Liebes Still-Team,
meine Tochter ist sieben Wochen alt und ich bin wegen des Stillens ziemlich verzweifelt.
Von Anfang an habe ich Schmerzen beim Stillen. Unser Stillstart war nicht der Beste (schwere Geburt, nach Geburt nicht angelegt, aber einige Stunden später, teilwise abgepumt wegen Lichttherapie der Kleinen usw...).
Ich habe zwei Hebammen und eine Stillberaterin drauf schauen lassen, die sagten, dass ich richtig anlege und die kleine zwar träumerisch und langsam aber richtig trinkt. Allerdings sind meine Brustwarzen nach dem Stillen verformt, so dass ich mir selber nicht sicher bin, dass da alles richtig läuft.
Ich habe Wollwachs, Multi Mam Kompressen, zwischendurch abpumpen versucht und stille zur Zeit größtenteil mit Stillhütchen. Nichts hilft. Die Brustwarzen bleiben rot und rissig...
Die Kleine möchte ständig an der Brust hängen, ich versuche dieses Bedürfnis zu "stillen", manchmal sind es jedoch 6, 7 Stunden am Stück, so dass ich denke, dass da natürlich nichts heilen kann, oder?
Die Phasen mit den Schmerzen sind manchmal eine echte Qual...
Ich bin außerdem unsicher ob die Kleine richtig satt wird, weil sie nie von sich aus die Brust los lässt und selten länger als zwei Stündchen Schlaf- und Stillpause macht.
Ich mache auf Empfehlung meiner HEbamme nun auch seit einer Woche eine Soor-Behandlung. Obwohl Kinderarzt und Gyn nichts gesehen haben. Es hat sich seitdem nichts verändert. Wie lange sollte ich das auf gut Glück noch weitermachen? Lieber noch mal eine Woche? Oder müsste sich das Ganze etwas verbessert haben, wenn das Soor wäre?
Ich habe geestern abend das erste Mal ein Fläschchen gegeben, weil ich nicht mehr weiterstillen wollte egen der Schmerzen. Das hat sie gerne getrunken und hat dann auch fünf std geschlafen...
Wäre Zwiemilch eine Sache, die bei mir Sinn machen könnte aus Ihrer Sicht?
Viele Fragen...
Ich würde so gerne stillen und würde mich über eine Rückmeldung freuen.
Viele Grüße!
von
JuliaSchnee
am 08.10.2014, 12:06
Antwort auf:
Was läuft mit dem Stillen falsch?
Liebe JuliaSchnee,
kann es sein, dass dein Baby saugverwirrt ist?
Ich zitiere dir aus dem "Handbuch für die Stillberatung" von La Leche Liga:
„Viele Stillexperten haben beobachtet, dass ein
Neugeborenes auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der
ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren kann (Neifert, 1995). Diese
Verwirrung kann dadurch verursacht werden, dass das Baby seine Zunge, seinen Kiefer und seinen Mund beim Stillen anders bewegt als beim Saugen an einer Flasche, einem Beruhigungssauger (Schnuller) und den meisten Formen der Stillhütchen (Newman, 1990). In einer Studie zeigte sich, dass 30 % der Mütter, deren Babys im Krankenhaus Flaschen erhalten hatten, von ernsthaften Stillproblemen berichteten, gegenüber 14 % der Mütter, deren Babys keine Flasche erhalten hatten (Cronenwett, 1992).
Kittie Frantz, eine frühere LLL Stillberaterin, Kinderkrankenschwester
und Ausbilderin für Stillberatungskurse an der Universität von Kalifornien,
Los Angeles, schätzt, dass künstliche Sauger während der ersten drei bis vier Wochen bei 95 % der Babys zu einer Saugverwirrung führen. Manche Babys reagieren nach einer Woche, während der sie mit der Flasche gefüttert wurden, mit einer Saugverwirrung, andere bereits nach ein oder zwei Flaschen – oder anderen künstlichen Saugern. Ein Baby, das in den ersten drei oder vier Wochen gut an der Brust trinken gelernt hat, ist weniger anfällig für eine Saugverwirrung.
...
Dr. Ruth Lawrence warnt vor dem Gebrauch eines Beruhigungssaugers
während der ersten Lebenswochen, weil die Möglichkeit besteht, dass das
Baby auf den Sauger »geprägt« werden kann. Diese »Prägung« kann dazu
führen, dass das Baby eine Vorliebe für feste und unnatürlich geformte Sauger entwickelt. Der Begriff »Prägung« wird auch benutzt, um die Bindung zu beschreiben, die manche Tiere zu dem ersten Objekt oder Lebewesen aufbauen, das sie zu Gesicht bekommen. »Das Saugen am Daumen oder Beruhigungssauger stellt eine Ersatzhandlung dar für etwas, was normalerweise zu einer Prägung auf die mütterliche Brustwarze führt. ...
Auch wenn der Begriff ›Saugverwirrung‹ noch keinen Eingang in die medizinische Literatur gefunden hat, gibt es eindeutige psychosomatische Beweise dafür, dass die Prägung eines Menschen durch die Einführung eines Fremdobjektes während der Prägephase verändert werden kann« .“
Versuche doch mal, eine Stillberaterin in deiner Nähe zu finden, die dich dabei Schritt für Schritt begleiten kann. Sie könnte mit dir auch die Möglichkeit, ein Brusternährungsset zu verwenden, um deine Kleine ans korrekte Stillen heranzuführen. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Eine IBCLC etwa kann deine Maus untersuchen um herauszufinden, ob sie eine Saugschwäche hat, und entsprechende Maßnahmen dagegen einleiten (Saugübungen).
Du kannst vor dem Stillen versuchen, etwas Milch auszudrücken, so dass sie gleich beim ersten Ansaugen Milch bekommt. Das kann helfen, ihr die nötige Geduld beizubringen.
Zudem könnte es sinnvoll sein, die Flasche wegzulassen (statt dessen könntest du ihr zusätzlich nötige Milch mit einem Becherchen zu füttern).
Vielleicht helfen dir diese Hinweise schon mal, aber auf jeden Fall solltest du nach einer Beraterin in der Nähe schauen, mit der du auch telefonieren kannst, und im besten Fall im Rahmen eines Stilltreffens regelmäßig treffen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.10.2014