Guten Tag,
ich stehe vor einem kleinen Problem. Ich hole mal ein bisschen aus :) Meine Tochter ist nun neuneinhalb Monate alt und ich habe sie bis zum sechsten Monat voll gestillt. Ab dem sechsten Monat haben wir dann Schritt für Schritt die Beikost eingeführt. Das klappt auch ganz gut, außer dass sie den Milchbrei nicht so gerne hat.
Mittlerweile sieht ihr Tagesessensplan wie folgt aus:
Morgens: Scheibe Dinkelbrot mit Frischkäse, Putenbrust oder Mandelmus, zum Knabbern Obst oder Gürkchen, neuerdings ein bisschen Milchbrei mit PRE angerührt (gehe ich später weiter drauf ein)
Mittags: Gemüse-Kartoffel-Fleisch Brei, Obstmus (sämtliche Gemüsesorten und auch Reis und Vollkornnudeln, Obst ebenfalls sehr viele Sorten)
Nachmittag: Getreide-Obst-Brei
Abend: Milch-Getreide Brei mit einem Klecks Obst
Nachts: Stillen 2-4 Mal
Tagsüber zwischendurch oder wenn wir unterwegs sind knabbert sie gern auch an selbstgebackenen Dinkelstangen, Möhren, Dinkelwaffeln oder Zwieback herum.
Beim Getreide haben wir auch schon einiges ausprobiert. Couscous, Polenta, Haferflocken, Hirse, Dinkel usw.
Wasser liebt sie und erhält sie natürlich zu allen Mahlzeiten reichlich und zwischendurch sowieso. Hier kommt sie auf etwa 200ml täglich.
Nun zum eigentlichen Problem. Da ich bald wieder zur Arbeit muss, möchte ich so langsam mal ans abstillen denken. Ich stille ja nur noch nachts. Da die Kleine leider keine pure PRE Milch trinken mag und nur mit Müh und Not und viel Gejammer den Abendbrei akzeptiert, haben wir uns entschlossen, ihr auch morgens nochmal Milchbrei anzubieten, damit sie auf die empfohlene 400-500 ml Milchmenge am Tag kommt. Solange ich nachts stille, kommt das auch hin von der Menge. Morgens und Abend jeweils ca 150 ml Milchbrei plus MuMi nachts. Mein Plan war eigentlich, dass sie statt der Stillmahlzeiten nachts, morgens und abends jeweils eine Flasche PRE erhält. Falsch gedacht. Akzeptiert sie nicht. Wir haben bereits 5-6 verschieden Sorten probiert, etliche Becher und Flaschen versucht. Sie mag es einfach nicht. Sie trinkt nichtmal meine Muttermilch aus der Flasche. Bloß ihr geliebtes Wasser. Was gibt es alternativ noch für Möglichkeiten, damit sie auf ihre Menge kommt und ihr Kalziumbedarf gedeckt ist? Ich bin langsam ratlos. Meine Hebamme rät von Kuhmilch im ersten Lebensjahr ab. Der Kinderarzt hingegen rät unbedingt dazu, um spätere Unverträglichkeiten zu verhindern. Laut Kinderarzt soll ich ihr Joghurt anbieten und den Abendbrei mit Kuhmilch anrühren. Auf jeden Fall soll ich vom nächtlichen Stillen wegkommen, in Hinsicht auf Karies. 4 Zähnchen hat sie bereits. Wäre das mit der Kuhmilch eine Möglichkeit für uns? Aber was, wenn sie die auch nicht akzeptiert? Und wenn ja, müsste ich ihr schon morgens und abends eine Flasche Kuhmilch geben, damit sie auf die Menge kommt. Ich habe aber Bedenken wegen der Kuhmilch für ein 9,5 monatiges Baby. Was denkend Sie? Haben Sie einen Rat? Und noch eine Frage. Ist Wasser nachts ok? Der Kinderarzt meint, in dem Alter soll man nachts gar nichts mehr anbieten.
Vielen Dank vorab :) und liebe Grüße, Marlene
von
Julischka29
am 23.04.2020, 15:12
Antwort auf:
Abstillen, aber Baby 9,5 Monate alt verweigert PRE Milchnahrung
Liebe Marlene,
im ersten Lebensjahr ist Milch die Hauptnahrungsquelle und es soll und darf nach Bedarf gestillt werden.
Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet entgegen der immer wieder geäußerten Meinung dem Karies Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, schon gar nicht die Schneidezähne (!), da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort direkt geschluckt wird. Die Milch läuft ja aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch.
Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens.
Karies wird durch ein Bakterium verursacht (streptococcus mutans), das die meisten Erwachsenen in ihrem Mund haben. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist sein Mund in aller Regel noch frei von diesem Bakterium und meist bleibt dies zumindest so lange so, bis der erste Zahn da ist, bei manchen Kindern kommt es auch erst deutlich nach dem ersten Zahn zu einer Besiedelung mit Streptococcus mutans. Ein ganz wesentlicher Übertragungsweg ist übrigens das Ablecken eines runtergefallenen Schnullers durch die Mutter (oder sonst einen Erwachsenen) und das gemeinsame Benutzen eines Löffels oder das Vorkosten des Breis mit dem gleichen Löffel, wie er zum Füttern benutzt wird.
Ob ein Mensch (vermehrt) Karies bekommt oder nicht, hängt auch noch von weiteren Faktoren ab: wie gut oder schlecht hat sich die Mutter in der Schwangerschaft ernährt; waren in der Schwangerschaft Antibiotika notwendig; hatte die Mutter in der Schwangerschaft Erkrankungen, die mit hohem Fieber einhergingen; kommen in der Familie genetisch bedingt gehäuft Schmelzdefekte vor; ist das Kind zu früh geboren ...
Hier kannst du ein sehr informatives, fundiertes Video dazu anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=sbhR1gmUms4
Generell wird empfohlen, dass mit Kuhmilch und Kuhmilchprodukten gewartet wird, bis das Kind ein Jahr alt ist, es gibt aber auch Meinungen, die sagen, dass es ab zehn Monaten schon kein Problem sei, Milchprodukte einzuführen.
Du kannst einfach noch weiterstillen in der Nacht, Dein Kind braucht das Saugen noch und Du musst nicht noch extra aufstehen und eine Flasche zubereiten.
Wenn Du abstillen möchtest, bleibt Di nichts übrig, als immer wieder die Flasche anzubieten.
Anfangs könntest Du abgepumpte Muttermilch mit Säuglingsmilch mischen und dann immer weiter strecken, das klappt meist ganz gut.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 23.04.2020
Antwort auf:
Abstillen, aber Baby 9,5 Monate alt verweigert PRE Milchnahrung
LLLiebe Biggi :),
herzlichen Dank für die rasche und sehr informative Antwort. Ich werde nun meinen Plan des Abstillens noch einmal überdenken. Vielleicht wäre es einfach das Beste, sie bis zum 1. Lebensjahr nachts nach Bedarf noch weiterzustillen und dann könnte ich guten Gewissens mit Kuhmilchprodukten beginnen.
Darf ich dich noch nach deiner Meinung zu unserem Essenplan fragen? Ist da alles soweit ok?
Herzlichen Dank und liebe Grüße, Marlene
von
Julischka29
am 24.04.2020, 10:50