Kleinkind 20 Monate lässt sich nicht abstillen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kleinkind 20 Monate lässt sich nicht abstillen

Hallo, lese immer wieder begeistert die Tipps und Ratschläge und muss mich jetzt auch mal an Sie wenden! Und zwar versuche ich schon seit längerer Zeit meinen Sohn (fast 20 Monate) abzustillen,was aber absolut nicht funktioniert! Wir waren sogar schon mal längere Zeit komplett vom "einschlafstillen" weg,aber seit zwei Monaten,klappt das einfach nicht mehr!Er wird nun abends vorm schlafen,einmal Nachts und seit ein paar Wochen auch wieder Mittags gestillt!Ohne Brust findet er absolut nicht in den Schlaf;ist total unruhig,schreit und wenn ich ihn auf dem Arm halte,biegt und dreht er sich in alle Richtungen!Er ist seit einigen Wochen am zahnen,was bei ihm schon immer ein Drama war-und nun bekommt er wohl die letzten Backenzähne;zumindest einen von vieren ;-) Gerade eben habe ich versucht,ihn nach dem Mittagessen zum schlafen zu bewegen!Über eine Stunde hat er ganz fürchterlich auf meinem Arm geweint und war teilweise auch so sauer,das er nach mir geschlagen hat,bzw seinen Kopf mit voller Wucht gegen mich gehauen hat!Wenn ich ihn in sein Bett gelegt habe,ist er aufgestanden und hat den Kopf gegen das Gitter geknallt! Irgendwann war ich mit den Nerven so am Ende,das ich dann doch nachgegeben habe und er ist nach kurzer Zeit total erschöpft an meiner Brust eingeschlafen! Ich habe immer sehr gerne gestillt,aber ich stille schon seit längerer Zeit nur noch mit einer Brust und meine Brustwarze ist schon total wund,rissig und blutet teilweise schon!Hab jedes Mal Angst vorm erneuten anlegen!Aber gleichzeitig tut es mir auch so leid,ihm die Brust zu verweigern! Hatte gehofft,das er sich irgendwann selbst abstillt,aber so sieht es ja im Moment nicht aus!Kann es sein,das es nur am zahnen liegt?Er isst sonst über den Tag eigentlich recht gut,trinkt aber nachts auch richtig,also nuckelt nicht nur!Mit Wasser oder Milch aus dem Becher(Flasche kennt er nicht) brauche ich ihm gar nicht zu kommen! Leider bin ich im Moment so mit den Nerven am Ende,das ich keine Kraft habe,ihn länger schreien zu lassen!Fände es auch nicht schlimm,wenn er nur noch einmal Nachts trinken würde oder vorm schlafen,aber Mittags ist einfach zuviel! Unterstützung habe ich leider auch keine,so das ich ihn mal abgeben könnte! Was würden Sie mir raten?Hab vor allem Angst,das ich mich ihm gegenüber total inkonsequent verhalte bzw er schon weiß,das je länger er schreit und zetert,er am Ende doch noch an die Brust darf-was ja heute der Fall war!Hab ihm versucht,die ganze Zeit zu erklären,das Mama´s Brust weh tut,und ganz doll aua hat,aber das wurde völlig ignoriert! Liebe Grüße

von Leia am 28.10.2013, 13:24



Antwort auf: Kleinkind 20 Monate lässt sich nicht abstillen

Liebe Leia, Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen. Dein Sohn spürt, dass Du dich ihm entziehen willst und das macht ihn unsicher, so dass er noch mehr „klammert", noch stärker deine Nähe und die Geborgenheit an der Brust sucht. Das Abstillen jetzt mit aller Macht „durchziehen" zu wollen, wird viel Kraft und Tränen bei allen Beteiligten fordern. Vielleicht kannst Du dich noch ein wenig gedulden und erst einmal wieder etwas Ruhe einkehren lassen. Sobald sich dann die Situation etwas entspannt hat und wenn Du für dich ehrlich alles Für und Wider des Abstillens abgewogen hast und dir dann sicher bist, dass Du abstillen willst (oder vielleicht eben doch nicht: ), überlege dir, wie Du das Abstillen angehen wirst. Wichtig ist es, dass DU ÜBERZEUGT bist und das deinem Kind so auch zeigst. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind abstillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann "Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für "geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist, dass Du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn Du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Abstillen, dann wird dein Kind fühlen "Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Fällt deine Entscheidung für das Weiterstillen, bedeutet dies keineswegs zwingend, dass dein Kind noch jahrelang gestillt werden will, im Gegenteil: es kann sein, dass dein Kind sich dann sehr bald von selbst abstillt, eben weil es auch dann nicht mehr mit einem Zwiespalt leben muss. Du könntest dir dann von einer Kollegin vor Ort einmal beim Stillen zusehen lassen, denn irgendwas stimmt wohl an der Anlegetechnik nicht, sonst würde das Stillen nicht schmerzen. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du allmählich und mit viel Liebe vorgehst und nicht zu schnell die Geduld verlierst. Denke daran, dass das Stillen für dein Kind viel mehr ist, als nur Ernährung. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 28.10.2013



Antwort auf: Kleinkind 20 Monate lässt sich nicht abstillen

Hallo, das sind schwierige Zeiten, wenn die Kleinen mit ihrem Gehirnwachstum oder Zähnen oder anderem herumlaborieren. Für mich gilt immer: Wenn es dem Kind schlecht geht (egal, warum), dann darf es, was wir sonst nicht mehr machen. Das hat sich bewährt. Die wilden Warnungen, ich würde meiner Kleinen damit ja "schlechte Angewohnheiten" wieder angewöhnen, haben sich nicht als richtig erwiesen. Richtig ist: Sie nimmt das Entgegenkommen sehr dankbar an, und wenn es ihr wieder gut geht, braucht man nicht sehr lange zu verhandeln, damit sie wieder das schafft, was sie vorher schon konnte. Ich möchte Dich beruhigen. Diese Angst vor Inkonsequenz ist weder hilfreich noch passt das zu unseren Kindern. Auch mit 24 Monaten braucht mein Kind mich gerade tagsüber wieder mehr zum Stillen. Ich biete dann immer erst mal Alternativen an, aber wenn sie es dringend braucht, dann ist das so, und dann gebe ich es ihr auch. Das vergeht wieder. Wir haben das schon so oft erlebt. Nimm Dir den Druck, still Dein Kind in den Schlaf (aber ganz genau aufs richtige Anlegen achten, denn das macht die Brust sonst wund, wenn man da schlampig ist, hab ich auch schon erlebt), und wenn es schläft, gönn Dir selbst mal ein bisschen Ruhe. Du kannst auch die andere Brust wieder aktivieren, damit der Wechsel Dir Erleichterung bringt. Schau doch mal, ob er das hin und wieder mitmacht, damit sich dort auch wieder Milch bildet. Ein Beispiel, wie es bei uns beim letzten Infekt war: Vorher: Abends stillen, Papa legte Kind ins Bett, Kind schlief bis mindestens halb fünf oder länger und den Rest den Morgens kuschelstillten wir dann schlafend. Mittags in den Schlaf stillen, Kind schlief ca. 1,5 h und brauchte dann noch mal "Verlängerung". Ich leg mich dann dazu, stille sie, lese dabei oder schlafe selbst. Sehr entspannend! Beim Infekt: Kind stillte die ganze Nacht in kurzen Abständen, schlief aber gut, weinte selten. Mittags wachte sie schon nach 1/2 h auf, weil sie Verlängerung brauchte. Kriegte sie. Nachher: Wir haben ihr erklärt, dass sie nun wieder nachts schlafen kann, Papa daneben, und dass sie morgens wieder mit Mama stillkuscheln darf, wenn Papa aufsteht. Sie hat ein bisschen genörgelt (wirklich nur genörgelt, also einfach versucht, ob es nicht doch anders geht), aber dann hat sie es zufrieden akzeptiert und schläft nun wieder genau wie vorher. Mittags schläft sie wieder 1,5 h oder länger, bevor sie eine "Verlängerung" braucht (sie schläft insgesamt 3h). Ich hab anfangs auch immer daran geglaubt, dass man bloß konsequent sein muss, egal zu welchem Preis. Aber ich habe durch mein Kind gelernt, dass es bei diesen Dingen oft nicht um Wollen, sondern um Brauchen geht. Wenn es Wollen ist, merkt man das und kann es erklären und mit Geduld darauf hinarbeiten. Dann dauert aber das Schreien auch nicht lange, sondern das Kind merkt schnell, dass das nun so ist wie Mama und/oder Papa es sagen. Wenn das Kind aber ein wichtiges elementares Bedürfnis hat (und stillen, vor allem zum Schlafen, wenn es ihnen nicht gut geht ist so ein elementares Bedürfnis), dann kannst Du dem nachkommen, bis es das nicht mehr braucht. Du "verdirbst" damit Dein Kind nicht, sondern bist Beispiel in Sachen Freundlichkeit und liebevollem Entgegenkommen. Diesem Beispiel kann dann Dein Kind folgen, wenn Du dann mal nicht gut kannst, weil es ja gelernt hat, von Dir, wie das geht. Ich wünsche Dir ganz erholsames, gemütliches Kuscheln mit Deinem Kleinen. Genieße es einfach und vergiss den Kram mit der Konsequenz, bis Dein Kind sein aktuelles Problem gelöst hat (Zähne, Schub, was auch immer). Liebe Grüße Sileick

Mitglied inaktiv - 28.10.2013, 14:37



Antwort auf: Kleinkind 20 Monate lässt sich nicht abstillen

Hallo Leia, ich denke, Du hast einen wichtigen Punkt angesprochen: die Backenzähne kommen. Diese Zähne sind bei manchen Kindern, auch unserer Kleinen) einfach die schlimmsten beim Wachsen, und sie brauchen einen dann noch viel mehr. Und gerade in so einer Phase würdest Du Ecuh beiden nichts Gutes tun, wenn Du jetzt ein Abstillen unbedingt durchsetzen willst. Schaffst Du es noch ein wenig? Dann halte durch, bis es ihm besser geht. Übrigens war es bei uns direkt vor dem natürlichen Abstillen so, dass unsere Kleine auch noch mal mehr oder öfter stillen wollte, und dann hat sie langsam aber sicher immer mehr Tage dazwischen ohne Stillen verbracht, und dann wars irgendwann und fast unbemerkt zuende :-) Bei der nächsten Krankheit (Magen-Darm) war ich dann traurig, ihr nicht mehr mit meiner Milch helfen zu können, denn früher ging es ihr immer viel schneller besser. Und ein paar Wochen nach dem Abstillen hat sie dann irgendwie jeden Infekt 'mitgenommen', der an ihr näher vorbeiflog. Gerade beim Zahnen ist das mit den Infekten und der Ansteckung ja immer schneller möglich, das wäre noch ein weiterer Grund, noch etwas zu warten. Übrigens half die Lansinoh-Salbe (so geschrieben?) mir ganz gut, auch als unsere Kleine schon älter war. Sie hat sich mit gut zwei Jahren abgestillt (ich weiß gar nicht so genau, wann, irgendwann wars vorbei), und durchgeschlafen hat sie mit ganz kurz nach ihrem 2. Geburtstag, und seitdem auch zuverlässig und dauerhaft!!! Zwei mal hats nicht geklappt, da war sie doll krank. Ist aber dann sehr schnell wieder eingeschlafen. Alles Gute für Euch! LG Britta

von brittawirdmama am 01.11.2013, 23:17



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