Hallo Biggi! Brauche deinen Rat dringend - meine Tochter wird diese Woche 4 Monate und bisher wird sie voll gestillt. In den letzten Wochen ändert sich ihr Trinkverhalten- sie trinkt zwar weiterhin fleißig (etwa 6-7 Mal tagsüber und 1-2 Mal in der Nacht), aber nicht länger als 7-8 Minuten maximal. Besonders früh morgens trinkt sie weniger und es bleibt in meinen Brüsten immer sehr viel Milch - es gibt dann richtige dicke Stellen, die auch Schmerzen.
Jetzt möchte ich diese Rest-Milch abpumpen und einfrieren ("für schlechte Zeiten"). Wie soll ich vorgehen? kann ich einige male am Tag abpumpen, das Fläschen im Kühlschrank aufbewahren und dann am Ende des Tages einfrieren oder darf man die Milch nicht mischen, indem man mehrmals abpumpt?
Ich habe die Pumpe und die Fläschchen von Avent - kann man diese zum einfrieren benutzen? Vielen Dank im voraus
Daniela
Mitglied inaktiv - 04.08.2004, 09:11
Antwort auf:
Abpumpen und Aufbewahrung von Milch???
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Liebe Monika,
Eine Zahnarztbehandlung, auch eine Wurzelbehandlung mit Betäubung usw., verlangt KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch!
Ich zitiere hierzu aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage 2001:
„Lokalanästhetika:
Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in sehr geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Abschnitt 4.4.10.).
...
Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin) 25 mg/Stunde führte zu Muttermilchkonzentrationen von maximal 0,45 Mg/ml. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze unter 0,1 Mg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht bei Spigset, 1994).
Daten zu anderen Lokalanästhetika liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch Substanzen wie Articain (Ultracain) mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der heute übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen.
...
Empfehlung für die Praxis. Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder kleiner chirurgischer Eingriffe) können Lokalanästhetika auch in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für die Kombination mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach versehentlicher Applikation ist aber keine Stillpause erforderlich."
Das Gleiche gilt für eventuelles Röntgen:
„Röntgenuntersuchungen in der Stillzeit erfordern keine Stillpause, unabhängig davon, welches Organ untersucht wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Mammographie. Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope."
Auch Schmerzmittel können bei Bedarf so gewählt werden, dass sie mit dem Stillen vereinbar sind.
Ich hoffe, die Behandlung wird nicht zu schlimm.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 05.08.2004
Antwort auf:
Abpumpen und Aufbewahrung von Milch???
Und noch etwas ist mir eingefallen - gestern habe ich bei der zahnärztin erfahren, daß ich leider eine Zyste im Mund habe und das kann mit einer Betäubung entfernt werden. Kann diese beim Stillen schaden? Dann sollte ich wirklich sicherheitshalber etwas Milch vorrätig haben, damit ich zumindest 1-2 Malzeiten so überbrücken kann.
Danke!
Mitglied inaktiv - 04.08.2004, 09:16
Antwort auf:
Abpumpen und Aufbewahrung von Milch???
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Liebe Daniela,
wenn Du nicht auf Dauer mehr Milch bilden willst, als dein Kind braucht, ist es sinnvoll, immer nur gerade so viel Milch vorsichtig abzupumpen, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Du dich wieder wohl fühlst. Wenn Du mehr pumpst, wird der Brust ein höherer Bedarf vorgegaukelt und die Milchmenge bleibt über dem tatsächlichen Bedarf.
Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch:
Bei Raumtemperatur
Reife Muttermilch
• 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996)
• 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987)
• 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985)
Im Kühlschrank
Reife Muttermilch
• 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994)
Im Tiefkühlgerät
• 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank
• 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird)
• 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant - 19 ° C.
(Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997)
Milch die über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg abgepumpt wird kann gesammelt, zusammengeschüttet und dann eingefroren werden. Es hat sich bewährt die Milch in kleinen Portionen (etwa 50 bis 60 ml) einzufrieren. Diese kleinen Mengen sind schnell aufgetaut und erwärmt und es muss nicht so viel Milch weggeworfen werden, wenn das Baby nicht alles trinkt.
Es ist möglich frisch abgepumpte Milch auf bereits gefrorene Milch zu geben, vorausgesetzt die Milch wurde zunächst gekühlt und es ist nicht mehr frische Milch als bereits gefrorene Milch.
Wenn Milch für eine voll ausgetragenes, gesundes Baby zu Hause (nicht im Krankenhaus) abgepumpt wird, reicht es, die Pumpe einmal täglich zu sterilisieren und ansonsten nach jedem Gebrauch gründlich mit heißem Wasser zu reinigen und trocknen zu lassen.
Gefrorene Muttermilch ist schonend aufzutauen (keine Mikrowelle!!!). Entweder sehr langsam über 24 Stunden im Kühlschrank bei +4°C oder bei Raumtemperatur. Im Notfall kann die Milch auch schnell unter fließendem kaltem oder lauwarmen Wasser (max. 37°C) aufgetaut werden. Flaschenwärmer ist auch möglich, aber bitte das Wasser immer wechseln. Beim Füttern sollte die Milch etwa Körpertemperatur haben. Ist die Milch aufgetaut, muss sie sofort bis zum Verbrauch wieder in den Kühlschrank. Aufgetaute Muttermilch kann für 24 Stunden ungeöffnet bei +4°C aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen des Gefäßes muss aufgetaute Muttermilch bei +4°C aufbewahrt und innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden. Reste einer erwärmten Muttermilchmahlzeit müssen weggeworfen werden und Muttermilch kann nicht über einen längeren Zeitraum hinweg warmgehalten werden.
Bei der Wahl des Gefäßes muss darauf geachtet werden, dass es gut zu reinigen ist, eventuell sterilisiert werden kann, lebenmittelecht ist und dicht verschlossen werden kann. Falls Du Muttermilch in Kunststoffbeuteln einfrieren willst, sollten diese nicht aus Polyethylen bestehen. (Es gibt spezielle Beutel zur Aufbewahrung von Muttermilch).
Du kannst Muttermilch in Glas oder Kunststoffflaschen einfrieren, dabei solltest Du beim Einfüllen jedoch etwa zwei Platz lassen, damit sich die Milch beim einfrieren ausdehnen kann, ohne dass die Flasche platzt.
Am einfachsten ist es, wenn Du die Milch gleich in die Flasche, in der Du sie aufbewahren willst abpumpen, so vermeidest Du das Umschütten, bei dem Milch verschüttet und verunreinigt werden kann.
So, das war jetzt ein Schnellkurs über das Abpumpen, die Aufbewahrung und Behandlung von abgepumpter Muttermilch. Ich hoffe, damit deine Frage beantwortet zu haben, wenn noch etwas offen geblieben ist, einfach nochmals fragen. Am besten sprichst Du aber noch einmal ausführlich direkt mit einer Kollegin vor Ort über das Abpumpen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 05.08.2004