Hallo,
Meine Tochter (22 Monate) und ich hatten immer eine super Stillbeziehung. Es hat von Anfang an gut geklappt und wir waren beide zufrieden. Um ihren ersten Geburtstag herum wurde ich mit unserem 2. Kind schwanger, was sie nicht davon abgehalten hat, weiter an meiner Brust zu nuckeln, auch wenn mit der Zeit immer weniger kam und ab etwa dem 5. Schwangerschaftsmonat hatte ich das Gefühl, dass nichts mehr lief. Nuckeln zum Einschlafen brauchte sie trotzdem weiter. Tagsüber ansonsten nie, bis ich 2 Monate vor der Entbindung unseres 2. Kindes für ein paar Tage ins Krankenhaus musste. Danach wurde sie wieder anhänglicher und wollte auch tagsüber ab und zu an die Brust. Mit der Geburt unseres Sohnes kam natürlich dann auch wieder Milch und gleichzeitig auch etwas Eifersucht hinzu. Und meine Tochter wollte nun immer dann nuckeln, wenn ihr Bruder an die Brust musste. Manchmal auch einfach nur, weil sie in anderen Situationen ihren Willen nicht bekommen hat um sich zu trösten. Für mich ist das aber langsam alles sehr schwer. Natürlich wollte ich unserer Tochter den Start mit ihrem Bruder nicht noch erschweren, indem ich ihr auch noch die Brust weg nehme. Mittlerweile ist unser Sohn 6 Wochen alt und die Elternzeit meines Mannes endet demnächst. Wenn ich dann mit beiden alleine bin, stelle ich mir das Stillen von 2 Kindern noch komplizierter vor. Es gibt Situationen, wo der Kleine Hilfe braucht anzudocken, dann schreit die Große, wenn sie nicht augenblicklich zum Zuge kommt. Außerdem läuft seitdem auch die Windel unserer Tochter regelmäßig vor allem nachts aus. Die Situation nervt mich leider zunehmend. Auch weil sie, seitdem wieder Milch läuft, nachts häufiger wach ist und jedes Mal nuckeln will... Ich will aber nicht einfach ohne Plan ihr die Brust verweigern. Sie hatte mich ja bisher für sich alleine. Es ist schon schwer genug für sie, ihre Eltern jetzt teilen zu müssen. Für mich ist nicht das Problem, dass sie zum Einschlafen gestillt wird. Nur dieses häufige Stillen und die „Ausraster“ wenn sie die Brust nicht DIREKT bekommt machen die Situation so schwierig für mich. Wahrscheinlich muss ich sie aber wenn dann komplett abstillen, oder?
Wie könnte man das am besten angehen? Sie sieht ja jeden Tag mehrfach wie ich ihren Bruder stille, das macht es nicht leichter.
Ich wäre sehr dankbar, wenn es da irgendeinen Tipp gäbe, der uns die Situation erleichtert.
Viele Grüße!
von
Svenja8716
am 07.02.2021, 18:34
Antwort auf:
Tandemstillen von Geschwistern-wie kann ich die Ältere auf sanfte Art abstillen?
Liebe Svenja8716,
nein, Du musst nicht komplett abstillen, wenn Du das nicht möchtest, aber Dein Kind braucht Regeln, die Du auch konsequent durchsetzen solltest.
Deine kleine und doch schon so große Tochter braucht im Moment sicher viel Rückversicherung und das Gefühl, dass sie genau so wichtig ist wie das Baby.
Versuche Zeiten zu finden, die ihr ganz alleine gehören, gehe mit ihr alleine spazieren oder lese ihr abends eine Geschichte vor.
Ich habe meinem Sohn damals erzählt, dass die Maus ja nur Mamamilch trinken kann und er doch schon mal ein Brot oder Wasser (oder manchmal auch Gummibärchen) bekommt. Er fand das sehr lustig und hat Anna immer sehr bedauert ;-).
Außerdem habe ich die Stillzeit immer dazu genutzt und habe meinem großen Sohn viele viele Geschichten erzählt, wie es so war, als er noch ganz klein war. Ich erzählte ihm, dass ich zu nichts anderem gekommen bin damals und dass er die ganze Zeit nur an der Brust hing und immer immer nur an die Brust wollte. Dann sagte ich ihm, dass es ja so viel viel einfach für mich ist, weil er mir jetzt ja helfen kann und mal eine Windel oder ein Glas Wasser holen kann und weil es so schön ist mit ihm zu reden.
Moritz war lange Zeit kein bisschen eifersüchtig (erst als Anna ihm die Legohäuser zerstörte) und für ihn waren die Stillzeiten immer besonders schön - er fragte oft, wann die Kleine endlich Hunger hat ;-).
Deine Tochter muss nun lernen, dass da noch jemand ist, dass sie nicht mehr nur alleine die ganze Aufmerksamkeit bekommt - und das tut weh.
Du machst alles richtig, aber Ihr beide braucht Ruhe und Zeit, um Euch an das neue Menschlein zu gewöhnen.
Wie wäre es, wenn Du während dem Stillen ein Buch vorliest?
Mir persönlich gefällt das Buch "Ich will auch Geschwister haben" von Astrid Lindgren für diesen Zweck sehr gut. Ein Buch, das sich vor allem auch mit dem Thema Stillen beschäftigt und mit liebevoll gezeichneten Bilder aus der Sicht des größeren Bruders vom Auf die Welt kommen, dem Stillen und Tragen erzählt ist "Busi sagte Henriette" von Edith Seitz. "Busi sagt Henriette bekommst Du im Buchhandel (Edition buntehunde, ISBN 3 934941 03 6).
Weitere Tipps für die Zeit nach der Geburt:
o dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass Deine Tochter sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby.
o dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch "Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn "groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden).
o ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen.
Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern.
Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen.
Wenn Du mit beiden Kindern unterwegs bist, sind die Kombination Buggy (großes Kind und/oder Einkäufe) und Tragetuch (Baby) optimal.
Nur Mut, auch der (Still)Alltag mit zwei kleinen Kindern ist meisterbar, Ihr braucht nur Zeit dazu!
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 07.02.2021