS. Das Kind liegt schon lang in BEL und wird sich nicht mehr drehen. Die Alternative, auch von Seite meiner Hebammen hier unterstützt: Vaginale Geburt aus BEL, mit Oberarzt. Allerdings: Erst Ende 36.SSW möglich, und ob es zu natürlichen Wehen kommt ist auch so eine der Fragen. Ich muss natürlich zuerstmal unterschreiben, dass ich gegen die Leitlinien handle. Frage: haben Sie Erfahrung mit so einer langen Latenzzeit zwischen BS und Geburt - und was habe ich beim Kind zu erwarten? Ist es noch möglich, dass es trotz allem eine gut funktionierende Lunge ausgebildet hat, trotz Oligohydramnion? Wird es atmen können? Es waren im US immer Fruchtwasserstände von jeweils 1-2/3cm da. Haben Sie da Erfahrung mit so geborenen Kindern? Ich weiß, dass es intrauterin auch zu Kontrakturen gekommen sein kann. Und: profitiert es im Bauch für weitere drei Wochen bis zu einer BEL-Geburt auf natürlichem Wege, sollte es mit der Lunge Probleme haben? Oder wäre es 'draußen' besser versorgt (mit Surfactant)? Ich möchte das Beste für mein Kind und es eigentlich nicht weiter der Gefahr eines AIS aussetzen oder ihm 'Zeit klauen', was die Lungenentwicklung anbetrifft.... Auch wünsche ich mir dass das Kind bei seiner Geburt so schonend wie möglich geboren wird und nicht noch zusätzlich Probleme entstehen, falls es schon mit der Atmung beeinträchtigt ist. Bin nur so verunsichert durch die beiden Möglichkeiten und die Frage, was das Fehlen von FRuchtwasser über 2Monate mit dem Kind gemacht hat. Es Waren zwar immer Depots da, aber generell einfach wenig. Wäre für eine Einschätzung Ihrerseits sehr dankbar. Auch wäre ich froh über einen ähnlichen Fall zu hören, wenn es den gibt. Vielen Dank! MfG Carlchens Mom

von carlchensmom am 10.01.2015, 08:36



Antwort auf: Ist ein ANS/eine Lungenhypoplasie zu erwarten?

Hallo, da es wenig Erfahrung mit solchen Fällen gibt (ich habe keine), ist es schwer hier Vorhersagen zu machen. Bei den genannten Fruchtwassermengen würde ich eine Lungenhypoplasie nicht unbedingt erwarten, aber ausschließen kann man das natürlich nicht. Was den Entbindungsmodus angeht, so müssen Sie das nach Aufklärung über die Vor- und Nachteile selber entscheiden. Solange ein Blasensprung besteht, besteht auch immer das Risiko einer Infektion. Auch hat die vaginale Geburt aus Beckenendlage ihre spezifischen Risiken, über die man aufklären muss. Ich denke es ist nicht verantwortungslos, wenn Sie sich für das Abwarten und die vaginale Geburt aus BEL entscheiden, aber ich glaube, dass dieses Vorgehen insgesamt risikoreicher wäre als eine geplante Sectio bei 34+0.

von Dr. med. Stefan Kniesburges am 10.01.2015