Hallo, meine Tochter ist jetzt 3 Monate und 1 Woche alt. Seit der 6. Lebenswoche stille ich voll, vorher musste ich etwas zufüttern, da sie schlecht zugenommen hat. Seit ca. 5 Wochen möchte sie nachts teilweise dauerhaft, spätestens aber nach zwei Stunden an die Brust. Vorgestern war ich das erste mal ohne sie weg und es gab pre-Nahrung. Daraufhin schlief sie 6 Stunden am Stück. Danach hab ich ihr wieder die Brust gegeben und die wollte wieder alle zwei Stunden trinken oder nuckeln. Ich habe mir eine Milchpumpe von Medea verschreiben lassen, aber leider kann ich lediglich ein paar Tropfen abpumpen.
Ist es denn gut für das Baby nachts so unruhig zu schlafen? Ich überlege nun abends immer pre-Nahrung zu geben um uns wenigstens ein paar Stunden Ruhe zu gönnen, habe aber auch Angst, dass die Milch abnimmt, da sie bei mir eh recht knapp ist - trotz häufigen anlegen. Meine Tochter schläft im Beistellbett und bleibt dann nachts meistens bei mir im Bett.
Haben sie eine Erklärung? Und einen guten Tipp? Der Schlafmangel macht mir schon zu schaffen.
Vielen Dank.
von
Monique15
am 25.12.2015, 19:01
Antwort auf:
Reicht die Milch?
Liebe Monique15,
es ist nichts verkehrt daran, dass die Kleinen in der Nacht nicht so fest und tief schlafen wie die Großen. Es liegt in der Natur der Sache, denn es scheint dem plötzlichen Kindstod entgegenzuwirken, und es beruhigt die Urinstinkte, die das Kleine immer wieder wach werden lassen damit es sich vergewissern kann, dass es nicht allein zurückgelassen worden ist und den wilden Tieren zum Opfer fallen könnte. Ihre Instinkte wissen eben nicht, dass diese Gefahr heute nicht mehr existiert!!
Es ist also nicht so, dass sie hungrig wäre und deshalb wach wird. Im Gegenteil: es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab einem gewissen Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt.
Wenn du deiner Maus nun abends eine Flasche geben möchtest - und es ist dein "gutes Recht", es zu tun -, dann läufst du tatsächlich Gefahr, dass deine Milchproduktion zurückgeht. Denn gerade das häufige Trinken abends und in der Nacht regt die Prolaktinausschüttung in der Brust an!
Hast du mal geschaut, ob es eine Stillberaterin in deiner Nähe gibt, die euch zielgerichtet unterstützen könnte? Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Vielleicht kannst du mit ihrer Hilfe deine Milchmenge steigern? Du kannst auch beim Stillen die Brustkompression anwenden (s. unten), die dazu führt, dass dein Baby bei gleich langer Stillzeit mehr Milch bekommt.
Übrigens: Das Pumpen erlaubt keinen Rückschluss auf die verfügbare Milchmenge. Denn wenn du dabei den Milchspendereflex nicht ausgelöst bekommst, gibt es nur ein paar Tropfen - dein Baby aber kann großen Mengen heraustrinken!
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen und wünsche dir noch einen schönen 2. Weihnachtsfeiertag!
Lieben Gruß,
Kristina
Brustkompression
"Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein.
Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes:
1. Es bekommt mehr Muttermilch.
2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch).
Die Brustkompression Wie funktioniert sie?
1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand.
2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein.
3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt.
4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt!
5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen.
6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt.
7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt.
8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust.
9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess."
(Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
von
Kristina Wrede
am 26.12.2015