Hallo,
meine kleine Tochter ist zwar kein Schreikind, sie weint aber schon recht viel. Nun schlugen Freunde vor, ich solle doch mal meine Milch testen lassen, ob sie vielleicht einfach nicht nahrhaft genug ist und Elena deshalb nicht satt wird. Nun hatte ich in den letzten Wochen tags wie nachts einen Stillabstand von 2 Stunden, was mich total geschlaucht hat. Dann habe ich vor 2 Tagen angefangen, die Abstände auf 4 Stunden zu ziehen und lenke sie einfach zwischendurch immer so ab, dass sie nicht merkt, dass eigentlich wieder Zeit wäre. I
ch bin jetzt unsicher, ob ich ihr vielleicht doppelt Nahrung vorenthalte: 1. durch nicht nahrhafte Milch und 2. durch die doppelten Stillabstände. Wie kann ich sicher gehen, dass sie genug bekommt, meine Milch Ok ist und wann merke ich dass ich zufüttern muss? Sie ist jetzt viereinhalb Monate alt und ich wollte eigentlich 6 Monate voll stillen. Sie wirkt auch ansonsten sehr happy (wenn sie nicht gerade brüllt) und lacht auch viel. Bei der U4 wurde auch festgestellt, dass sie sich gut entwickelt: vom Gewicht zwar eher leicht, aber voll im Rahmen der normalen Wachstumskurve.
Fragen über Fragen...Kannst Du mir helfen?
Lieber Gruß
Katjuschka
Mitglied inaktiv - 17.09.2004, 21:26
Antwort auf:
Mumi nicht nahrhaft genug (4. Monat)?
Liebe Katjuschka,
es ist ein Ammenmärchen, dass es „zu dünne" oder „zu wenig nahrhafte" Muttermilch gäbe. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren (und leider nicht selten auch mangel oder unterernährt sind), gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies ist ein weiser Schachzug der Natur, um das Überleben der Nachkommen zu sichern. Du kannst daher sicher sein, dass auch deine Milch nahrhaft genug für dein Baby ist.
Ich habe jedoch den Eindruck, dass Du nicht ganz die richtigen Vorstellungen vom normalen Trinkverhalten eines Babys hast und daher einiges falsch interpretiert hast.
Dein Kind weint nicht, weil deine Milch nicht nahrhaft genug ist, sondern weil es nach etwa zwei Stunden einfach wieder Hunger hat!
Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es es braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein.
Hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby:
• mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass“ ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.).
• in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
• eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht
• eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
• Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
• ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein, ansonsten lege wirklich sehr oft an, um deine Milchmenge wieder zu erhöhen.
Vielleicht magst Du dich auch an eine Beraterin vor Ort wenden?
Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 17.09.2004