Frage: Kontakt Retinsäure

Sehr geehrter Herr Paulus, ich bin derzeit in der 10. SSW, jetzt habe ich gestern erfahren, dass ein Kunde von mir Rentinsäure Tabletten für seine Akne nimmt. Ich hatte letzte Woche Kontakt mit ihm und habe ihm auch die Hand gegeben. Nun mache ich mir Sorgen, weil ich gelesen habe, als Schwangere soll man nicht mal die Tabletten berühren….. Ich nehme nicht an, dass er sich morgens nach dem Tablettennehmen noch die Hände wäscht…. Kann es auf diese Weise zu einer Schädigung des Babies gekommen sein? Vielen Dank

von adesso am 15.07.2016, 07:04



Antwort auf: Kontakt Retinsäure

Tretinoin und Isotretinoin werden als synthetische Derivate des Vitamin A seit über 20 Jahren erfolgreich zur Therapie der Akne eingesetzt. Unter hochdosierter Therapie mit Retinoiden wurden fruchtschädigende Effekte beobachtet. Dies wurde jedoch bislang nur für die orale Anwendung nachgewiesen. Um auch bei lokaler Applikation von Retinoiden Fehlbildungen sicher auszuschließen, wird von einer äußerlichen Anwendung von Tretinoin und Isotretinoin in der Schwangerschaft abgeraten. Allerdings besteht bislang kein Verdacht, dass eine äußerliche Anwendung zu einer embryonalen Schädigung führen könnte. In einer Kohortenstudie mit 212 Schwangeren zeigte sich kein Anstieg der Fehlbildungsrate (Jick et al 1993). Eine weitere Untersuchung an 86 Kindern nach lokaler Applikation von Tretinoin im ersten SchwangerschaftsdritteI ergab ebenfalls keine Häufung von Anomalien (Shapiro et al 1997, 1998). Johnson berichtet von einer Fehlbildung unter 45 Kindern nach lokaler Anwendung von Tretinoin, wobei die Mutter auch eine orale Exposition aufwies (Johnson et al 1994). Eine gemeinsame Studie von elf teratologischen Beratungsstellen ergab keinen Anstieg von Fehlgeburten oder Fehlbildungen nach äußerlicher Anwendung von Retinoiden in 235 Schwangerschaften (Panchaud et al 2012). Da es sich bei Ihnen nicht einmal um eine therapeutische äußerliche Anwendung, sondern um einen oberflächlichen Kontakt beim Händeschütteln handelt, ist eine Beeinträchtigung der embryonalen Entwicklung sicher ausgeschlossen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 19.07.2016