Frage: Stillpausentrauma?

Hallo, ich habe eine Frage, die mich schon länger beschäftigt. Als unser Sohn 3,5 Monate alt war musste ich mir die Galle entfernen lassen. Ich hatte etwas Pech: da die Gallengänge komplett durch Steine verschlossen und ich schon ganz gelb war, war die Situation etwas kritisch und die OP ließ sich nicht ausfschieben. In weiser Voraussicht (wegen der anhaltenden Gallenkoliken) hatte ich genug Milch eingefroren für die 24-stündige Stillpause, die ich wegen der Vollnarkose machen sollte. Mein Mann hatte den Kleinen daheim und er nahm die Milch problemlos aus der Flasche. Am nächsten Tag durfte er dann ins KH zu mir, bekam ein Bettchen und konnte bei mir bleiben. Ich stillte normal weiter. 3 Wochen später war ich wieder voll genesen und wollte mit unserer Großen zum Kinderturnen. Als wir heim kamen, waren Papa und Baby fix und fertig, da der Kleine die Flasche nicht mehr nahm... Und das wars - er hat nie mehr auch nur einen Schluck Milch aus der Flasche genommen. Inszwischen ist er 9,5 Monate alt und trinkt Wasser etc. aus dem Becher. Gibt es so etwas wie ein Stillpausentrauma - nach dem Motto: Bloß keine Flasche - sonst geht die Mama weg? Habe ein ganz schlechtes Gewissen deswegen:-( LG

Mitglied inaktiv - 28.05.2013, 22:24



Antwort auf: Stillpausentrauma?

Liebe yvi_f, nein, ich denke nicht, dass dein Kind ein Trauma hat, sondern einfach gemerkt hat, dass die Original-Milch viel viel besser schmeckt ;-))). Wenn dich die Schuldgefühle allerdings so sehr plagen, wäre es vielleicht sinnvoll, wenn Du einmal mit einem Therapeuten sprechen würdest. Dieser kann dir helfen, mit dir selbst ins Reine zu kommen und vor allem zu erkennen, dass Du nicht nur eine gute Mutter bist, wenn Du stillst und dass dein Kind JETZT deine Liebe braucht. Bei einem Münchener Psychologen und Arzt, S.K.D. Sulz fand ich in einem Buch einen sehr heilsamen Abschnitt: "Wir Eltern sollten den Mut haben, uns Versäumnisse einzugestehen. Ja, wir haben gravierende Entwicklungshemmungen unserer Kinder verursacht. Das ist nicht zu leugnen. Aber Verursachung ist nicht gleichbedeutend mit Schuld. Wir sind nicht schuld an den Grenzen unserer eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Wir sind nicht schuld an einer eventuellen finanziellen Not, an eigener Arbeitslosigkeit, an der Not des Alleinerziehens nach einer Scheidung, an sonstigen gesellschaftlich oder politisch bedingten Stressoren, denen wir so ausgeliefert sind, dass zu wenig für unsere Kinder übrigbleibt. Wir sind zwar Mutverursacher, aber wir sind nicht schuld an Vergangenem. Und wir tragen Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft." (aus "Als Sisyphus seinen Stein losließ. Oder: Verlieben ist verrückt!", S.K.D. Sulz, CIP Medien 1999) Du warst KRANK und Du hättest dein Kind ja nun auch nicht hungern lassen können. Nur Mut, Babys sind Gott sei Dank mit einer gewissen Robustheit ausgestattet und verzeihen und vergessen schnell. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 28.05.2013