Hallo Biggi!
Ich habe nächste Woche einen dringenden Termin beim Zahnarzt. Der Doc sagt aber dass die Betäubungsspritzen in die Muttermilch übergehen und daher schaden können. Er sagt aber auch dass eine Betäubung mit einer starken (!) Spritze notwendig ist, da der Nerv gezogen werden muss. Was soll ich jetzt machen? Es stehen einige Termine dieser Art an, also viele Spritzen, zumindest schwache, in einem möglichst kurzen Zeitraum. Soll ich deswegen jetzt abstillen oder ist die Spritze gar nicht so schädlich? Mein Kleiner ist jetzt zwar schon fast 6 Monate alt, allerdings verweigert er bisher sowohl Brei als auch Fläschchen mit Tee oder Saft.
Liebe Grüße
Sabrina
Mitglied inaktiv - 27.03.2002, 11:35
Antwort auf:
Spritze beim Zahnarzt
?
Liebe Sabrina,
eine lokale Betäubung ist kein Grund für eine Stillpause und selbst nach einer Vollnarkose kann eine Frau stillen, sobald sie wieder in der Lage ist, ihr Kind selbst zu halten.
Eine Zahnbehandlung und auch das Ausbohren einer Amalgamfüllung oder auch die Behandlung oder Entfernung eines (Weiheits)zahnes oder Wurzelbehandlung erfordern KEINE Stillpause und auch kein Abpumpen und Verwerfen von Milch.
Ich zitiere dir aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage 2001:
„Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in sehr geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Abschnitt 4.4.10.).
...
Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin) 25 mg/Stunde führte zu Muttermilchkonzentrationen von maximal 0,45 Mg/ml. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze unter 0,1 Mg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht bei Spigset, 1994).
Daten zu anderen Lokalanästhetika liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch Substanzen wie Articain (Ultracain) mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der heute übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen.
...
Empfehlung für die Praxis. Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder kleiner chirurgischer Eingriffe) können Lokalanästhetika auch in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für die Kombination mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach versehentlicher Applikation ist aber keine Stillpause erforderlich."
Das Gleiche gilt für eventuelles Röntgen:
„Röntgenuntersuchungen in der Stillzeit erfordern keine Stillpause, unabhängig davon, welches Organ untersucht wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Mammographie. Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope."
Quelle: s.o.
Sollten nach der Behandlung Schmerzmittel erforderlich sein, so können auch diese so gewählt werden, dass weiter gestillt werden kann.
Deine Zahnarzt kann entweder selbst in „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" nachlesen oder bei der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie Tel.: 030-306 867 11 anrufen. Das Team um Dr. Schaefer hat einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte eingerichtet.
Ich hoffe, die Zahnarztbesuche werden nicht zu unangenehm.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.03.2002
Antwort auf:
Spritze beim Zahnarzt
Liebe Sabrina,
deshalb solltest Du auf gar keinen Fall abstillen! An Deiner Stelle würde ich schon anfangen abzupumpen, am besten nach/zwischen den Malzeiten. Gleichzeitig würde ich auch versuchen dem Baby die abgepumpte Milch "schmackhaft" zu machen - entweder im Fläschchen (es ist nicht einfach!) oder mit der Schnabeltasse, oder mit dem Löffel. Frag am besten wie das Betäubungsmittel heißt und erkundige Dich bei einer Stillberaterin/oder auch hier, wie es wirkt bzw. wie lange Dein Körper braucht, um es abzubauen. Nach der Zahnarztbehandlung kannst dann die benötigte Zeit mit der abgepumpte Milch überbrücken.
Viel Glück!
Mitglied inaktiv - 27.03.2002, 13:21