Guten Tag,
Ich weiß leider nicht mehr weiter, weswegen ich Sie um Rat frage.
Mein Sohn ist 12 Wochen alt und trinkt sehr schlecht.
Dadurch, dass es Komplikationen bei der Geburt gab, konnte ich ihn erst nach drei Tagen stillen und musste ihn dennoch immer danach ein Fläschchen geben, dass hat sich bis heute so gehalten.
Das Problem was wir aber haben ist, dass er sich weigert an der Brust zu trinken. Nachts klappt es super und das ist die einzige Zeit in der er auch keine Flasche braucht. Tagsüber gebe ich immer nach der Brust die Flasche. Seit drei Wochen Stelle ich aber fest, dass er sofort anfängt hysterisch zu weinen, wenn ich ihn anlegen möchte. Auch beim hinlegen für die Flasche schreit er unentwegt. Beim Papa fängt es nicht sofort an, aber auch da mag er es überhaupt nicht. Dadurch trinkt er vielleicht maximal 200 ml über den Tag. Wir haben jegliche Positionen ausprobiert, mehrfach Bauerchen, Pausen beim Trinken, Milchspenderreflex abgewartet, aber er schreit, wie als hätten wir ihn wehgetan. An Stress kann es nicht liegen, da ich an sich eine ruhige und geduldige Person bin. Ich hoffe einfach nur, dass es sich bessert, gibt es Tipps wie ich ihm helfen kann, dass er es wieder mag an meiner Brust zu sein? Er mag es generell nicht in der Position gehalten zu werden. Bin ich eine schlechte Mutter und merkt er es und will daher nicht zu mir?
Eine weitere Frage hätte ich noch, ist es möglich vollzustillen, obwohl man immer Fläschchen gab? Genug Milch besitze ich. Ich würde ihn nur so gerne vollstillen.
Mfg
Eva
von
Saneva
am 29.06.2022, 22:41
Antwort auf:
Baby weint beim Trinken
Liebe Eva,
das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird.
In der Nacht klappt es dann gut, weil das Baby im Schlaf noch instinktiv saugt.
Du solltest deshalb wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Hast du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört. Das kann in deinem Falle hilfreich sein und solltest du der Flaschenfütterung vorziehen.
Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben.
Bitte wende dich an eine Kollegin vor Ort, die Euch sehen kann und so sehr viel gezielter beraten kann! Sie kann das Saugverhalten beurteilen und dir Tipps geben, wie du dein Baby an die Brust führen kannst und es zum Vollstillen schaffst.
Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 30.06.2022