Hallo ich habe das hier in einem Post von Ihnen gelesen und wollte Sie deswegen fragen
Manche Kinder reagieren so auf einen starken Milchspendereflex. Dann schießt die Milch geradezu aus der Brust und damit kommen nicht alle Kinder zurecht. Das Baby wehrt sich dann an der Brust und es strampelt oft.
Mein Sohn ist jetzt 9 Wochen alt. Wir kämpfen ein wenig mit koliken.
Jeden Abend haben wir irgendwie ein Drama beim stillen er ist so unruhig. Zuerst trinkt er ganz normal. Manchmal spritzt die brust wenn er sich abkoppelt oder man hört es auch wenn er sich verschluckt oder sehr hastig trinkt.
Aber er trinkt trotzdem ganz normal dann wieder weiter und nach einer Zeit fängt er an sein Köpfchen wild hin und her zu drehen sucht die brust und schnappt sie voll dann krümmt er sich und quengelt und fuchtelt mit seinem ärmchen das er sich haut oder auch manchmal mich unabsichtlich. Ich mache dazwischen dann mit ihm bäuerchen manchmal kommt was manchmal nicht. Ich denke er hat Schmerzen aber kommt es wirklich von den koliken? Oder an was könnte es liegen? Oder liegt es daran was Sie da mal gepostet bzw kommentiert hatten?
Was könnte ich tun um ihm zu helfen und den Abend für uns angenehm zu machen?
Liebe Grüße
Sandra Sch.
von
Sandra.Sch.
am 15.10.2021, 20:31
Antwort auf:
Unruhe beim stillen
Liebe Lisa,
wie Du den Abstillprozess genau gestaltest ist dir überlassen. Es gibt dabei kein wirkliches richtig oder falsch.
Wichtig ist, dass Du für Dich einen Weg wählst, hinter dem Du voll und ganz stehst und eben keine Zweifel aufkommen lässt.
Diese würde Dein Kind sofort spüren, was Euch sicher beiden das Abstillen zusätzlich erschweren wird.
Mach Dir bewusst, dass jede nicht vom Kind initiierte Veränderung zwangsläufig zu Protesten auf Seiten Deines Kindes führen wird.
Das ist völlig normal und darf auch so sein.
Begleite Dein Kind liebevoll durch diese Emotionen und sei weiterhin mit deiner Nähe und Fürsorge für es da.
Gestehe ihm seine Wut, Trauer vielleicht auch Ärgernis über das beenden der Stillzeit ein und begleite es durch diese Gefühle.
Viele Mütter gehen beim Abstillen schrittweise vor und verkürzen erstmals nicht die Stillhäufigkeit sondern die Stilldauer. Im nächsten Schritt dann eben die Häufigkeit. Dadurch kann sich erstens Deine Brust besser umstellen und Du vermeidest einen möglichen Milchstau und für viele Mütter und auch Kinder ist es so eben ein Abstill-Prozess über vielleicht sogar mehrer Wochen und erleichtert somit beiden den „Abschied“ dieser innigen Beziehung.
Für manche Mütter ist allerdings manchmal der Punkt erreicht an dem Sie einfach nicht mehr stillen wollen oder können und auch dann ist das machbar und kann auch relativ „schnell“ umgesetzt werden.
Wie lange ein Kind braucht um diese Umstellung zu akzeptieren ist individuell unterschiedlich und hängt von mehreren Faktoren ab.
Meine ganz persönliche Meinung ist der Rat zu einem sanften Vorgehen, so wie oben geschildert.
Aber letztlich musst Du für Dich entscheiden welchen Weg Du wählst und voll und ganz hinter deinem Vorhaben stehen.
Du kannst Deinem Kind im Vorfeld erzählen was sich nun verändern wird. Auch wenn es nicht jedes Wort sinngemäß versteht, so spürt es doch die Veränderung und Deine innere Haltung dazu.
Begleite es weiterhin mit deiner Liebe und Geborgenheit und es wird sicher keinen „Schaden“ nehmen.
Manche Kinder mögen es gerne mit der Brust weiterhin zu kuscheln und eine Hand darauf zu legen. Wenn das für Dich ok ist, so kannst Du das zum Beispiel anbieten.
Ich wünsche Dir alles Liebe,
Biggi
von
Biggi Welter
am 15.10.2021
Antwort auf:
Unruhe beim stillen
Liebe Sandra Sch.,
auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten Deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind.
Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen.
Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen.
Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein.
Eine andere Ursache kann der Schnuller oder die Flasche sein. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger.
Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Gerade weil Dein Kind nach dem ersten MIlchspendereflex so reagiert, könnte das die Lösung sein.
Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau.
Verschluckt sich Dein Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt?
Wenn Du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und Dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt.
Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg Dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du Dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du Dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du Dein Baby von unten mit zwei Kissen in Deinem Schoß und lehnst Dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen.
Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind:
erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter.
biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du Dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen.
stille Dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark.
versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann Dein Baby auch schon an Deiner Brust trinken während es auf Deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Deinem Bauch einschlafen lassen.)
lass das Baby oft aufstoßen.
vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird
Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt Deinem Baby die von Dir bevorzugte Haltung nicht.
Ich hoffe, diese Tipps helfen Dir weiter, wenn nicht melde Dich bitte noch einmal!
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.10.2021