Hallo Biggi,
Ich hab nochmal eine Frage zum Verhalten meines 9 Wochen alten Sohnes. Abends hat er im Moment oft eine schwierige Phase. Gegen 18 Uhr, manchmal auch früher, wird er zunehmend müde und möchte gestillt werden. Das klappt zunächst auch ganz gut, bis das Geschrei anfängt.
Nach ein paar Minuten ordentlichem Trinken wird er zunehmend unruhig und fängt dann irgendwann an zu schreien und zu strampeln. Wenn ich dann die Seite wechsele, geht das Spielchen los: er nimmt einen Schluck, fängt sofort an zu schreien nur um nach ein paar Sekunden wieder nach der Brustwarze zu suchen. Nach kurzer Zeit packe ich die Brust dann wieder ein, weil er auch nicht gerade zimperlich ist und die Brustwarzen schon weh tun. Er schreit dann in meinem Arm weiter, dreht aber zwischendurch immer wieder den Kopf suchend zu meiner Brust. Wenn ich versuche ihn wieder anzulegen, geht das Ansaugen/Loslassen spiel von vorn los.
Irgendwann hat er sich dann so müde geschrien, dass er doch noch ordentlich trinkt. Meistens schläft er dabei dann ein. Entweder er schläft dann weiter oder er wird wieder wach und das Geschrei geht von vorn los.
Ich weiß nicht so ganz, wie ich mich in dieser Situation verhalten soll. Soll ich ihn beim Schreien begleiten, bis er einschläft oder soweit runter kommt, dass er wieder ordentlich trinkt oder soll ich weiter versuchen ihn anzulegen? Der kleine Kerl tut mir schon leid, wenn er sich so in Rage schreit, aber ich will mir auch nicht die Brustwarzen wund nuckeln lassen.
Am Milchspendereflex kann es eigentlich nicht liegen, der ist zwar stark, aber damit kommt er klar, wenn er konzentriert trinkt. Außerdem kommt er bei dem andocken/abdocken/schreien Spiel gar nicht bis zum Milchspendereflex.
von
SugarFree94
am 28.09.2022, 18:14
Antwort auf:
Mein Baby schreit abends beim Stillen, mache ich etwas falsch?
Liebe SugarFree94,
Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu „klassische“ Unruhephase am Abend. Nicht immer ist Stillen dann die Lösung.
Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck dafür gibt: Omastunde , d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei ist.
Leider ist so eine Großmutter nicht immer verfügbar und der Vater des Babys ist auch nicht unbedingt zu diesen Zeiten zuhause. Doch es kann für dich und das Baby eine große Erleichterung bedeuten, wenn jemand anderes dann einspringt. Der Wechsel in andere liebevolle Arme und eine andere liebevolle Stimme bewirken oft, dass sich ein aufgebrachtes Baby beruhigt. Vielleicht kannst du dann in Ruhe unter die Dusche gehen, einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft machen oder sonst etwas für dich tun.
So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer du wirst, um so aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr.
Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer :-).
Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 28.09.2022