Frage: Infektion durch Teigkneten

Sehr geehrter Dr. Karle,   ich habe gestern einen Hefeteig gemacht, ohne Eier aber eben mit Mehl und frischer Hefe. Dabei habe ich nach dem Gehen des Teiges (30 Minuten bei 50 Grad im Ofen) den Teig geknetet und mir ist danach aufgefallen, dass ich durch sehr trockene Haut kleine offene Stellen an den Händen habe. Sie haben nicht geblutet, aber waren definitiv offen (wie so kleine Schnitte).  Ich habe gelesen, dass auch in Mehl Listerien sein können (in frischer Hefe auch?). Ungefähr eine Stunde nach dem Teigkneten sind die Stellen auch gereizt gewesen und haben weh getan (während des Backens haben sie nicht geschmerzt). Entzündet sind sie glaube ich nicht, ich habe dann Bepanthen gecremt und seitdem ist es deutlich besser geworden und Bepanthen ist meines Wissens ja nicht entzündungshemmend. Können durch offene Hautstellen Listerien in den Körper gelangt sein? Also kann ich mich durch die Hände infiziert haben? Ich mache mir gerade große Sorgen, dass ich mich auf dem Wege infiziert habe..   Vielen Dank schonmal!  Deine Schwangerschaftswoche: 24

von Sarah4567 am 04.03.2024, 07:25



Antwort auf: Infektion durch Teigkneten

Guten Tag,   die beschriebene Situation stellt kein typisches Infektionsereignis für eine Listeriose dar. Hier ein passr Informationen bzgl. Listerien. Alles gute wünscht Ihnen. Dr. Christian Karle Listeria monocytogenes befindet sich im Boden und im Wasser. Gemüse kann durch die Erde oder durch Jauche verunreinigt werden, die als Düngemittel verwendet wird. Tiere können das Bakterium in sich tragen, ohne krank zu werden und deshalb können das Fleisch und Molkereiprodukte verunreinigt sein. Das Bakterium hat man in vielen rohen Produkten, wie zum Beispiel ungekochtem Fleisch und Gemüse, wie auch in Lebensmitteln, die nach der Zubereitung verunreinigt wurden, wie z.B. Käse und ausgekühlten Fleischstücken, gefunden. Listerien werden durch Pasteurisieren und durch Erhitzen abgetötet. Deshalb sollte z.B. Fleisch auch genügend erhitzt werden Auch wenn die Herstellung und Zubereitung von Lebensmitteln einwandfrei ist, ist eine nachträgliche Verunreinigung möglich. Die Kontamination der Käse mit Listerien kann entweder über Rohmilch oder während der Käseherstellung von kontaminierten Geräten ausgehen. Durch Pasteurisieren der Milch können die Listerien abgetötet werden. Listerien reichern sich besonders in der Rinde von Weichkäsen (z. B. Romadur, Limburger) und Schimmelkäse (Blau- und Weißschimmelkäse) an. Dabei ist ausschließlich die Rinde betroffen, da Listerien ein alkalisches Milieu benötigen, das hier während der Reifung entsteht. Durch laufende Kontrollen der produzierten Käse und verbesserter Hygienemaßnahmen konnte in der Bundesrepublik das Auftreten von Listerien in Käse verringert werden." (Deutsche Gesellschaft für Ernährung). Rohmilchkäse ist höchstens auf 40 Grad erhitzt (beim herkömmlichen Käse werden durch das starke Erhitzten (Pasteurisieren) der Milch etwa 99 % der natürlichen Bakterien abgetötet), dadurch bleiben im Rohmilchkäse die Keime erhalten, wodurch er ein vollmundigeres Aroma bekommt. Dadurch können eventuell in der Milch vorhandene Keime in den Käse gelangen. Nach veterinärmedizinischer Begutachtung ist der Verzehr eines lang gereiften, harten Rohmilchkäses nach dem Typ Edamer oder Emmentaler wesentlich weniger bedenklich, als der eines frischen Rohmilchkäses, der aus dem Quark direkt gewonnen wird. Frische Weichkäse können eher gesundheitsgefährdende Keime enthalten als Hartkäse, die monatelang lagern. Schwangere haben gegenüber der Normalbevölkerung ein zwölffach höheres Risiko, eine richtige Infektion und nicht nur eine Besiedelung mit Listerien durchzumachen. Allerdings verläuft die Infektion in den meisten Fällen nicht dramatisch. Sie äußert sich in mäßigem Fieber, geringem Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen; also mit den Symptomen eines grippalen Infektes beziehungsweise einer Harnwegsinfektion. Charakteristische Hinweise auf eine Listeriose fehlen, eine Abgrenzung zur Grippe beziehungsweise anderen Infektionen ist nicht gegeben, so dass eine gezielte Suche nach den Bakterien in der Regel unterbleibt. Während der oft nur kurzen fiebrigen Krankheitsperiode der Mutter können die Listerien – im Gegensatz zu den allermeisten anderen Bakterien – die Plazentaschranke passieren und in den Foetus eindringen. Kurzfristig entwickelt sich eine lokale Infektion der Plazenta (Plazentitis). Da das unreife Kind im Mutterleib noch keine adäquaten Abwehrmechanismen hat, ist es stark gefährdet. Je nach Alter der Schwangerschaft kommt es zur Fehlgeburt oder zu mehr oder weniger starken Infekten verschiedener Organe des Kindes . Wie häufig ist jedoch eine Listeriose? Die konnatale Listeriose (Infektion unter der Geburt) wird etwa nur 30- bis 40-mal pro Jahr registriert Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt für diese Infektion für das Jahr 2005 etwa eine Inzidenz von 5 pro 100.000 an. Laut des statistischen Jahrbuchs des Robert-Koch-Instituts 2010 kamen bundesweit 22 konnatale (um den Zeitpunkt der Geburt herum) Infektionen zur Meldung. Etwa 85% der Erkrankten sind nicht schwangere Personen. Janakiraman V. spricht von etwa 12 pro 100.000 schwangerschaftsassoziierten Fällen. "Im Zeitraum 2004–2011 wurden 188 Fälle einer schwangerschaftsassoziierten Listeriose gemeldet (die Listeriose ist meldepflichtig, Anmerkung V.B.). Dieses entspricht ca.6 % der übermittelten Listeriose-Erkrankungen in Deutschland." (Preußel, K., Werber, D., Stark, K.). Kann Listeriose verhindert werden? Die generellen Hygienerichtlinien empfehlen für die Verhinderung von Listeriosen die gleichen Maßnahmen wie zur Vorbeugung anderer durch verunreinigte Lebensmittel verursachter Erkrankungen (z.B. Salmonellen). Generelle Empfehlungen: • Kochen Sie rohes Essen von Tieren, wie Rind, Schwein und Geflügel immer ganz durch • Waschen Sie rohes Gemüse gründlich bevor Sie es essen • Halten Sie bei der Zubereitung rohes Fleisch strikt fern von Gemüse und von gekochtem Essen und essfertigen Lebensmitteln • Vermeiden Sie rohe (unpasteurisierte) Milch oder Nahrungsmittel, die aus roher (unpasteurisierter) Milch hergestellt wurden • Waschen Sie sich die Hände, Geschirr und Geräte, die mit rohen Lebensmitteln in Berührung gekommen sind. Bei Verdacht oder der Diagnose eine Listeriose kann mit einer antibiotischen Behandlung Schaden abgewendet werden. Es sollte aber immer der behandelnde Arzt entscheiden, ob er in einem solchen Fall wirklich die Abklärung einer Listerioseinfektion für geboten hält. Das The American College of Obstetricians and Gynecologists spricht sich im Fall des vermeintlichen Kontaktes zu Listerien (das bedeutet, das verzehrte Lebensmittel war erwiesenermaßen mit Listerien infiziert gewesen) zu folgendem Vorgehen aus: Keine Symptome: keine Maßnahmen Patient ist symptomatisch und hat kein Fieber: zuwarten, beobachten. Blutkulturen können in Erwägung gezogen werden. Patient ist symptomatisch (grippeähnliche Symptome, wie Muskelschmerzen, Beschwerden im Bauch oder Rücken, ÜbelkeitErbrechen oder Durchfall) und hat Fieber: Diagnostik mit Blutkulturen und Antibiotikatherapie Es wird also nur bei begründbarem klinischen Verdacht auf eine Listerieninfektion bei der Schwangeren eine Diagnostik veranlasst werden. Dieses ist in aller Regel dann nicht der Fall, wenn die Schwangere versehentlich rohes Fleisch, Rohmilchkäse oder ähnliches verzehrt hat. Sinnlos und überholt ist ein Antikörpernachweis, da es sehr viele falsch negative (Antikörper werden erst spät, bei Immunsuppression gar nicht gebildet) und auch falsch positive Ergebnisse gibt (Kreuzreaktivität mit vielen anderen Bakterien durch Antigengemeinschaft).  

von Dr. med. Christian Karle am 04.03.2024



Antwort auf: Infektion durch Teigkneten

Du konstruierst dir da etwas Seltsames zurecht. Listerien werden nicht durch die Haut übertragen...

von Andrea6 am 04.03.2024, 08:12



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Infektion

Sehr geehrter Herr Karle, Vorgestern hatte ich einen Hautarzttermin, bei dem ich mir eine etwas größere Stil Warze am Inneren Oberschenkel neben der Scheide entfernen ließ. Da ich am Morgen etwas in Eile war, nahm ich blind eine Unterhose aus dem Schrank und stellte erst am Abend fest, dass ich diese Unterhose bestimmt seit mehreren Jahren nich...


Fehlgeburt durch Infektion?

Hallo, ich konnte heute positiv testen, trotz das ich noch ein paar Tage vor der zu erwartenden Regel bin. ich habe folgendes Problem: ein paar Tage vor Eisprung hat meine Gyn einen Abstrich genommen. Und nach dem Eisprung kam heraus das ich eine bakterielle vaginose habe. Diese wurde die letzten 6Tage behandelt und ist zu heute abgeschlosse...


Ringelröteln-Infektion VOR Schwangerschaft

Sehr geehrter Herr Dr. Karle,  bisher bin ich Ringelrötel-negativ. Aktuell gehen aber überall (auf der Arbeit- ich bin Logopädin- und in der Kita meiner Tochter) Ringelröteln rum. Wenn ich mich nun akut infizieren würde - wie lange danach sollte man NICHT schwanger werden? Ich habe gelesen, dass das Virus monatelang im Blut nachweisbar bleib...


Wie wahrscheinlich Infektion mit Listerien?

Hallo Herr Dr. Karle, ich bin zur Zeit in der 36 SSW. Und seit einer Woche ungefähr habe ich breiigen Stuhlgang. Was mich stutzig macht, ist dass ich seit ungefähr drei Wochen Eisentabletten nehme und ich davon von Beginn an Verstopfungen hatte.  Vor vier Wochen genau habe ich einen Hamburger mit Salat gegessen. Könnte der breiige Stuhlgang ...


RSV Infektion in der Schwangerschaft

Hallo Herr Dr. Karle,   meine Tochter war letzte Woche krank nun geht es ihr besser und ich habe Halsschmerzen, leichten Husten und Schnupfen.  Nun hatte ich einen Kombitest zuhause und der ist positiv auf den RSV Erreger ausgefallen.  Ich bin in der 10. SSW (9+3) muss ich mir nun Sorgen machen? vielen Dank  Pinguin  Deine Schwangers...


Bakterielle Infektion trotz gutem Ph-Wert

Hallo Herr Karle,  Ist es moeglich eine bakterielle Infektion zu haben trotz PH-Wert von 4,0? Der Abstrich vor 3 Wochen war unauffällig, aber jetzt habe ich wohl einen Pilz (durch Gyn festgestellt) und sehr wässrigen Ausfluss (kann das von den Clotrimazol Tabletten kommen?). Dann liegt es doch auch nahe, dass ich eine bakterielle Infektion h...


Gardnerella Infektion 21. SSW

Hallo Herr Dr. Karle,  nachdem bei mir vorzeitige Wehen und ein verkürzter Gebärmutterhals (2,2cm) entdeckt wurden, kam bei dem Abstrich das Ergebnis einer Gardnerella Infektion heraus. Ich werde ab heute mit Vaginalzäpchen (Antibiotika) behandelt. Nun habe ich wahnsinnige Angst, dass es für eine Behandlung zu spät ist und der Blasensprung bzw ...


Fragliche Ringelröteln Infektion 3. Trimester

Sehr geehrter Hr. Dr. Karle, wäre eine Ringelröteln Infektion in ca. der 32./33. Ssw wirklich komplett ungefährlich für den Fötus? Ich habe den Verdacht, mein Sohn könnte sie eventuell gehabt haben, es ist jetzt aktuell aber nicht nachvollziehbar ob das wirklich so war. Danke für Ihre Antwort  Deine Schwangerschaftswoche: 34


Angst vor Infektion

Guten Morgen, ich bin nun in der 13. SSW und mir ist etwa total verrücktes passiert und ich mach mir nun große Sorgen. Ich hatte über das WE eine Schoklade im Auto, von der Ich immer wieder mal ein Stück abgerissen und gegessen habe, ohne groß drauf zu achten, wieviel noch da ist usw. Heute morgen war die Packung leer und zerfetzt.    Ein N...


Ringelröteln - wann Infektion nachweisbar

Hallo Herr Dr. Karle, entschuldigen Sie, noch eine RR Frage. Bei meinem Sohn wurden gestern RR diagnostiziert. Die Ärztin meinte der Ausschlag weißt darauf hin, dass er schon am Ende der akuten Infektion ist. Ich habe darauf hin bei mir Blut abnehmen lassen (SSW20+4): IgG negativ, IgM negativ. Da wir aber sehr engen Kontakt hatten, meinte der A...