Frage: Stillen und Fläschle parallel?

Liebe Frau Welter, mein Sohn ist jetzt 16 Tage alt, war klein mit 2700g und ist bei den ersten Stillversuchen immer nach drei Zügen, die eher Nuckeln waren, eingeschlafen. Obwohl ich von Hebammen betreut worden bin, hat er zwar ab und zu ein Fläschle bekommen, aber trotzdem letzte Woche viel zu viel abgenommen und wir mussten beinahe in die Kinderklinik, weil er nur noch teilnahmslos war und dann vor lauter Erschöpfung gar nichts mehr wollte. Seit ein paar Tagen und mit Hilfe der jetztigen Hebamme bekommt er regelmäßig die Brust und zusätzlich immer wieder ein Fläschle. Seit er kräftiger ist, trinkt er länger an meiner Brust, braucht für beide Seiten fast ne Stunde. Hinterher mach ich ihm noch ein Fläschle (er will meist nur noch so 50ml), damit ich besser die Kontrolle habe, ob er genug bekommt. Die Hebamme meinte, ich müsse mich jetzt nochmal neu entscheiden, ob ich versuchen will, voll zu stillen oder mit der Fläsche füttern wolle. Im Moment bin ich ganz dankbar und zufrieden mit der Methode, beides parallel laufen zu lassen, zumal auch Papa mal ein Fläschle geben kann und mich etwas entlasten kann, da ich gesundheitlich nicht immer auf der Höhe bin. Trotzdem möchte ich natürlich, dass mein kleiner Spatz möglichst gesund ernährt wird, anderersits habe ich Angst, dass er wieder nicht genug zu sich nimmt. Warum kann man denn nicht beides weiter machen? Gewöhnen die Kinder sich an die Flasche und "merken", dass das bequemer geht? Über einen Tipp von Ihnen wäre ich sehr dankbar. Viele Grüße und Danke für Ihre Antwort, Zeit und Mühe, Isi

von bussen am 28.06.2012, 12:27



Antwort auf: Stillen und Fläschle parallel?

Liebe Isi, genau das ist das Problem, leider passiert es oft, dass ein Baby sich zur Flasche hin abstillt. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat auch einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Sie könnten natürlich auch mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. einem Becher) zufüttern, allerdings pegelt sich so nicht die tatsächlich benötigte Milchmenge ein. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Setzen Sie sich in den nächsten Tagen einmal in einer ruhigen Stunde hin und überlegen Sie, was Sie wollen und wie Sie sich vorstellen, dass Sie dieses Ziel erreichen. Seien Sie dabei auch realistisch: Es ist normal, dass ein Baby 10-12 x in 24 Std. gestillt werden möchte und das eben ein Fulltime Job ist ;-). Wenn Sie dann zu dem Schluss kommen, dass Sie es nochmals mit dem vollen Stillen versuchen wollen, dann suchen Sie sich Unterstützung für den Alltag, so dass Sie viel Zeit und Ruhe haben, sich um Ihr Baby und das Stillen zu kümmern. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 28.06.2012