teilweise Abstillen - was tun wenn die Muttermilch nicht mehr reicht

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: teilweise Abstillen - was tun wenn die Muttermilch nicht mehr reicht

Hallo, aus u.a. gesundheitlichen Gründen meiner 11 Monate alten Tochter hat es sich in der letzten Woche mehr oder weniger sich von allein ergeben, dass ich tagsüber nicht mehr stille. Nur noch abends (18/19Uhr) vor dem Schlafen, nachts und morgens(5/6Uhr). Gegen 7Uhr30/8Uhr frühstückt sie dann mit mir. Schon vor dieser Umstellung hatte ich gemerkt, dass das gewisse ziepen in der Brust länger braucht wie üblich, wenn ich meine Tochter anlege. Dies war immer ein Zeichen, dass die Milch nun läuft. Sie hat ein Ess/Hungerproblem: Isst wenig und meldet sich auch kaum, zudem reichte die Muttermilch zuvor wohl nicht mejr8allein aus, sie nahm nicht zu. In der jetzigen Konstellation isst sie schon etwas besser. Meine eigentliche Frage: Wenn ich nun tagsüber nicht mehr stille und eh das Gefühl habe meine Brust fühlt sich leer an (derzeit kommt noch was, aber verzögert und Menge kann ich nicht sagen), kann es passieren, dass gar keine Muttermilch mehr kommt und sie dann an einer leeren Brust nuckelt? Sie liebt das Ritual, auch nachts (auch zur Entspannung). Was mach ich dann? Eigentlich wollt ich ihr mit fast 1 Jahr nun nicht noch die Flasche angewöhnen. Auch morgens hab ich das Gefühl nuckelt sie ewig bis was kommt. Welche Milch geb ich dann? H-Milch, Vollmilch, 3er Milch, Wasser (derzeit bekommt sie abens ein Milchbrei und tagsüber etwas Naturjoghurt-überschreitet nicht die 200ml Grenze)? Ich möchte vermeiden, dass es zum Ritual wird an der leeren Brust zu nucklen. Sie meldet sich von allein wenig, hat sich wohl eingeschlichen das Muttermilch eine geringe Menge nun hat und damit hat die sich angefunden und der Körper ist runtergefahren (Ärztliche Erläuterung nach KH-Aufenthalt, 11 Monate, 76cm und 7kg). Ich bin für jeden Tipp dankbar...bin durcheinander, da das angedachte langsame Abstillen irgendwie nun ruckartig kam und schwups ist tagsüber nicht mehr. Das verunsichert mich bzgl. was wie nun weiter gehen kann. Vielen Dank.

von Nerwen86 am 14.11.2016, 23:30



Antwort auf: teilweise Abstillen - was tun wenn die Muttermilch nicht mehr reicht

Liebe Nerwen86, generell wird empfohlen, dass mit Kuhmilch und Kuhmilchprodukten gewartet wird, bis das Kind ein Jahr alt ist, es gibt aber auch Meinungen, die sagen, dass es ab zehn Monaten schon kein Problem sei, Milchprodukte einzuführen. Nach dem ersten Geburtstag benötigt ein (ungestilltes) Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken. Das heißt, dass ein Kind keineswegs zwingend Milch trinken muss und es ist sogar möglich, dass sich der Mensch nach dem Abstillen ganz milchfrei ernährt. Der Mensch ist ja ohnehin das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen noch weiter Milch einer anderen Art auf seinem Speiseplan stehen hat und auch beim Menschen gibt es eine ganze Reihe von Kulturen, die milchfrei und dennoch gesund leben. Notwendig ist die Milch auch wenn das in unserer Kultur oft nicht geglaubt wird nicht. Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt. Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt der weichen Gräten gegessen werden). Du kannst aber auch noch Pre-Milch verwenden. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Wenn Du dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung von Denise Both, IBCLC Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten: • Säuglingsanfangsnahrung • Folgenahrung • Antigen Reduzierte Nahrung Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen. Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden. "1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden. Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch. Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden. Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).

von Biggi Welter am 15.11.2016



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